REISETIPP
Bergamo – Oder warum der gesündeste Abstand zum Bildschirm von uns aus exakt 752 km beträgt

Gromo im Val Seriana
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Vier Tage Italien, abseits der Touristenströme und ich weiß wieder, warum das Land für mich das besondere Etwas hat. Die Architektur, die Sprache, das Essen und die Menschen. Das Tagesprogramm in Bergamo war voll bepackt. Ich habe nicht einmal Zeit, mir über das doch etwas regnerische Wetter Gedanken zu machen.

Bergamo

Schon die Fahrt durch die lombardische Unterstadt hoch in die Altstadt von Bergamo, wo sich das Hotel befindet, hat überzeugt und mich in meiner Begeisterung bestätigt. Geteilt ist die Ober- und Unterstadt durch die aus dem 16. Jahrhundert entstandene, noch vollständig erhaltene und 5,2 km lange Stadtmauer. Früher war die Altstadt das Armenviertel. Dies hat sich jedoch gewandelt. Das historische Zentrum ist vollständig erhalten und es gibt keine Neubauten. Altes wurde renoviert und instandgesetzt. Es ist eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Architekturensembles in ganz Italien. Belebt wird die Altstadt auch durch die vielen Studenten, die hier oben die Hochschule besuchen. Und seit mehr als 120 Jahren verbindet die Seilbahn das Zentrum von Bergamo mit der Oberstadt. Leider habe ich nur den historischen Teil der Stadt kennengelernt, da wir mit der Gruppe viel im Umland unterwegs waren.

Schon gleich nach Ankunft werden wir von der charmante Gästeführerin Chiara Gambirasio bei einem kurzen Mittagessen begrüßt. Währenddessen erfahren wir schon einiges über die Geschichte der Stadt.
Im Anschluss geht es auch gleich in die Arkadenhalle des Palazzo della Ragione und man wird von der Pracht des Domplatzes, dem ältesten Kern von Bergamo überwältigt. Hier erfahren wir von Chiara auch, was es mit den „coglione“ des Stadtpatrons Bartolomeo Colleoni, auf sich hat. Bergamos skurrilem Wappen- und Glückssymbol, das drei Hoden auf rot-weißem Grund zeigt. Übrigens das Wappen zu streicheln soll Glück bringen. So ein abgewetztes „Hoden-Trio“ finden Sie zum Beispiel am marmornen Mausoleum, das dort vor der größten Kirche der Stadt, Santa Maria Maggiore angebracht ist. Humor und Eier in der Hose hatte er ja, der Herr – und dann auch noch gleich drei davon!
Ich würde jedem empfehlen eine Stadtführung zu buchen. Denn nur so erfährt man auch die interessantesten Hintergründe.

Oper im Teatro Sociale

In der Nähe befindet sich auch das Teatro Sociale, in dem wir abends, zur Auftakt Galaveranstaltung der Donizetti Festivalwoche, Opernmusik genießen dürfen. In Schale geworfen hat man sich da doch gern einmal, auch wenn die Frisur den Titel „ich hab’s versucht“ trägt. Eine Vorstellung in diesem Theater zu besuchen lohnt sich auf jeden Fall. Das Interieur ist komplett aus Holz. Hinter dem doch eher unscheinbaren Eingang verbirgt sich elegante Schönheit mit einem Hauch Gemütlichkeit.
Gaetano Donizetti wurde in Bergamo geboren und gehörte zu jenen italienischen Opernkomponisten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die nie ganz vergessen waren. Vergessen wurden allerdings einige der 60 von ihm komponierten Opern, die jetzt ihre Uraufführung in der Stadt erleben. 1-2 Jahre werden sie einstudiert, um dann in der Originalfassung aufgeführt zu werden. Das Donizetti Festival findet heuer zum dritten Mal statt und immer um den Geburtstag des Komponisten.

Der Charme der Belle Epoque von San Pellegrino Terme
Am nächsten Tag, geht es schon früh morgens nach San Pellegrino Terme. Der knapp 5000 Einwohnerort liegt im Val Brembana, am Fluß Brembo und etwa 24 km von Bergamo entfernt. Netterweise hatte sogar Bürgermeister Vittorio Millesi, sich eine Stunde für uns Presseleute Zeit genommen, um unsere Fragen zu beantworten.
Anfang des 20. Jhd. war San Pellegrino ein renommierter und beliebter Kurort, vor allem in Bezug auf sein Heilwasser. Einrichtungen wie die Badeanstalt, das Casino und das Grand Hotel wurden im Libertystil erbaut. Ganz mein architektonischer Geschmack. Aber darüber werde ich einen eigenen Bericht schreiben...

Gromo und Adessio im Val Seriana - Kultur, Wandern und Skifahren

Etwa 40 Minuten von Bergamo entfernt besuchen wir das Waffenmuseum des Örtchens Gromo. Und können bei einem Spaziergang einen kleinen Einblick ins Ortsleben gewinnen. Die Auszeichnung „Borghi piú belli d’italia“ für eines der schönsten Dörfer Italiens, ist absolut gerechtfertigt und einen Wanderausflug wert. Zudem befindet sich das kleine Skigebiet Spiazzi di Gromo mit seinen 15 Pistenkilometern nur etwa 10 Minuten entfernt.

Interessant während der Weihnachtszeit: Viele Privatleute haben ihre Türen geöffnet und verkaufen Selbstgebasteltes oder Antikes. Der Weihnachtsmann hat hier ebenfalls sein Haus und mit seinen freundlichen Elfen verzaubert er gerne die Kinder.
Nicht weit von Gromo entfernt dürfen wir im Campagnile von Adessio, dem Glockenturm, ein Konzert der besonderen Art erleben. Die Glockenspieler ließen eigens für uns die Glocken erklingen. Beeindruckend vor allem auch der Ausblick über das Tal, den man vom Turm aus hat. Auf Anfrage ist der Turm für jeden zu besichtigen – nur das mit dem Glockenspiel kann ich Ihnen allerdings nicht versprechen…
Für unsere kleine Truppe geht es weiter nach Pare. Über den Ort selbst kann ich jetzt leider gar nichts berichten, nur von den Menschen, denen wir beim Zubereiten einer regionalen Spezialität, den „Scarpinòcc de Par“ über die Schultern schauen durften. Und das in der Küche von Antonietta und Maura. Dazu hat Aldo Imberti, uns viel über die früheren Traditionen erzählt. Soviel kann ich sagen… man kommt als Fremder und geht als Freund. Herzliche Grüße noch einmal an die Gruppo Folclorico Lampiusa für die Gastfreundschaft – e Grazie Mille…

Der Natur ganz nah - Agriturismo Fredy

Sehr gut gegessen haben wir auch bei Ferdy auf seinem Agriturismo Hof, den er seit 30 Jahren betreibt. Ein Tipp zum Essen und auch übernachten. Vor allem für Pferde- und Tierfreunde allgemein. Er geht mit alten Traditionen neue Wege. Hier ist alles Bio – auch im angeschlossenen kleinen Wellnessbereich wird mit den eigenen Produkten Hand angelegt. Bei einer Käseverkostung durften wir den Käse probieren, der sogar seit einigen Wochen für eine Auszeichnung der UNESCO verantwortlich ist. Mit der Milch seiner „Bruna Alpina Originale“-Kühen, einer alten braunen regionalen Rasse, hat er einen Käse geschaffen, der zum immateriellen Weltkulturerbe geworden ist und die Region sich laut der UNESCO, jetzt als „Bergamo city of gastronomy an cheese vallex“ betitulieren darf. Es ist eine Lebenseinstellung die Ferdy Winter vertritt – eine Liebe zur Natur und den Tieren. Neben den Kühen gibt es auch noch Pferde, Ziegen und Schweine. Also ein wirkliches Urlaubsparadies in Lenna, unweit von San Pellegriono Terme.

Mangiare ist ja eines der Dinge die bei den Italienern auf der Prioritätenliste stehen. Ich sag mal so: Es wurde gut für uns gesorgt. Und wüsste ich es nicht besser, gingen die Blähungen nach der ganzen Völlerei glatt als Kindsbewegungen durch. Es ist aber auch alles sensationell gut und – und es wäre ja so unhöflich abzulehnen, oder?

Noch etwas Kunst gefällig?

Was wäre mein Blog, wenn nicht auch die Kunst vertreten würde. Zum Abschluss der Reise, steht noch ein Besuch der Accademia Carrara auf dem Programm. Der Name ist etwas irreführend, denn es hat nichts mit den Carrara Steinbrüchen zu tun. Die Akademie wurde 1796 auf Initiative des Mäzens und Sammlers Graf Giacomo Carrara gegründet. Das Flaggschiff von Bergamo, ist eine der wichtigsten Kunstgalerien in Norditalien. Es zeigt sensationelle Werke von Autoren wie Pisanello, Mantegna, Bellini, Raffael, Botticelli, Lotto, Moroni, Canaletto, Hayez und Pellizza da Volpedo. Angeschlossen ist auch direkt im Nebenbau die Kunsthochschule Accademia di Belle Arti.

Jetzt sind es nicht einmal die Bilder selbst weswegen ich mich gerne in Pinakotheken für alte Gemälde umsehe. Mich verzaubert mehr das Detail an einem Bild - Wie etwas gemalt wurde. Und da nicht einmal die Gesichter. Sondern Details wie etwa Perlenketten, Obst und ganz besonders Stoffe. Stoffe von Kleidern, Vorhängen oder Tischdecken. Wie sich die verschiedenen Schattierungen im Faltenwurf verhalten, die Stoffmuster, die Detailverliebtheit von Spitze undundund… – einfach unglaublich, wenn man dies genauer betrachtet.
Nicht nur die Stadt nennt sich Bergamo, sondern auch die Region. Und für die Stadt Bergamo, die ich eigentlich kennenlernen wollte, war leider die Zeit zu knapp. Also, schon ein Grund für einen weiteren Besuch...

       Ciao
           KUNSTECHT & TRAVEL
(den Beitrag mit allen Links finden Sie auch auf meinem KunstReiseBlog)

Offenlegung: Ermöglicht hat mir diese Pressereise Visit Bergamo. Danke!
weitere Infos über Italien: ENIT Italy

Autor:

Sylvia Kester aus Elsenfeld

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