PuG-Studienfahrt nach München
„Mehr Politik in einer Woche geht kaum“
Trump wird neuer Präsident. Kanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner. Ampelkoalition gescheitert. Immer wieder blickten die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Julius-Echter-Gymnasiums sowie die begleitenden Lehrkräfte mit Erstaunen auf ihre Handys und lasen die sich überschlagenden Eilmeldungen. Die diesjährige Studienfahrt, welche vom 04. bis zum 08. November durchgeführt wurde, widmete sich erneut der politisch-historischen Bildung der jungen Erwachsenen. „Als hätten Sie es geplant“, hieß es so oft von den Schülerinnen und Schülern, als sich die politischen Neuigkeiten in dieser Woche überschlugen. Eben diese Nachrichten dienten aber auch als Türöffner, um am Abend im Wirtshaus, in der Tram auf dem Nachhauseweg sowie im Landtag über die Tagespolitik oder allgemein über gesellschaftliche Entwicklungen zu diskutieren.
Zunächst begann die Woche noch – politisch betrachtet – harmlos. Die Jugendlichen erkundeten die Münchner Innenstadt in Form einer Rallye. Sie besichtigten den Marienplatz, die Frauenkirche, den Odeonsplatz und viele weitere Münchner Wahrzeichen.
Am Tag der US-Präsidentschaftswahl, dem Dienstag und somit zweiten Tag der Studienfahrt, widmete sich die 11. Jahrgangsstufe nicht der politischen Gegenwart, sondern der historischen Vergangenheit. Mit dem Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau erhielten die jungen Erwachsenen einen weiteren Einblick in das menschenverachtende System der Nationalsozialisten. Nur zwei Monate nach der Machtübernahme ließen die NS-Funktionäre in Dachau im März 1933 das erste Konzentrationslager errichten. Während weltweit die Gräben innerhalb der Gesellschaften immer größer, politische Gegner als Feinde betrachtet und rassistische sowie antisemitische Äußerungen wieder salonfähig werden, mussten die Schülerinnen und Schüler feststellen, dass die Vergangenheit unserer Gegenwart bisweilen doch näher scheint, als man sich vielleicht erhoffen würde.
Am nächsten Morgen erwachten Lehrer wie Schüler mit den Schlagzeilen, dass Donald Trump auf dem besten Weg sei, neuer US-Präsident zu werden. Passend hierzu besuchten zwei Gruppen im Rahmen der Studienfahrt am Mittwochvormittag die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk. Neben geschäftigen Journalisten waren die Jugendlichen somit mitten im Geschehen der medialen Aufbereitung der US-Wahlen. Auf den Führungen kamen die Schülerinnen und Schüler mit den Medienmachern ins Gespräch und diskutierten nicht nur über die Person Trump, sondern auch über die grundsätzliche Rolle der Medien und ihren Beitrag für eine funktionierende Demokratie.
Dass nicht nur die Medien hierzu einen Beitrag leisten können, stellten die Jugendlichen im weiteren Verlauf des Tages im Lenbachhaus sowie der Alten Pinakothek fest, wo jeweils Workshops stattfanden, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Demokratie und Kunst beschäftigen. Was hat Kunst mit Demokratie zu tun? Ist Kunst heute frei? Muss auch der Kunstfreiheit Grenzen gesetzt werden? All diese Fragen und viele mehr wurden zusammen mit Kunstpädagoginnen debattiert.
Am gleichen sowie dem Folgetag besichtigten die Schülerinnen und Schüler des Julius-Echter-Gymnasiums in unterschiedlichen Gruppen aber auch die Schaltzentrale der bayerischen Demokratie, den Landtag. So kamen die Jugendlichen ins Gespräch mit den Abgeordneten Martin Stock, Thomas Zöller, Patrick Friedl und aufgrund einer Erkrankung von Martina Fehlner auch mit Markus Rinderspacher, Präsidiumsmitglied des bayerischen Landtags. Neben den Führungen durch das Maximilianeum erhielten die Elftklässler auch Einblick in die Arbeit der Parlamentarier, da zwei Ausschusssitzungen live verfolgt werden konnten. Unter anderem wurden Experten zum aktuellen Stand der Artenvielfalt in Bayern befragt, nachdem vor fünf Jahren das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ erfolgreich war. Da die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe bereits dieses Thema im Unterricht behandelt hatten, konnten sie nun vor Ort einen Eindruck gewinnen, wie das Volksbegehren umgesetzt wurde. MdL Patrick Friedl motivierte in diesem Zusammenhang die jungen Erwachsenen, sich politisch einzubringen und erinnerte an das bayerische Petitionsrecht. Das Julius-Echter-Gymnasium bedankt sich an dieser Stelle herzlich bei allen Landtagsabgeordneten, die den Schülerinnen und Schülern ermöglicht haben, die Arbeit der Parlamentarier hautnah kennenzulernen und zu demonstrieren, dass auch in aufwühlenden Zeiten der reguläre Politikbetrieb weitergeht.
Nach weiteren Programmpunkten, wie einer Vorstellung von Schillers „Maria Stuart“ im Residenztheater sowie der Museumsbesuche im Deutschen Museum und in der Residenz, endete die Studienfahrt mit einem Besuch des Erinnerungsorts „Olympia-Attentat 1972“ am Freitag.
Die politisch-historische Studienfahrt in der zurückliegenden Woche verdeutlichte den Schülerinnen und Schülern immer wieder aufs Neue, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpft sind. Welche Lehren ziehen wir aus der Geschichte? Wie gestalten wir unsere Gegenwart? Wie kann eine Demokratie auch in Zukunft Bestand haben? Welche Maßnahmen müssen Politik und Gesellschaft wie auch jedes einzelne Individuum ergreifen, damit Artikel 1 unserer Verfassung gewährleistet werden kann: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
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