Mittelstufentheater am JEG
Baskerville - Sherlock Holmes' allererster Fall
Endlich kommt sie ans Tageslicht: die ganze Wahrheit über Sherlock Holmes! Wir kennen ihn alle, den genialen Detektiv. Aber wer weiß schon, dass er die Lösung seines ersten Falls Jamie Watson, der Zwillingsschwester des berühmten Doktors, verdankt? Mit dem Stück „Baskerville - Sherlock Holmes' allererster Fall“ von Annika Scheffel bezauberte das Mittelstufentheater mit ihrer Spielleiterin Lone Wulff am 9. Juli die Zuschauerinnen und Zuschauer im Julius-Echter-Gymnasium Elsenfeld.Schulleiterin Petra Hein freute sich sichtlich, so viele Menschen in der Aula der Schule begrüßen zu dürfen. Dies sei für die Schauspieler ein schöner Lohn ihrer Mühe. Als Englischlehrerin ist sie vom Schauplatz des Stücks, dem viktorianischen England, sehr angetan.
Bereits die ersten Takte der Musik stimmten auf das Folgende ein, entstammten sie doch der erfolgreichen BBC-Serie „Sherlock“ und entführten das Publikum in die Baker Street zu dem berühmten Freundespaar Sherlock Holmes und Dr. Watson, wobei ersterer sich mit Emotionen wie Freundschaft bekanntermaßen schwer tut. Diese spannende Konstellation wurde von Mia Buhleier als Sherlock Holmes und Lily Kraske als John Watson eindrucksvoll verkörpert. Dass sie überhaupt zu einer Freundschaft gefunden haben, liegt in ihrem allerersten gemeinsamen Fall begründet, wie Watson dem Publikum nun im Folgenden genauer erzählen wird. Es beginnt das Stück im Stück: Die Bühne ist nun zweigeteilt, auf der einen Seite der Detektiv und sein Kompagnon als Erzähler, die andere Seite der Bühne versetzt die Zuschauer zurück in die Vergangenheit, wo alles begann: Holmes und Watson sind 12 Jahre alt und befinden sich in einem Klassenzimmer in London. Keine leichte Aufgabe für das Technikteam. Doch professionell und in Eigenregie wird die Bühne so ausgeleuchtet, dass immer der gerade Spielende im Rampenlicht steht.
Jung-Sherlock trifft auf die Watson-Zwillinge
Jung-Sherlock war damals schon eine Nervensäge, die überall aneckte. Helena Dörr interpretiert ihre Figur mit viel spielerischer Freude und gibt überzeugend den großen Exzentriker. Ebenso scheint Felix Dominik als dem jungen Watson die Rolle auf den Leib geschrieben; mit trockenem Humor und einer gehörigen Portion Skepsis stellt er nicht nur den emotionalen Gegenpart zum bisweilen allzu genialischen Holmes dar, sondern sorgt im Publikum auch für viele Lacher. In der Schule stößt noch Johns aufgeweckte Zwillingsschwester Jamie (Mia Leibmann) hinzu. Das Ermittlerteam ist nun komplett. Wegen Geldschwierigkeiten müssen die beiden ihre Ähnlichkeit nutzen und immer abwechselnd die Schulbank drücken, um Schulgeld zu sparen. Mathilda Rein, die hier, als eine von mehreren Rollen, in diejenige der Lehrerin schlüpft, strahlt Strenge aus und schafft so eine beklemmende Schulatmosphäre.
Die Zwillinge haben aber noch ganz andere Probleme: Ihre Mutter ist spurlos verschwunden! Endlich eine Möglichkeit für den jungen Sherlock, sein brillantes Gehirn für die Lösung dieses Falls einzusetzen. Dabei zeigt er seine eher unangenehmen Eigenschaften und geht mit seiner Arroganz und seiner schroffen Direktheit zunächst allen auf die Nerven. Doch schnell findet er heraus, wo die Verschwundene sein könnte, nämlich - man ahnt es bereits - in Dartmoor, genauer gesagt in Baskerville. Dort tut sich eine heiße Spur im seltsamen Gasthaus „Zum tanzenden Pony“ auf, bei dem die Wirtin, glaubhaft gespielt von Mirka Frank, dem Trio die Geschichte vom mysteriösen Hund von Baskerville, der im Moor sein Unwesen treiben soll, auftischt. Dann folgt eines der Glanzstücke der drei Ermittler, die überhaupt jede Pointe punktgenau setzen und auch hier in einem furios-verwirrenden Dialog, bei dem sie sich fragen, ob die Info über den Höllenhund eine Falle sei oder nicht, beim Publikum für viel Heiterkeit sorgen.
Showdown im Moor von Dartmoor
Spannend und lustig geht es weiter, der Fall nimmt Fahrt auf. Im „Tanzenden Pony“ tauchen weitere seltsame Gestalten in Form von Gräfin Grantham (ebenfalls Mathilda Rein) und ihrem Tunichtgut von Sohn, Lord Patrick, auf. Dieser wird, herrlich überdreht, von Danica Adams dargestellt. Plötzlich sehen sich die Detektive auch noch mit einem Fall von Erbschleicherei konfrontiert, bei dem ein mysteriöser Geist, der von der zwielichtigen Lady Rosamund, (Mirka Frank) beschworen wird, eine wichtige Rolle spielt. Damit nicht genug macht sich auch der Hund von Baskerville mit schaurigen Geheul bemerkbar. Während der Recherche kommen sich Jamie und Sherlock näher, zumindest nach Ansicht von John, der bei seiner Schwester mehr als nur Interesse für die Denkleistungen des jungen Genies vermutet. Die Geisterbeschwörung wird von Holmes bald als Schwindel entlarvt, auch wenn der „Geist“, gespielt von Danica Adams, wirklich sehens- und vor allem hörenswert war. Nach einem Streit ist dann auch noch John verschwunden. In dieser Situation gibt Schwester Jamie in einem Monolog ihre Gefühlslage preis und hat damit einen ganz starken Auftritt. Höhepunkt des Geschehens ist der Showdown am Baskerville-Felsen im finsteren Wald von Dartmoor, dem Fundort eines Schuhs der Mutter der beiden Kinder. Dank des gelungenen Bühnenbilds eine wirklich gruselige Atmosphäre! Auch der Nebel fehlt natürlich nicht.
Dann klärt sich alles auf, nicht zuletzt auf Grund von Jamie Watsons Spürsinn: Lord Patrick und Lady Rosamund haben Emma Watson in einer Höhle gefangen gehalten, weil sie ihnen bei ihren Betrügereien versehentlich in die Quere gekommen ist. Die Befreiung der Mutter und die Verhaftung der beiden Missetäter sorgen für ein Happy End. Doch halt, dem Rätsel um den Hund von Baskerville ist man nicht näher gekommen. Das heben sich die Erwachsenen Sherlock Holmes und Dr. Watson für später auf. Das letzte Wort hat dann nicht der Hund, dessen schauriges Geheul von Lone Wulff aus dem Off täuschend nachgeahmt wird, sondern das Freundespaar in der Baker Street, wo man bei einer Tasse Tee die Erzählung des Falls ausklingen lässt, den nicht, wie Holmes zugeben muss, er allein, sondern das Team gelöst hat.
Der wohlverdiente Applaus für die großartige Leistung aller Mitwirkenden setzte den Schlusspunkt eines gelungenen Theaterabends des Mittelstufen-Ensembles am JEG.
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