KAB-Initiative im Gespräch mit Kerstin Celina
Was hilft zu besserer Pflege und entlastet Angehörige?
Ideen für die Verbesserung der Pflege tauschten Ehrenamtliche der KAB-Initiative sozial & gerecht mit der sozialpolitischen Sprecherin der GRÜNEN Landtagsabgeordneten Kerstin Celina in Elsenfeld aus. Die Ehrenamtlichen schilderten die u.a. durch Privatisierungen entstandene Überlastung der Menschen in den Pflegeberufen, sie forderten eine Übernahme der Pflege durch die öffentliche Hand und erinnerten an die Forderung der Grünen nach einer 35-Stunden-Woche und zusätzlichen Urlaubstage für Pflegekräfte.
Einig war sich die Runde darin, dass das derzeit diskutierte Pflichtjahr für junge Menschen keine substantielle Verbesserung der Pflegesituation mit sich bringen würde. „Überall werden händeringend Auszubildende gesucht. Und dann soll ein gesamter Jahrgang von Jungen und Mädchen in ein verpflichtendes Dienstjahr geschickt werden, wo absehbar ist, dass in der angespannten Personalsituation keine Chance besteht, die jungen Leute so gut anzuleiten und zu betreuen, dass sie Lust auf eine Ausbildung in einem sozialen Beruf bekommen? Besser wären bessere Bedingungen für ein freiwilliges soziales Jahr, damit aus allen Schulformen mehr junge Menschen teilnehmen und Lust auf einen Beruf in dem Bereich bekommen“.
Einigheit herrschte auch in dem Anliegen, „Gemeindeschwestern“ (besser: community health nurses) vor Ort einzusetzen, um die gesundheitliche Versorgung am Wohnort zu verbessern. Dass Pflegekräfte insgesamt mit mehr Kompetenzen ausgestattet und nach Qualifikation eingesetzt werden sollten, würde die Attraktivität des Berufs deutlich erhöhen, sagte Celina.
Dass es oft eine Überforderung ist, wenn in kurzer Zeit für einen Angehörigen organisiert werden muss, wie er gepflegt werden kann, stellten selbst Betroffene der KAB-Initiative dar. Hier wäre statt des derzeitigen Bürokratiedschungels Leistungen aus einer Hand sehr hilfreich. Kerstin Celina ermutigte aus eigener Erfahrung dazu, dass Pflege zu Hause möglich und sinnvoll ist, v.a. dann wenn die Hausarztpraxis mit im Boot ist und ambulante Palliativpflegedienste in der Region mit unterstützen können.
Die Kosten für Pflegeleistungen drohen aufgrund der demografischen Situation – immer mehr Ältere und weniger Jüngere – zu explodieren. „Stärkere Schultern müssen mehr zahlen als schwächere Schultern, dazu brauchen wir einen gesellschaftlichen Konsens. Wir können die Kosten für gute Pflege nicht nur auf die abwälzen, die als Berufstätige in die Pflegeversicherung einzahlen. Wer sich beruflich engagiert und Familie betreut kann nicht gleichzeitig die alleinige finanzielle Last tragen“.
Kerstin Celina ist Mitglied der Grünen und seit 2013 unterfränkische Abgeordnete im Bayerischen Landtag. Dort ist sie Mitglied im Ausschuss Gesundheit und Pflege und im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie.
Die Themengruppe Gesundheit und Pflege der KAB-Initiative sozial & gerecht setzt sich für Verbesserungen der Pflegesituation im Landkreis Miltenberg ein. Die Ehrenamtlichen haben sich bei der Open Sozial im Oktober 2021 zu diesem gemeinsamen Thema zusammengefunden. Am 22. Oktober werden sie ihre Arbeit bei „Open Sozial - Brennpunkt“ in Obernburg vorstellen und Möglichkeit geben, eigene Ideen einzubringen und sich zu beteiligen. Zu dieser Veranstaltung lädt die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) alle Menschen ein, die sich für ein gutes Zusammenleben im Landkreis einsetzen wollen. Weitere Informationen hier: www.sozialundgerecht.com
Autor:Katholische Arbeitnehmerbewegung aus Landkreis Miltenberg |
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