Zweites Dialog-Treffen in Elsenfeld
Integrationsarbeit im "Dialog 2.0"
Eines war spätestens am Donnerstagabend nach den zwei Stunden des zweiten Treffens „Elsenfelder Dialog 2.0“ allen 30 anwesenden Akteuren klar: Das Projekt ist wichtiger denn je, die Situation ist noch schwieriger und der Handlungsbedarf noch größer als beim ersten Anlauf vor gut 15 Jahren. Es muss ganz konkret etwas für das gegenseitige Verständnis und für das Zusammenleben von Einheimischen und Migranten in der Marktgemeinde getan werden.
Viele wirkten durchaus erschrocken, als die Leitungen von Kindertagesstätten und Schulen Elsenfelds eine glasklare und ungeschminkte Bestandsaufnahme formulierten. Für die Kita „Rasselbande“ versicherte die Leiterin Susanne Walter, dass die Prob-leme aktuell größer seinen denn je - und das „obwohl wir arg viel tun, um alle zu erreichen“ und obwohl Elsenfeld für die perso-nelle Ausstattung mehr tue als vorgeschrieben. Trotz aller Bemühungen könne man die Mütter nicht erreichen und einbinden – „Wir sind kläglich gescheitert!“ -, müsse wegen fehlender Sprachkenntnisse von Kindern aus zahlreichen Ländern oft mit den Händen kommunizieren. Das Problem liege aber tiefer: Bis auf einen Mann arbeiten hier ausschließlich Frauen und die würden von den Männern aus anderen Kulturkreisen oft nicht akzeptiert und ihre Hinweise und würden einfach nicht ernst genommen. Ein geregelter Ablauf in der Kita sei so oft nicht möglich, weil Regeln nicht eingehalten, weil vor allem afrikanische Kinder oft gemobbt werden und religiöse Intoleranz oft den notwendigen Respekt verhindere. Nicht ganz so drastisch war der Bericht von Sandra Pohl, Leiterin des Kita „Unter der Linde, wobei auch sie auf die Sprachbarrieren und auf die Bedenken deutscher Eltern hinwies, dass in den einzelnen Gruppen kaum noch Deutsch gesprochen werde.
Marietta Spiller, Konrektorin der Mozart-Grundschule, und Andreas Fischer, Rektor der Georg-Keimel-Mittelschule, bestätigten weitgehend diese Probleme, die bei Erzieherinnen und Erziehern, und auch bei Lehrerinnen und Lehrern nicht selten die Grenzen der Belastbarkeit überschritten. Für Spiller auch nicht auf Dauer erträglich: „Wir bekommen fast jede Woche ‚Quereinsteiger‘, die wieder ganz neu integriert werden müssten.“ Fischer beklagte, dass in der Mittelschule bei einem Migrantenanteil von rund 90 Prozent und dem unvermeidbaren Niveauverlust das negative Etikett „Restschule“ häufig verwendet werde. Er bedauert vor al-lem, dass die meisten der Jugendlichen „keine deutschen Freunde und keinen Kontakt zu den Vereinen vor Ort“ haben.
Dass es trotz aller Probleme konkrete Chancen gibt, machte Nilüfer Ulusoy deutlich, die Vorsitzende des Vereins „Frauen für Frauen“ aus Erlenbach. Sie stellte erfolgreiche Projekte vor, mit denen auch die Frauen erreicht werden können – eine zentrale Voraussetzung für Integration. Auf der Homepage www.fff-erlenbach.de sind erfolgreiche Aktivitäten zu finden, von denen einige auch aktuell im Quartierszentrum Elsenfeld angeboten werden.
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