Ausbildung abgeschlossen
Freisprechungsfeier der Kreishandwerker Miltenberg 2022: Die Zukunft liegt im Handwerk
Rund 70 Junghandwerkerinnen und Junghandwerker wurden am Montag, den 19. September 2022 von der Kreishandwerkerschaft Miltenberg geehrt. Bei der Freisprechungsfeier im Bürgerzentrum in Elsenfeld erhielten sie ihre Gesellenbriefe auf großer Bühne vor zahlreichen Gästen.
„Das Handwerk verbindet Tradition und Moderne. Es bildet die Wirtschaftsmacht, die wir gerade dringend brauchen“ - mit diesem Gedanken begrüßte Kreishandwerksmeisterin Monique Haas die Besucher und Junggesellen der Innungen aus dem Landkreis Miltenberg. „Ihr habt viele Höhen und Tiefen überwunden, nun warten spannende Ereignisse auf euch. Wir brauchen nicht nur Denker, sondern Macher mit Herz und Verstand!“ Anschließend zeigte sie ein Video, das veranschaulichte, wie eine Welt ohne Handwerk aussehen würde.
Zahl der Auszubildenden geht zurück
Michael Bissert, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, erklärte: „Es tut gut in die vielen jungen Gesichter zu blicken, denn Sie sind die Zukunft der Region.“ Besorgniserregend sei allerdings der deutliche Rückgang an Auszubildenden. Dies befeuere den Fachkräftemangel in Deutschland. „Die Situation hat aber auch eine gute Seite: Handwerker sind immer mehr gefragt, mit dem Gesellenbrief haben Sie daher beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Für den Landkreis gratulierte der stellvertretende Landrat Bernd Schötterl zur bestandenen Prüfung. „Sie haben sich Ihren Abschluss hart erarbeitet, Ihre Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit haben sich ausgezahlt.“ Auch die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner freute sich, bei der Freisprechung dabei zu sein und Grüße und Glückwünsche zu überbringen. „Handwerk hat goldenen Boden, das war schon immer so und das gilt auch heute noch“, stellte sie fest.
Für die Junghandwerker formulierte Janina Tremmel (Schreinerinnung) einige Gedanken zur Ausbildung und richtete ihren Dank an die Ausbildungsbetriebe und alle, die Begleiter und Unterstützer auf dem Weg zum Gesellenbrief waren.
Überraschung sorgt für emotionalen Moment
Dann war es endlich soweit: Mit einem lauten Knall ließen die Obermeister der Innungen Konfetti regnen, nachdem die Junggesellen und Junggesellinnen stehend die Freisprechung von der Kreishandwerksmeisterin empfangen hatten. Anschließend wurden zunächst die Prüfungsbesten auf die Bühne gebeten, die eine Auszeichnung erhielten. Dann ging es an die Übergabe der Gesellenbriefe, aufgeteilt nach den jeweiligen Innungen.
Emotionaler Höhepunkt der Feier war die Verleihung des goldenen Meisterbriefs an Karl Knobloch (Friseur), der seit 1978 seinen Meistertitel trägt und seit 1979 selbstständig ist. Sichtlich überrascht, aber auch sehr erfreut, nahm er die Auszeichnung entgegen.
Abschließend überbrachte der stellvertretende Kreishandwerksmeister Nick Braunwarth seine Glückwünsche und ermutigte die Junggesellen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Offene Stellen zum Ausbildungsbeginn
Das Handwerk bietet jungen Menschen beste Zukunftschancen. Dennoch finden immer weniger junge Menschen den Weg ins Handwerk. Zum Stichtag 31.8.2022 registriert die Handwerkskammer für Unterfranken insgesamt 2.220 neue Lehrverträge, was einem Minus von 2,9 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zum offiziellen Ausbildungsbeginn können potenzielle Bewerber noch immer unter rund 1.400 offenen Stellen im unterfränkischen Handwerk wählen und eine Ausbildung beginnen. „Das Minus von 2,9 % an neuen Auszubildenden zum 1. September ist besorgniserregend für das unterfränkische Handwerk, mittel- und langfristig ebenso eine schwere Last für unsere Gesellschaft“, weiß Michael Bissert, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken.“ Trotz des allgemeinen Rückgangs an neuen Auszubildenden zum Ausbildungsstart 2022 erkennt die Handwerkskammer aber auch eine positive Entwicklung: Es kann ein Zuwachs an neuen Auszubildenden im Elektro-, Sanitär- sowie Kraftfahrzeug-Handwerk, also in den Gewerken, die für die Energie- und Mobilitätswende stehen, verzeichnet werden. Michael Bissert sieht hier vor allem einen Erfolgsfaktor: „Es ist in den vergangenen Jahren ins öffentliche Bewusstsein gerückt, dass diese Handwerke für die Zukunft unseres Landes benötigt werden.“ Aber er sagt auch: „Alle Handwerke sind auf ihre Weise wichtig für uns und unsere Zukunft. Das muss uns allen bewusst sein.“
Leonie Albrecht aus Goldbach hat eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin absolviert und wurde als Innungsbeste ausgezeichnet.
Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?
„Ich habe in der Bäckerei Brückner ein Praktikum in der Backstube gemacht. Dort hat es mir gefallen, aber ich merkte schnell, dass ich mich im Verkauf besser einbringen kann. Deswegen habe ich mich für die Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin entschieden.“
Welche Erfahrungen hast du in der Ausbildung gemacht?
„Ich danke meinem Chef Markus Brückner für die Möglichkeiten, die er mir gegeben hat. In Zukunft möchte ich gerne Weiterbildungen wahrnehmen und später selbst in Richtung Ausbilder gehen. Mir ist es wichtig, mein Wissen an andere weitergeben zu können.“
Kamel Awel (Kleinheubach) hat seine Ausbildung in der Konstruktionstechnik bei der Firma Ziemann Holvrieka in Bürgstadt absolviert.
Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
„Ich habe zwei Jahre lang als Leiharbeiter in der Firma gearbeitet. Dann wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dort eine Ausbildung zu machen. Da ich die Idee gut fand und auch mein Chef einverstanden war, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Weg zu gehen.“
Was planst du für die Zukunft?
„Ich möchte in der Firma bleiben. Dort kenne ich die Leute und weiß, dass alles passt. In einem anderen Betrieb müsste ich neu anfangen und wäre nicht sicher, ob es mir gefällt.“
Sina Gandara aus Röllfeld hat bei „Isoldes Haarstube“ in Weilbach eine Ausbildung zur Friseurin gemacht. Sie wurde als eine der Innungsbesten ausgezeichnet.
Wie bist du zu deiner Ausbildung gekommen?
„Ich habe in der 10. Klasse in den Osterferien eine Woche Praktikum dort gemacht. Es war ursprünglich nicht mein Traumberuf, aber nachdem ich es ausprobiert hatte, habe ich mich für diese Ausbildung entschieden.“
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
„Durch die Coronazeit hatten wir es schwer im Salon. Ich wurde mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen, weil meine Chefin und ich alleine waren. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich trotz allem so gut auf die Prüfung vorbereitet hat, indem sie mich immer wieder zum Üben motiviert hat.“
Autor:Katja Bergmann aus Niedernberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.