Winter im Süden
Winterurlaub in Südeuropa – Gas- und Strompreisen trotzen?

Die deutsche Regierung rät ihren Bürgern dazu, den Winter auf Mallorca oder in anderen südeuropäischen Regionen zu verbringen. Der Grund hierfür sind die steigenden Gas- und Strompreise, die uns vor allem im Winter zu schaffen machen werden. Doch handelt es sich bei der Flucht vor der Kälte um eine gute Idee und für wen ist diese überhaupt geeignet?

Wärmeres Klima ist nicht gleich wärmeres Klima

Wer seine Überwinterung im Süden nicht angemessen plant, der wird sich vermutlich wundern. Auch Länder wie Italien und Spanien haben kalte Regionen. Wen es in die Berge verschlägt, wird es selbst in Südspanien kalt werden. Und selbst an der berühmten Costa del Sol lag bereits Schnee. Im Januar und Februar 2017 fielen die Temperaturen auf 1° Celsius, was zu Schnee in Málaga und weiteren Küstenstädten führte.
Die Klimaerwärmung macht es wahrscheinlicher, dass extreme Wetterfronten erneut auftreten.

Das Problem hierbei ist, dass entsprechende Gebiete nicht unbedingt auf den Winter vorbereitet sind. 320 Sonnentage im Jahr sorgen eher dafür, dass Klimaanlagen eingebaut werden. Heizungen fehlen hingegen meistenorts.

Doch auch dann, wenn die Temperaturen im angenehmen zweistelligen Bereich bleiben, ist es noch immer Winter. Das bedeutet auch im Süden Europas Regen, Wind und Wetter. Aufgrund fehlender Heizkörper sowie oft schlechter Isolierung der Häuser, zieht die hohe Luftfeuchtigkeit bis auf die Knochen.

Nicht nur Deutschland ist von steigenden Kosten betroffen

Der Krieg in der Ukraine sowie die Inflation wirken sich nicht nur auf Deutschland aus. Auch Südeuropa ist hiervon betroffen. Viele dieser Länder sind, wie zum Beispiel Griechenland, bereits ohnehin finanziell gebeutelt. Sie werden sich sicherlich über Touristen freuen, die auch im Winter Geld ins Land bringen, doch von der getrübten Stimmung wird es kaum ein Entkommen geben.

Viele dieser Länder haben bereits angekündigt, dass sie in öffentlichen Gebäuden Strom sparen werden. Das bedeutet auch hier ein Verzicht auf unnötiges Heizen. Der Besuch des Picasso Museums mag entsprechend kühler ausfallen als erhofft. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte es auch passieren, dass Touristen und Einheimische plötzlich im Dunkeln sitzen, da Straßenlichter ausgeschaltet werden.

Die Sache mit dem Verreisen

Wir leben durchaus in seltsamen Zeiten. Erst Corona, jetzt Krieg und Inflation. All dies wirkt sich natürlich auch auf die Reisebranche aus. Viele Flugverbindungen wurden eingespart, weshalb selbst beliebte Reisziele teils nur noch von wenigen Fluggesellschaften angeflogen werden. Und das bedeutet natürlich steigende Kosten für Flugtickets.

Wer davon ausgeht, dass sich die Lage nach dem Sommer erholen wird, könnte falsch liegen. Mitarbeiter von Airlines wie Easyjet und Ryanair haben Streiks angekündigt, die sich gut und gerne noch bis ins neue Jahr ziehen könnten. Das wird erneut für eine Verknappung des Angebots und somit steigende Kosten sorgen. Dies geschieht auch, sollten viele Deutsche auf den Rat ihrer Regierung hören.

Da wir bereits beim Thema Corona sind, sollte an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Die Todeszahlen gehen zwar zurück, doch ein Ende hat die Covid-Krise noch nicht gefunden. Steigen die Zahlen im Winter wieder oder verschlimmert sich die Lage aus anderen Gründen erneut, kann es wieder zu Restriktionen und weiteren Maßnahmen kommen. Diese würden sich ebenfalls auf das Reisen auswirken.

Nur die Reichen können sich einen Winterurlaub leisten

Ein Winterurlaub im Süden ist etwas, von dem viele träumen. Doch Rentner, an die dieser Rat gerichtet war, sind nicht immer reich. Auch in Deutschland gibt es die Altersarmut sowie Pensionäre die mit ihrem Geld über die Runden kommen, sich aber keinen Luxus leisten können.

Zuhause an Strom und Gas zu sparen, indem man in den Süden entweicht, ist für viele keine Realität. Hinzu kommt, dass dennoch geheizt werden muss. Wer seine Wohnung in Deutschland einen Winter über unbeheizt lässt, wird im Frühling mit Schimmel, Rohrbrüchen und anderen Problemen zu kämpfen haben.

Es mag zwar durchaus günstige Angebote für Pauschal- und All-inklusiv-Reisen geben, doch ob diese wirklich günstiger sind, als Zuhause zu bleiben, muss individuell berechnet werden. Hierin sind einige Unbekannte enthalten, da niemand wissen kann, wie sich die Preise genau entwickeln werden.

Für wen lohnt sich somit die Reise in den Süden zum Kostensparen?

Der Rat den Winter auf Mallorca zu verbringen war an Rentner gerichtet.Darunter mag es durchaus welche geben, die diesen in die Tat umsetzen werden. Zu bezweifeln ist jedoch, dass dies zum Kostensparen geschehen wird. Wer Familie, Bekannte oder Freunde in warmen Ländern hat, der kann sich vielleicht glücklich schätzen. Für alle anderen, könnte dies ein zu großes Risiko darstellen.

Die Reise in den Süden, um Kosten zu sparen, wird wohl am meisten die ansprechen, die dies sowieso vorhatten. Gründe wie steigende Gas- und Strompreise werden hierbei nicht an erster Stelle stehen. Die beliebten Sommerziele im Winter zu erleben ist dennoch eine schöne Sache. Hierbei Kosten sparen zu wollen, könnte jedoch ein risikoreicher Plan sein.

Autor:

Markus Müller aus Wörth a.Main

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