Generationenvertrag Wald
Wie eine Familie die Katastrophe Borkenkäfer bewältigt
Der Wald ist und bleibt Generationenvertrag. Wie der Schwiegervater von Karl Hofmann (61) aus Wenschdorf zu sagen pflegte: „Du wirst nicht reich vom Wald, das ist ein Generationenverlauf und das muss laufen. Es muss immer wieder weitergehen.“
Als Herr Hofmann und seine Tochter Karolina (28) bei ihrem regelmäßigen Kontrollgang in ihrem Fichtenbestand ein riesiges Käferloch fanden, waren sie zunächst sehr geschockt. Sie hatten schon vorher einzelne Fichten aus dem Bestand ausputzen müssen, aber ein so großes Loch hatten sie bis dato noch nicht erlebt. Der Schreinermeister und die Chemikerin lassen sich jedoch von Rückschlägen nicht unterkriegen und entschlossen sich weiter zu machen.
Karl Hofmann hilft schon seit mehreren Jahren die Waldgrundstücke seines Schwiegervaters zu bewirtschaften. Vor 10 Jahren hat seine Frau, gebürtige Farrenkopf, die Waldstücke ihres Vaters übernommen. Nun arbeiten sie, ihre Tochter und ihr Mann gemeinsam fast jedes Wochenende in ihrem Wald. Karolina Hofmann ist mit dem Wald groß geworden und schon als Kind mit dem Großvater dort unterwegs gewesen. Sie ist Hobby-Imkerin und hat ihre Bienenstöcke in der Nähe der Waldstücke stehen.
Nachdem letztes Jahr die Fichten auf zwei größeren Flächen ausgefallen sind, mussten sie sich Hilfe holen. Die vom Käfer zerstörten Fichten wurden mit dem Harvester entfernt und verkauft. In der Zwischenzeit machten Vater und Tochter sich Gedanken welche Bäume sie gerne auf der freigewordenen Fläche anpflanzen würden. Karl Hofmann als Schreiner war es wichtig, dass das Holz später gut als Bau- und Möbelholz verwendet werden kann. Seiner Tochter als Imkerin war es zusätzlich wichtig Bäume zu pflanzen die Bienenweidencharakter haben und ihren Völkern als Nahrung dienen. Mit ihren Ideen gingen beide dann zu Revierförster Ferdinand Hovens der ihnen dann eine kostenlose Waldberatung anbot. Dabei überprüfte er die Anbaurisiken der Bäume in Bezug auf den Boden, das regionale Klima und den Standort. „Zur Feinabstimmung stand das Amt (für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) durch Herrn Hovens mit Rat und Tat zur Seite“ sagt Herr Hofmann.
Um in Zukunft starkes Wertholz zu produzieren wurde Traubeneiche, Edelkastanie und Douglasie als Hauptbaumarten ausgewählt. Die Traubeneiche, mit der Hainbuche als dienende Baumart, bildet einen klimastabilen Bestand, der Potenzial hat hochwertige Stämme zu produzieren. Da die Traubeneiche sehr trockenresistent ist, zählt sie zu unseren wichtigsten heimischen Baumarten für das Waldbild der Zukunft. Die Edelkastanie hatten sich beide gewünscht. Diese hat ein großartiges Holz, welches mit dem der Eichen zu vergleichen ist. In Blüte stehend ist sie zudem ein absoluter Magnet für Bienen und andere Insekten. Die Früchte der Edelkastanie, die sogenannten Maroni, sind nicht nur für Menschen eine begehrte Nascherei, auch Wildschweine und Rehe lieben die süßen Nüsse. Im Klimawandel wird auch die Edelkastanie durch die ansteigenden Temperaturen an Potenzial gewinnen. Die Douglasie ist schon jetzt eine der wichtigsten in Europa eingeführten forstlichen Baumarten und gilt als raschwüchsig.
Als Beimischungen wurden Kirsche und Winterlinde gepflanzt. Auch die Kirsche ist ein wertvolles Holz, besonders für den Möbelbau. Die Blüten und Früchte bieten vielen Insekten und Tieren eine Nahrungsgrundlage. Von der Winterlinde war Herr Hofmann zunächst nicht begeistert, da das Holz bestenfalls als Brennholz verwendet werden kann. Aber Herr Hovens überzeugte ihn mit einer anderen Qualität der Winterlinde. Sie hat nämlich ein sehr hohes Nektar- und Pollenangebot und blüht eher spät im Jahr, was sie zu einer sehr beliebten Baumart bei Honig- und Wildbienen macht. Perfekt also für die Völker von Karolina Hofmann.
„Wir waren sehr zufrieden mit der Beratung durch Herrn Hovens“ erzählte Herr Hofmann und seine Tochter stimmt ihm enthusiastisch zu. Der Amorbacher Revierförster ging auf ihre Wünsche ein und erklärte die Baumartenwahl sehr verständlich. Er machte die Familie auf die Waldumbauförderung durch den Freistaat Bayern aufmerksam. Nach der Beratung vor Ort, erstellte Herr Hovens ihnen einen Arbeits- und Kulturplan, welcher Grundlage für eine erfolgreiche Förderung ist. Mit diesem Plan haben die Hofmanns auch ihre Pflanzen und die Pflanzung bei einer Baumschule bestellt. Einen Rat würde Herr Hofmann anderen Waldbesitzern gerne mit auf den Weg geben: „Es ist sehr wichtig die Baumschule zu kontrollieren und bei der Pflanzung dabei zu sein.“ Worauf man bei einer solchen Kontrolle achten sollte, kann ihr Revierförster und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Broschüren und Informationen helfen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Pflanzenlieferung, sind jetzt alle Pflanzen im Boden und können für die Förderung überprüft werden.
Familie Hofmann ist sehr froh einen weiteren Schritt in Richtung klimastabilen Wald gegangen zu sein und den Generationenvertrag erfüllt zu haben. Man freue sich nun darauf den neuen Wald wachsen zu sehen und dass die Bienen in Zukunft von einer neuen abwechslungsreichen Speisekarte auswählen können.
Autor:Dorothea Krauth aus Miltenberg |
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