Kolpingfamilie Schneeberg: Die Zukunft der Kirche
Gespräch mit Pfarrer Christian Wöber
Mit dem Zitat von John F. Kennedy: „Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder die Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen“ begrüßte Erich Kuhn die zahlreichen Besucher des Gesprächsabends der Kolpingfamilie Schneeberg zum Thema „Zukunft der Kirche“ mit Pfarrer Christian Wöber. Die derzeitige Situation der Kirche ist gekennzeichnet durch die abnehmende Zahl der Christen (800.000 Kirchenaustritte im Jahr 2023 in Deutschland bei der katholischen. und evangelische Kirche), die Berichte über Mißbrauch und sexualisierte Gewalt, sowie abnehmendem Kirchenbesuch.
Auf die Frage wie sollte die Kirche in Zukunft aussehen kamen u.a. folgende Antworten: Fortsetzung des synodalen Weges, Reformen wie z.B. Weihe von Frauen als Diakonin oder zur Priesterin, Abschaffung des Zölibats, mehr Glaubwürdigkeit im Umgang mit Geld und Macht, Veränderung der Hierarchie, mutige Priester und Bischöfe, reformwilliger Papst.
Pfarrer Christian Wöber zeigte auf, dass mit abnehmender Katholikenzahl und sinkenden Einnahmen der Diözese sich vor Ort die Personalsituation stark verändern wird. Die Sparmaßnahmen der Diözese Würzburg werden die Trägerschaften bei Kindergärten und Bildungseinrichtungen treffen und zu Einschränkungen von Caritasmaßnahmen, zu Schließungen von Pfarrheimen und sogar zu Umnutzungen von Kirchengebäuden führen.
Auf die Frage, warum die Anwesenden nicht aus der Kirche austreten kamen zahlreiche Begründungen wie z.B. viele glaubwürdige Pfarrer, Vorbild der Eltern, Geborgenheit in der Kirche, persönliche Bedeutung der Eucharistiefeier, Wallfahrten und Glaubensinhalten, Gemeinschaft der Gläubigen - Glauben allein geht nicht, Mitglieder der Kirche haben Einfluss auf Veränderungen, Bedeutung des gemeinsamen Gebetes, Gestaltungsmöglichkeiten in und mit der Kirche wie z.B. Familiengottesdienste, Andachten, neue Lieder, sinnerfüllendes Leben durch Seelsorge und Glauben.
Die Hoffnung und Zuversicht beruht auf bereits erfolgten Veränderungen und mögliche Veränderungen in der Zukunft. Die Art der Glaubensvermittlung durch die Kirche hat sich entscheidend verändert: Früher musste man als Katholik in die Kirche gehen – heute ist man eingeladen. Kirche als „Kontrollorgan“ ist vorbei. Auch die Einstellung zu Andersgläubigen, zu Geschiedenen, Schwulen und Lesben ist eine andere. Warum nicht auch ein „Gottesdienst für Ungläubige“ so der Vorschlag eines Teilnehmers. Zunehmende Bedeutung wird der missionarischer Einsatz aller Gläubigen in Familie und im Bekanntenkreis haben. Trotzdem wird es keinen Weg zurück zur „Volkskirche von gestern“ geben. Ein verstärktes ehrenamtliches Engagement der Gläubigen könnte den negativen Trend in einen positiven Wandel umkehren.
Weltweit betrachtet nimmt die Anzahl der Katholiken zu. Die Befürchtung dass Deutschland und Europa zu einem nicht-christlichen Land wie z. B. Libyen oder Türkei wird, solle man ernst nehmen und auf allen Ebenen der Kirche dagegen steuern. Erfreulich ist, dass die Kirche in Asien und Afrika zunimmt. Vom Vatikan könnten auch Regelungen kommen, die speziell auf die gesellschaftliche Situation der Länder zugeschnitten sind.
Autor:Erich Kuhn aus Schneeberg |
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