Fähre Mondfeld offiziell übergeben
Vor Jahresfrist drohte der Mainfähre zwischen Mondfeld und Stadtprozelten noch das Aus, doch dank des Einsatzes der Landkreise Main-Tauber und Miltenberg sowie der Städte Wertheim und Stadtprozelten konnte der Fährbetrieb gesichert werden. Am Freitag wurde die Fähre offiziell in Betrieb genommen, nachdem sie bereits zum 1. November 2020 in den Besitz des Zweckverbandes Mainhafen und Fähre Wertheim übergegangen war.
Es herrschte reger Fährbetrieb am Freitagnachmittag, als sich Vertreter der genannten Kommunen, des Ortschaftsrates Mondfeld und der Fährfamilie Hörnig in Mondfeld einfanden, um mit dem symbolischen Durchschneiden eines Bandes die Fähre in Betrieb zu nehmen. Damit hat eine spannende Geschichte ein glückliches Ende gefunden, denn der Betreiberfamilie Hörnig war es immer schwerer gefallen, die Kosten der Fähre zu erwirtschaften. Als Fährmann Bruno Hörnig vergangenes Jahr in den Ruhestand ging und über 50.000 Euro Instandsetzungskosten notwendig waren, drohte dem Fährbetrieb das Ende. Doch dank es beharrlichen Einsatzes des Mondfelder Ortschaftsrates für den Fährerhalt kam es in der Folge zu einer Lösung: Fähre und Betrieb der Fähre wurden in den Zweckverband Mainhafen Wertheim integriert, das Fährpersonal in Person von Jens Hörnig und Helfern ist beim Zweckverband angestellt. Dank einer von der Wirtschaftsförderung der Stadt Wertheim erarbeiteten Lösung wird das Defizit des Fährbetriebs von den beteiligten Landkreisen und Städten gedeckt. Für den Landkreis Miltenberg bedeutet dies einen finanziellen Aufwand von 32,5 Prozent des Finanzbedarfs, maximal 26.000 Euro pro Jahr.
Für Landrat Jens Marco Scherf (Miltenberg) ist die Fähre nicht nur ein Zeichen von Identität und Lebensgefühl, sondern auch eine wichtige Verkehrsverbindung. Sie erspart Autofahrern einen langen Umweg, spart Sprit und ist auf diese Weise auch ökologisch wertvoll. Auch zahlreiche Radtouristen und Alltagsradfahrer*innen nutzen die Fähre, so Scherf, der sich über die rege Nachfrage nach Fährverbindungen freute. Dass es nun zu einer solchen Betreiberlösung gekommen sei, sei der sehr guten länderübergreifenden Zusammenarbeit zu verdanken und sei ein Zeichen, dass die Politik nicht über die Sorgen der Menschen hinweg geht.
Für Main-Tauber-Landrat Christoph Schauder war der Freitag ein „besonderer Tag“. Flüsse hätten Trennendes, aber auch Verbindendes, sagte er und freute sich über die Fortführung der Tradition des seit 1887 existierenden Fährbetriebs. Dass es gelungen sei, so schnell eine Lösung zwischen mehreren Beteiligten zu finden, sei der Handlungsfähigkeit der Verwaltungen geschuldet, so Schauder. Die Verbindung sei auch wichtig für den Tourismus, sagte er und belegte dies mit den vielen unterschiedlichen Autokennzeichen auf der Fähre. „Schön, dass diese Lösung über Parteigrenzen hinweg gefunden wurde“, freute er sich.
Dass der Fährbetrieb erhalten werden konnte, führte Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez auf die Beharrlichkeit der Mondfelder zurück, die immer wieder auf die große Bedeutung der Fähre für die Region hingewiesen hatten. Dass sie dabei nicht nachgelassen hatten, sei gut gewesen, fand Torrez. Dank Ulrike Müller vom Referat Wirtschaftsförderung sei gemeinsam mit der Fährfamilie Hörnig ein Betriebskonzept ausgearbeitet worden, das schlussendlich auch umgesetzt worden sei. Dabei sei die Kooperation der vier Körperschaften notwendig gewesen, denn das Defizit hätte eine Körperschaft alleine nicht stemmen können. Die Fährverbindung diene allen Menschen in der Region und so sei es laut Torrez sehr erfreulich, dass der Erhalt des Fährbetriebs in allen Gremien auf offene Ohren gestoßen sei. Die Fähre sei sehr beliebt, wusste der Oberbürgermeister, nun wolle man mit verstärktem Marketing und mehr Öffentlichkeitsarbeit die Fähre bekannter machen.
Für Stadtprozeltens Bürgermeister Rainer Kroth war der Erhalt der Fähre eine Herzensangelegenheit, denn auch aus seiner Familie komme ein Fährmann. Die Fähre verbinde Menschen und Schicksale, sagte er, sie könnte viele Geschichten erzählen. Keine Überfahrt sei wie die andere, meinte Kroth und wünschte der Fähre eine lange Zukunft. Mondfelds Ortsvorsteher Eberhard Roth hob den Beitrag der Fähre zum Klima- und Umweltschutz hervor. Auch wenn sie mit Diesel betrieben werde, so erspare sie dem Autoverkehr sehr viele Kilometer Umweg. Bei manchen öffentlichen Einrichtungen sei es nicht immer möglich, Gewinne zu erwirtschaften, sagte er und freute sich, dass nun „die beste Lösung“ gefunden worden sei.
Allen Rednern war es zudem ein Herzensanliegen, dem langjährigen Fährmann Bruno Hörnig und seiner Frau Marita für 60-jährige Tätigkeit zu danken.
Wie gut die Fähre angenommen wird, zeigte sich bei der Fährüberfahrt: Markus Herrera Torrez konnte den 40.000. Fahrgast in diesem Jahr begrüßen und ein kleines Präsent überreichen.
Wer mehr über die Fähre erfahren will: Im Internet unter https://mondfeld-main.de/faehre-mondfeld/ sowie unter https://www.wertheim.de/mh/faehre.html steht alles Wissenswerte zu Fahrzeiten, Fahrpreisen und der Erreichbarkeit über eine Hotline.
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