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Vorzeigeprojekt Dorfheizung Schmachtenberg in Betrieb

(prv) Der Technikwart der Dorfheizung Schmachtenberg, Detlev Henkel, überprüft die Temperatur des Heizkessels.
  • (prv) Der Technikwart der Dorfheizung Schmachtenberg, Detlev Henkel, überprüft die Temperatur des Heizkessels.
  • hochgeladen von Andrea Stahl

Mönchberg. Der Straßenbelag in Schmachtenbergs Hauptstraße glänzt und riecht noch ein wenig nach „neu“. Darunter verbirgt sich neben den üblichen Wasser- und Kanalrohren, den Strom- und Telefonleitungen aber noch etwas, was im Landkreis Miltenberg bislang seinesgleichen sucht: ein Nahwärmenetz.

Ziemlich unscheinbar schmiegt sich die Heizzentrale der Dorfheizung an das Gebäude der örtlichen Feuerwehr. Innen schnurrt der große 360 kWth starke Kessel vor sich hin, automatisch gefüttert von Hackschnitzeln aus den Mönchberger Wald und Flur. Hackschnitzel sind wesentlich gröber als die gepressten Holzpellets, die hauptsächlich im Privatbereich zum Einsatz kommen, denn Hackschnitzel bestehen aus geraspelten Holzstücken vor allem aus Abraumholz, beispielsweise dickere Äste beim Rückschnitt von Straßenrandbäumen oder Baumkronen. Für die Lieferung des Brennstoffs wurde ein Rahmenvertrag zwischen der Gemeinde und den Energiegenossen geschlossen. Holzpellets sind trockener, brauchen weniger Lagerraum und verursachen fast keine Asche, aber sie sind natürlich wesentlich teurer und empfindlicher, da sie bei geringster Feuchtigkeit aufquellen und zerfallen. Hackschnitzel dagegen können sogar im Freien gelagert werden, ein wichtiger Aspekt für dieses Großprojekt. Die anfallenden Ascherückstände von Hackschnitzeln sind unproblematisch zu entsorgen, denn natürlich kommen nur unbehandelte Hölzer zum Einsatz.

Vor zwei Jahren stand die Sanierung der Wasser- und Kanalleitungen im Schmachtenberger Altort dringend an, denn die Leitungen waren gut hundert Jahre alt, entsprechend marode und mit Ablagerungen zugesetzt. Hier ergab sich die einmalige Chance auf die Errichtung eines Nahwärmenetzes, dem ersten im ganzen Landkreis. In frostsicherer Tiefe wurden unter der Straße auf ca. 1.500 Meter Länge bestens isolierte zusätzliche Rohrleitungen für heißes Wasser gelegt. Und die Technik funktioniert: im am weitest entfernten angeschlossenen Haus kommt das heiße Wasser immer noch mit ca. 75 Grad Celsius an. Durch eine kleine Wärmetauscher-Einheit im Keller erhitzt dieses Wasser dann das Heizungs- oder Brauchwasser im Haus. Das Wasser der Nahwärmeleitung bildet einen komplett eigenen ständig durchfluteten Kreis; eindringende Keime durch stehendes Wasser oder sonstiger Eintrag durch Verunreinigung haben also keine Chance.

Insgesamt liegt die Investition der Energiegenossenschaft für das Netz und die Heizzentrale bei ca. 900.000 €, wobei Förderungen durch die KfW Bank für den Heizkessel, die Rohrleitungen und Wärmetauscher in Höhe von ca. 160.000 € mit einflossen. Das Nahwärmenetz ist auf insgesamt für ca. 80 Häuser ausgelegt, wobei durch die Erweiterung des Gewerbegebietes auch neue Gewerbe mit der günstigen Wärme versorgt werden können. Neue Anschlüsse können zudem problemlos bei der zukünftigen Sanierung der Röllbacher Straße und weiteren Seitenstraßen realisiert werden.

Über 40 Haushalte und Gewerbebetriebe haben sich schon angeschlossen oder sich eine Leitung ins Grundstück legen lassen, um in Zukunft ihr Gebäude mit der Nahwärme zu versorgen. Sie sind von den vielen längerfristigen Vorteile überzeugt. Falls z.B. nicht noch ein zusätzlicher Kachelofen zum Einsatz kommen soll, können die Teilnehmer ihre Kamine komplett stilllegen, somit fallen ab sofort keine Kosten für Schornsteinfeger oder Kaminsanierungen mehr an. Außerdem können Heizungsräume oder Heizstofflager anderweitig genutzt werden, marode Heizungsanlagen brauchen nie mehr repariert, gewartet oder gar ersetzt werden.

Pünktlich zur Heizperiode ist der Betrieb der Dorfheizung problemlos angelaufen. Natürlich ist auch für den Fall von Spitzenlasten vorgesorgt, falls im Winter Temperaturen von unter -150 C auftreten sollten. Für diese voraussichtlich wenigen Tage im Jahr springt ein zusätzlicher Spitzenlast-Heizöl-Kessel in die Bresche. Für die Betreuung der Anlage wurde ein Techniker direkt aus Schmachtenberg angestellt, der z.B. den Füllstand des Brennstoffs und Aschestand kontrolliert, Hackschnitzel nachordert, die Anlage auf Störungen prüft und so den ordnungsgemäßen Betrieb sicherstellt.

Wenn die Gemeinde (voraussichtlich Anfang nächsten Jahres) zur offiziellen Einweihung der sanierten Hauptstraße einlädt, wird auch die Energiegenossenschaft die Heizzentrale der breiten Öffentlichkeit demonstrieren und erklären. Hierbei soll auch ein Schmachtenberger Bürger in seinen Keller einladen, um Einblicke in die Technik der Wärmetauscher-Einheit zu gewähren und von seinen ersten Erfahrungen mit der Dorfheizung zu berichten. Die Energiegenossenschaft hofft, dass dieses Projekt Nachahmer in der Region findet und so weitere Schritte hin zu einer erfolgreichen Energiewende getan werden.

Weitere Informationen zur Energiegenossenschaft Untermain, zu deren Projekten, deren neuen Ökostrom-Tarif (in Kooperation mit den Stadtwerken Klingenberg und der Energiegesellschaft Miltenberg-Bürgstadt) sowie Beteiligungsmöglichkeiten unter www.energiegenossenschaft-untermain.de.

Autor:

Andrea Stahl aus Mönchberg

1 Kommentar

Stefan Engels aus Mönchberg
am 13.12.2014 um 17:50

Ein wegweisendes Projekt für unsere Region! Weiter so!!!

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