Mehr Pflanzenkost auf den Teller
Kichererbsen werden mittlerweile auch in der Region angebaut
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat im Frühjahr neue Empfehlungen für den Essalltag veröffentlicht. Mehr Pflanzenkost weniger tierische Produkte sollten auf dem Speiseplan stehen, empfehlen die Ernährungsfachleute. Welche Lebensmittel bieten sich hier konkret an? „Ich empfehle neben reichlich Gemüse, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen, Kichererbsen oder Bohnen. Sie sind reich an wertvollem Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen. Und sie sind damit ein guter Ersatz für Fleisch“, so die Ernährungsberaterin Gabriele Royackers vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt (AELF). Ein Aspekt, der für die zunehmende Zahl an Vegetariern oder Veganern durchaus von gesundheitlicher Bedeutung ist. Und Hülsenfrüchte sind auch für die Landwirtschaft gut: „Sie binden Stickstoff aus der Luft und verbessern damit die Bodenqualität und ihr Anbau erhöht die
biologische Vielfalt auf dem Acker“, unterstreicht Bernhard Schwab, Bereichsleiter Landwirtschaft vom AELF, den Nutzen für die Allgemeinheit.
Kichererbsen aus regionalem Anbau
Noch gibt es nicht viele Betriebe in der Region, die Hülsenfrüchte anbauen. Im Dienstgebiet des AELF Karlstadt werden auf ca. 1400 Hektar Hülsenfrüchte angebaut, darunter aber auch Sojabohnen, Erbsen und Ackerbohnen, die verfüttert werden. Der Biohof Köhler in Billingshausen setzt schon seit mittlerweile sechs Jahren auf den Anbau von Kichererbsen. Erst der Klimawandel hat den Anbau in Franken ermöglicht, denn die Pflanze bevorzugt trockenes und warmes Wetter. „Als ich 2018 mit dem Anbau von Kichererbsen starten wollte, war das größte Problem überhaupt Saatgut zu bekommen“, erinnert sich Lorenz Köhler, der den Hof nach seinem Studium vom Vater übernommen hat. Unzählige Telefonate waren nötig, bis endlich ein Hersteller in Italien das gewünschte Saatgut lieferte. Mit der zunehmenden Nachfrage ist dies mittlerweile kein Problem mehr.
Das Projekt „Hülsenfrüchte“ lief gleich erfolgversprechend an: Die Saat ging wunderbar auf, die Blüte war üppig, die prallen Hülsen versprachen eine gute Ernte. „Doch“, so Köhler, „wir hatten null Ertrag. Die Hülsen waren leer.“ Im Fachjargon spricht man von Taubhülsigkeit. „Der Schock sitzt noch immer tief“, gibt Köhler zu, „aber Aufgeben war keine Option.“ Im nächsten Jahr konnten bereits ein paar hundert Kilo geerntet werden. Fünf Hektar werden seitdem jedes Jahr mit wechselnden Erträgen angebaut. Köhler vermarktet seine Kichererbsen und an-dere eigene Produkte auch über einen Onlineshop, den er gemeinsam mit dem Landwirt Thomas Klopf betreibt.
In Unterfranken gibt es inzwischen immer mehr Landwirte, die auf die Kichererbsen setzen. Im Dienstbezirk des AELF Karlstadt, der die Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg umfasst, gibt es 18 Betriebe, die die Hülsenfrucht anbauen, davon sieben in Bioqualität.
„Der Klimawandel, der auch in unserer Region in der Landwirtschaft schon spürbar ist“, so Bernhard Schwab, „bringt uns vermehrt trockene Böden und hohe Temperaturen. Bedingungen, die für den Anbau von Getreide oder Raps eine echte Herausforderung sind, aber gute Voraussetzungen für den Anbau von Ki-chererbsen und auch Linsen schaffen.“
Kichererbsen punkten mit ihren gesunden Inhaltsstoffen
Dass Kichererbsen gesund sind, ist unumstritten. Sie eignen sich hervorragend als pflanzliche Eiweißquelle. 100 Gramm gekochte Kichererbsen enthalten etwa 9 Gramm Protein, und hier sind fast alle Aminosäuren enthalten, die für eine ausgewogene Ernährung nötig sind. Zusätzlich sind die enthaltenen Vitamine und Mineralien ein Plus für die Gesundheit. Die vielen enthaltenen Ballaststoffe vermindern das Risiko für Übergewicht, Diabetes oder Krebs. Vor dem Verzehr müssen Kichererbsen immer gekocht werden, um das darin enthaltene gesundheitsschädliche Phasin zu zerstören. Um die Bekömmlichkeit zu verbessern hat Royackers noch einen Tipp: „Die blähende Wirkung kann man mit Kräutern und Gewürzen wie Thymian, Rosmarin, Kümmel oder Kreuzkümmel reduzieren.“
Wie isst Lorenz Köhler seine Kichererbsen am liebsten. „Ganz klassisch, als Hummus und Falafel“, so der Landwirt.
Auf der Seite des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung finden sich nicht nur Rezepte für die Zubereitung von Kichererbsen, sondern auch viele weitere Rezepte für eine gesunde Ernährung. https://www.in-form.de/rezepte
Grundrezept für Hummus:
400g Kichererbsen
3 Zehen Knoblauch
Saft einer Biozitrone und etwas Schalenabrieb
1TL scharfes Paprikapulver
½ TL gemahlener Kreuzkümmel
3-4 EL Tahin-Paste
1-2 EL Olivenöl
Die gut abgetropften Kichererbsen mit allen Zutaten fein pürieren. Weitere Zutaten wie Gemüse können nach Belieben hinzugefügt werden.
Werden getrocknete Kichererbsen verwendet, dann diese über Nacht, 12 Stunden, einweichen. Das Einweichwasser wegschütten, Kichererbsen gründlich abspülen und anschließend etwa 2 Stunde garkochen. Lässt man die Kichererbsen 24 Stunden einweichen, reduziert sich die Kochzeit auf 30-40 Minuten.
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