Impressionen vom Engelberg
Neues von Menschen, die dort genannt, gewirkt und begraben sind
Das Kloster und die Kirche auf dem Engelberg bieten immer noch Details, die kaum beachtet werden. Darauf wies Dr. Alf Dieterle bei einer Führung hin, die vom Frankenbund Miltenberg und von der Volkshochschule Miltenberg angeboten wurde. Nicht die Kirche oder die Kapellen standen im Mittelpunkt dieser Erkundung, sondern die Menschen, die einmal eine besondere Beziehung zum Engelberg hatten, dort gewirkt haben oder dort beerdigt sind. Dass diese etwas andere Führung äußerst interessant und durchaus beeindruckend war, ist Dr. Dieterle zu danken. Als studierter Pädagoge und als profunder Kenner der Heimatgeschichte verstand er es, Sachverhalte anschaulich und beeindruckend darzustellen.
Beispielhaft wies Dieterle bei seiner Begrüßung vor der Kirche auf die Balustrade mit den allegorischen Kinderfiguren hin. Die vier Putten stellen die vier Jahreszeiten dar, was erst erkennbar ist, wenn man die Figuren genauer betrachtet.
Oder auf das Steinmonument der XIV. Kreuzwegstation, das sich an der Vorderwand der Antonius Kapelle befindet. Dort sind 5 Kriegsfreiwillige genannt, unter anderen ein Dr. Richard Deeken (1874-1914). Dieser Dr. Deeken hatte einen Sammlungsauftrag des Berliner Museums für Naturkunde, hielt sich lange Jahre auf Samoa und den Marshall-Inseln auf und baute dort erfolgreich Kakao an. 1912 gründete Deeken die Forst- und Kolonialschule in Miltenberg. Aus dem Fundus dieser Schule zeigte Dieterle zur Überraschung der Teilnehmer ein präpariertes Krokodil. Errichtet wurde die Kreuzwegstation auf Veranlassung von Franziskaner-Pater Willibald Karfreitag (1856-1950).
Eine weitere Besonderheit befindet sich in der Marienkapelle. Über dem Eingang ist an der Wand ein schwarzes Marmorepitaph mit 40 Zeilen Lateinischer Schrift angebracht. Es ist das Grabmal der Fürstin Christina Polyxena zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1688-1728). Sie war die Gemahlin des Fürsten Dominikus Marquard (1690-1735), der 1721 die Herrschaft Kleinheubach kaufte und dann das Schloss erbauen ließ. Im Text werden die Persönlichkeit, die Vorzüge und das Schicksal der Fürstin geschildert, aber auch die tiefe Trauer des verwitweten Fürsten.
Die Fürstenkruft, im Jahr 1840 als Seitenbau zur Kirche angebaut, ein etwas düsterer und feuchter Raum, beherbergt über 40 Tafeln oder Platten von verstorbenen Mitgliedern der Fürstlich Löwensteinschen Familie. Tatsächlich sind in dieser Gruft nur 24 Personen bestattet. Bis 1844 sollte es dauern, bis der erste Löwensteiner in der Gruft beigesetzt wurde. Es war Prinz Constantin Ludwig Karl (1786-1844), der in München lebte und als Generaladjutant Seiner Majestät des Königs Ludwig I. diente. Auch der Exkönig von Portugal, Dom Miguel I. De Braganza (1802-1866) ruhte lange Zeit in der Gruft. Dom Miguel I. war mit Prinzessin Ada zu Löwenstein verheiratet. Am 5. April 1967 wurden die Gebeine des verstorbenen Königs in seine Heimat Portugal, in die Königsgruft nach Lissabon überführt.
Über vieles mehr berichtete Dr. Dieterle in den zwei Stunden seiner Vorstellung von den Besonderheiten des Engelbergs. Die Zeit schien fast zu kurz bemessen, denn noch manche Sonderheit birgt der Engelberg mit seinem Kloster und seiner Kirche.
Autor:Bernhard Setzer aus Breitendiel |
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