NeueMITTE Landkreis Miltenberg e.V.
„Gesundheits- und Notfallversorgung sind elementare und wichtige Bestandteile der Lebenssituation für die Bevölkerung einer Region“
Wie es in diesen beiden Bereichen im Landkreis Miltenberg bestellt ist, darüber informierten die NeueMITTE-Kreisräte Dr. Florian Herrmann und Björn Bartels auf einer Veranstaltung der NeuenMITTE am Donnerstag in der Güterhalle in Wörth. Florian Herrmann aus Miltenberg ist Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, seit über 30 Jahren im Landkreis tätig und mit 75 Jahren noch als Arzt im Dienst aktiv. Björn Bartels wohnt in Mömlingen und ist Leiter der Einsatzdienste des Bayerischen Roten Kreuzes im Kreis Miltenberg.
„Je älter man wird, desto wichtiger wird für einen die Qualität der Gesundheitsversorgung“ stellte Florian Herrmann zu Beginn seines Vortrages fest. Er erläuterte, dass der medizinische Betrieb die ärztliche und zahnärztliche Versorgung, die medizinischen Dienstleister sowie mindestens ein Krankenhaus, das in jedem Landkreis die stationäre Versorgung gewährleisten muss, umfasse. In unserer Region sei dies die sehr gut ausgestattete Helios-Klinik in Erlenbach, ein gutes Haus der Grund- und Regelversorgung, das 24 Stunden am Tag bereitstehe.
Die Hauptlast der ärztlichen Versorgung tragen allerdings die ambulanten Praxen, wobei Kliniken und Arztpraxen abrechnungsmäßig zwei vollständig getrennte Welten und damit in diesem Punkt nicht vergleichbar seien. Fehlen würden im Landkreis Kinderärzte und Neurologen. Bei den Praxen sei das mit über 55 Jahren doch sehr hohe Alter der dort tätigen Mediziner das Problem. Deshalb sei eine dringende Verjüngung der Allgemeinärzte notwendig. Der Landkreis würde hier mit verschiedenen Programmen durchaus unterstützend tätig sein, um Medizinstudenten in den Landkreis zu locken.
Eine ähnliche Problematik bei der Altersstruktur zeigen auch die Zahnärzte. Hier sei auch fast die Hälfte über 60 Jahre alt. Eine andere Problematik herrsche bei den Apotheken. Hier seien immer neue Auflagen, die mit Umsatz- und Gewinnrückgängen verbunden seien, das Problem. Derzeit sei die Versorgung im Landkreis allerdings noch gut.
Die Organisation des Rettungsdienstes, dessen Organisation Ländersache sei, erläuterte danach Björn Bartels. Am bayerischen Untermain besteht der Rettungsbereich aus einer integrierten Leitstelle in Aschaffenburg, zehn Rettungswachen und sechs Stellplätzen. Bartels erläuterte die Standorte, die Ausstattung, die Einsatzzeiten und den Einsatzzweck der verschiedenen Fahrzeuge, die bei etwa 22.000 jährlichen Einsätzen des Rettungsdienstes rund 785.000 Kilometer zurücklegten. Davon waren 7.600 Krankentransporte, 3.280 Notfalleinsätze und 3.600 Mal sei ein Notarzt mit im Einsatz gewesen. Eine mit fast 7.600 Fahrten hohe Anzahl waren sonstige Anforderungen. Davon waren etwa 4.000 Einsätze - und damit etwa 20 Prozent am Gesamtaufkommen - keine Notfalleinsätze im klassischen Sinn, sondern eher medizinische Versorgungsleistungen, die keinen Transport mit sich brachten. Ausführlich erklärte Bartels daher, was überhaupt aus rechtlicher Sicht ein Notfall sei. Zum Rettungsdienst gehörten außerdem die Wasser- und Bergwacht sowie die Helfer-vor-Ort Gruppen.
Kritisiert wurde von ihm die stark limitierte Ausbildung zum Notfallsanitäter, die in ganz Unterfranken jährlich mit nur einer Schulklasse mit unter 30 Auszubildenden möglich sei, was bei weitem den Bedarf nicht decke. Bei bis zu 90 Bewerbungen im Landkreis Miltenberg auf diese Ausbildungsplätze würden deutlich unter zehn Personen überhaupt einen Ausbildungsplatz bekommen.
Im Anschluss an die Vorträge bestand noch ausführlich die Möglichkeit, nachzufragen oder weitere Themenkreise im medizinischen Versorgungsbereich anzusprechen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde.
Autor:Pia Klug aus Erlenbach a.Main |
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