Zum 3. Jahrestag von Putins Überfall:
113. Ukraine-Mahnwache in Mosbach

- Sophia Chernenko
- hochgeladen von Michael Hitzelberger
"Hoffnung bringt Menschen in Bewegung"
Zum 113. Mal trafen sich am vergangenen Samstag Menschen zur überparteilichen Mahnwache für Frieden und Solidarität mit der Ukraine. Anlässlich des dritten Jahrestags von Putins Überfall konnten Lena Marie Dold und Arno Meuter gut 50 Teilnehmer*innen begrüßen, um mit ihnen die aktuelle Situation zu betrachten, der Opfer zu gedenken und sich mit der Möglichkeit von Hoffnung auseinanderzusetzen. Dekan Folkhard Krall ging als erster Redner der Frage nach: „Ist es vernünftig zu hoffen?“ und tauchte dazu in die europäische Geistesgeschichte ein. In den Mahnwachen-Teilnehmenden sah er Experten für Hoffnung. Weil Sie sich immer wieder auf den Weg gemacht hätten, um trotz grausamer Nachrichten einander zu begegnen, sich zu vergewissern: “wir finden uns nicht ab mit dem Grauen in der Welt, mit dem Leid eines Krieges.“ Das sei Ermutigung, die aus der Hoffnung entstehe.
Im alten Mythos der Büchse der Pandora sei die Hoffnung als deren letzter Inhalt verblieben. Die antiken Philosophen hätten gezweifelt, ob Hoffnung Trost sei oder Vernebelung der Sinne.
In der Jüdisch-Christlichen Glaubensgeschichte bringe Hoffnung die Menschen in Bewegung. Noah habe nach der Sintflut die Taube ausgesandt, die mit dem Olivenzweig zurückkehrte, der zum Symbol des Friedens wurde.
Hoffnung sei auch die Fahne, mit der Demokraten vor bald zweihundert Jahren aufs Hambacher Schloss zogen. Die sich ihres eigenen Verstandes bedienten und ihr Schicksal in die eigene Hand nahmen – den Spuren der großen Aufklärer folgend.
Krall erinnerte an Martin Luther King, der der Macht der Hoffnung Worte gab, von seinem Traum sprach, dass sich Menschen über alle Unterschiede hinweg als das wahrnehmen würden, was sie seien: Brüder und Schwestern.
Wer sich auf Hoffnung einlasse, der übersehe nicht die Wirklichkeit. Der sehe seine Welt nur ein wenig genauer an. “Und der sieht die Menschen um sich herum, der sieht dich, der sieht den einen, der den Vogel schon singen hört, wenn die Nacht am dunkelsten ist.“
Wie solle es denn vernünftig sein, die Hoffnung aufzugeben, schloss Krall.
Die 18-jährige Schülerin Sophia Chernenko blickte zurück auf den Beginn des Krieges, der sie erschütterte und zwang, ihre Heimat zu verlassen. Sie beklagte die großen Verluste an Menschenleben wie auch die Zerstörung von mehr als 500.000 Häusern und Wohnungen. Unzählige Familien seien auseinandergerissen worden, viele hätten ihr gesamtes Hab und Gut verloren.
Niemand hätte sich vorstellen können, dass dieser Krieg so lange andauern und so viele Opfer fordern würde. Menschen, die einfach nur ein freundliches Familienleben führen wollten. Sie dankte für die Unterstützung, die ihr Land und ihre Landsleute erfahren hätten und äußerte die “Hoffnung, dass eines Tages Frieden einkehrt und sie in ihre Heimat zurückkehren können”.
Klaus Brauch-Dylla, mit Meuter und Dold 2022 Initiator der Mahnwache, unternahm eine politische Einordnung. Seit der Münchner Sicherheitskonferenz werde deutlich, dass die Trump-Administration die Seiten gewechselt und sich zum Verbündeten Putins gemacht habe. “Er liefert ihm anscheinend die Ukraine aus, um des eigenen Vorteils willen.“ Dies sei, wie Putins Überfall, ein Angriff auf die europäische Werteordnung, die basiere auf der Herrschaft des Rechts und nicht dem Recht des Stärkeren, auf der Unverletzlichkeit von Grenzen, nationaler Selbstbestimmung und Souveränität. Putins Anspruch und Weg der militärischen Grenzverschiebung, die daraus resultiere, dass er nur von Einfluss- und Interessensphären rede, werde übernommen, einschließlich all der Narrative darum herum.
Dem müsse Europa einmütig entgegen treten. “Keine Entscheidungen über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Entscheidungen über Europa ohne Europa!“ habe Präsident Selenskyj in München gefordert und hinzugefügt, „dass die Zeit gekommen ist, eine europäische Armee zu gründen.“ Um sicherzustellen, dass “die Zukunft Europas nur von Europa abhängt und die Sicherheit Europas in den Händen Europas liegt.“
Nötig sei eine einheitliche europäische Außenpolitik. Das erfordere Mut, Verantwortung und staatsmännische Kunst, ab dem Tag nach der Bundestagswahl, unabhängig davon, wer Kanzler werde. Selbstverantwortung für Deutschland in der Mitte Europas heiße europäische Verantwortung. Die Allianz Putin, Trump/Musk, Wagenknecht und AFD erfordere als Antwort die Zusammenarbeit der demokratischen Parteien in Deutschland – für Europa und für die Ukraine als Teil Europas. Die Antwort auf “America First“ müsse “Europe United“ heißen, damit die Hoffnung auf einen gerechten Frieden erhalten bleibe und in einem Jahr keine Mahnwache mehr notwendig sei.
Die nächste turnusgemäße monatliche Mahnwache ist für kommenden Samstag, 01. März, um 12 Uhr auf dem Chateau Thierry Platz in Mosbach anberaumt.





Autor:Michael Hitzelberger aus Aglasterhausen |
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