Sachbuchvorstellung: Vom Schweden, der den Zug nahm
Ein Sehnsuchtsbuch für Bahnreisende
Wir befinden uns in einer Pandemie, noch immer, und aller Voraussicht nach auch noch für eine ganze Weile. Flugreisen werden noch für mindestens einige Monate eher nicht für touristische Zwecke genutzt werden. Umso passender ist da das neue Buch Vom Schweden, der den Zug nahm von Per J. Andersson im C. H. Beck Verlag, das eine beispiellose Ode an das Zugreisen darstellt.
Wusstet ihr z.B., dass der größte Kopfbahnhof der Welt in Deutschland gebaut wurde (Leipzig)?
Oder, dass - zumindest in Schweden - im Jahr 2019 nur 77% der Langstreckenzüge pünktlich waren? Auf der Kurzstrecke waren es 97%!!!
Schon im ersten Kapitel erwachte in mir eine unbekannte Sehnsucht nach dem Reisen auf zwei Gleisen. Denn die sehr bildliche Sprache des Autors erzeugt eine Faszination zu Zügen und Bahnhöfen, die der gemeine deutsche durch das - vorsichtig formuliert - angespannte Verhältnis zur Deutschen Bahn in der Regel nicht kennt. Die Geschichte der Bahn wird beleuchtet, dabei allerdings sowohl der dadurch erreichte Fortschritt als auch die früh geäußerten ökologischen Bedenken. Zum Glück wurden viele Bahnstrecken mittlerweile komplett elektrifiziert. Die weiteren Kapitel machen viel Lust darauf, das Buch zum Schmökern zu nutzen. Das Buch am Stück durchzulesen ist meiner Meinung nach nicht so geschickt, denn der Autor ist Reisejournalist und gebraucht einen sehr großen Wortschatz. Dadurch ermöglicht er ein richtiges Eintauchen in die Welt der Lokomotive.
Besonders das Kapitel "Bahnfahren mit Kindern" hat mir sehr gut gefallen und mich motiviert auch mit dem eigenen Nachwuchs mal nach Erlebnis-Zugfahrten Ausschau zu halten. Andere Kapitel allerdings habe ich auch mal überblättert, da mir trotz der tollen Wortwahl zu wenig Inhalt vermittelt wurde. Manchmal ergeht sich der Autor in Karl-May-artigen Beschreibungen, sodass der Lesegenuss leidet.
Insgesamt dennoch ein tolles Plädoyer für mehr Reisen mit der Bahn. Denn Reisen mit dem Zug ist zukunftsfähig, nachhaltig und deutlich entschleunigender als die Reise mit dem Flugzeug. Und in Zeiten von Corona gilt eben, Flugreisen finden sich auf dem Abstellgleis wieder und Bahnfahren dürften mittelfristig zu neuen Höhen aufsteigen.
Das Buch ist im C.H.Beck-Verlag erschienen und kostet 16,95 Euro (ISBN: 978-3-406-75127-1).
Autor:Gustav Teschner aus Mönchberg |
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