INTERVIEW ZUM NETTO MARKT PROJEKT MÖNCHBERG – T8
IG Lebendige Dorfmitte spricht mit Ronja Kirchgessner von Foodsharing und der Kleidertauschbörse
Drei Fragen an …
Was waren Ihre ersten spontanen Gedanken zum Netto-Markt Projekt?
Ein Discounter am Ortsrand von Mönchberg? Warum?
Ja, die Lebensmittelversorgung sollte auch in Zukunft sichergestellt werden, doch meiner Ansicht nach durch in der Ortsmitte ansässige, inhabergeführte Läden, die Mönchberg und seine Bürger bereichern und Kreativität und Gemeinschaftssinn stiften statt einem Großkonzern zu nützen und damit weiter das Rad des Kapitalismus anzutreiben sowie womöglich Konkurrenzkampf zu den gut durchdachten und liebevollen Händlern im Ortskern zu schüren.
Das Thema Nachhaltigkeit ist Ihnen wichtig. Sie engagieren sich bei Foodsharing und haben eine regelmäßige private Kleidertauschbörse in Mönchberg organisiert. Wie passen für Sie Nachhaltigkeit und Discounter zusammen?
Wenig. Durch mein Engagement bei Foodsharing bekomme ich mit, wie viele noch genießbare Lebensmittel tagtäglich in der Tonne landen. Vor allem Ketten-Supermärkte kooperieren selten mit Foodsharing, weil da ein Rattenschwanz an hierarchischen Strukturen und Entscheidungen dranhängt. Daher befürchte ich weitere Lebensmittelverschwendung, die in kleineren inhabergeführten Läden durch leichtere Kalkulation und weniger Vorgaben viel eher vermieden werden kann.
Auch die öffentlichen und kostenlosen Kleidertauschveranstaltungen, die wir im Ortskern 1x pro Monat stattfinden lassen, tragen an den Freitagabenden und Samstagvormittagen dazu bei, die Kaufkraft in Mönchberg anzutreiben. Viele verbinden den Besuch im „Kleidertraum“ mit einem Einkauf bei Steffi, gehen im Adler essen oder holen sich noch ein Eis an der Freizeitanlage. Ein Netto am Ortsausgang ist dagegen wenig attraktiv. Den finden sie ja schon in Großheubach und Röllfeld, im übrigen zwei Nachbar-Standorte, die von Röllbachern bereits seit langem angefahren werden können, wenn sie einen Netto besuchen wollen. Das Argument, dass der Netto auch für Röllbacher gebaut wird, ist demnach wenig nachvollziehbar. Und wenn dem wirklich so sei, sollten auch sie in die Befragung einbezogen werden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Mönchbergs?
Dass Mönchberg sich weiterhin so attraktiv entwickelt, wie ich es in den letzten 3 Jahren kennengelernt habe. Als ursprüngliche Röllbacherin und jahrzehntelange Reisende kehrte ich im Sommer 2021 von München aus mit meinem Mann in seinen Heimatort Mönchberg zurück. Zunächst die Vorteile einer Großstadt vermissend, war ich hellauf begeistert, als in Mönchberg nach und nach alternative Konzepte entstanden: ein Naturkindergarten etablierte sich und Steffi eröffnete einen wundervollen Unverpackt-Laden.
Mit diesen Statements zu Naturverbundenheit, Qualität, Nachhaltigkeit, Transparenz und Gemeinwohl katapultierte sich Mönchberg in meinen Augen einige Stufen nach oben auf dem Wohlfühlbarometer.
Es wäre schade, wenn dieses Bild nun durch einen Discounter-Supermarkt, dem es vorrangig um günstige Preise und weniger um regionale und nachhaltige Produkte geht, wieder zerstört wird. Ein Dorfladen oder ein ähnliches gemeinschaftliches Projekt, bei dem die Bürger mitbestimmen können, welche Produkte in den Regalen stehen sollen, wäre hier deutlich besser aufgehoben. Außerdem könnten in diesem Zusammenhang noch so viele weitere spannende Projekte entstehen, z.B. Filmvorführungen, Kochevents, Vorträge, Diskussionen, etc. Es gäbe bestimmt genug Ideen und helfende Hände. Ein Dorf lebt vom Engagement seiner Bürger.
Zur Person:
Ronja Kirchgessner (34) wohnt mit Mann und Sohn seit 2021 in Mönchberg und engagiert sich ehrenamtlich für Foodsharing, Kleidertausch und weitere gemeinnützige Projekte.
Interesse an der Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg? Mitmachen oder kreative Ideen? Gerne ! Email: dorfmitte-moenchberg@web.de
Autor:Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg aus Mönchberg |
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