Interview zum Netto Markt Projekt Mönchberg - T6
IG Lebendige Dorfmitte spricht mit dem Vorstand des Kultur- & Geschichtsverein Wolfgang Schäfer
Drei Fragen an ...
Was waren Ihre ersten spontanen Gedanken zum Netto-Markt Projekt?
Das wird einen klotzigen Anblick geben! Und meines Wissens liegt das betreffende Grundstück im Trinkwasserschutzgebiet. Was werden die Auswirkungen auf die Natur im Hinblick auf die Röllbacher Wasserversorgung sein, und werden die Röllbacher darüber begeistert sein?
Ich frage mich auch, welche Kosten für die Gemeinde entstehen werden, deren Kassen bekanntermaßen nicht prall gefüllt sind? Sicher kommen auf die Gemeinde Kosten für diverse Baumaßnahmen zu, die nicht einfach auf den Investor abgewälzt werden können und die von der Allgemeinheit zu tragen sein werden. Ich denke hier neben dem Anschluss an die Abwasserversorgung (denn das Gebäude würde ja unterhalb des bestehenden Kanals liegen) vor allem an die Fußgängerzuwege. Der kleine Schotterweg, der dafür genutzt werden könnte, muss ja wenigstens geteert werden und ein Gehsteig durch die Straße ‚Am Hohen Bild‘ muss auch her. Ohne Gehsteig, das ginge gar nicht! Noch teurer würde aber sicher ein Gehweg und Fahrradspur entlang der Staatstraße sein. Hierin sehe ich ein weiteres großes Problem.
Als Vorstand im Kultur- und Geschichtsverein gehört ja der Erhalt des Ortsbildes zu einer der Aufgaben. Was sind hierzu Ihre Gedanken?
Leider können wir als Kultur- und Geschichtsverein keinen Einfluss auf die Gestaltung des Ortsbildes nehmen. Und leider wurden wir auch von der Gemeinde nicht zu diesem Projekt befragt oder in irgendeiner Form miteinbezogen.
Man darf sich außerdem schon fragen: Es gibt doch ein bestehendes, voll erschlossenes Gewerbegebiet mit noch großen Freiflächen. Wenn ein Markt außerhalb des Ortskerns wirklich gewollt ist, warum also nicht dort?
Natürlich ist der Erhalt des Ortsbildes sehr wichtig für unseren Ort. Wie oft höre ich bei einem zurückgekehrten Urlauber das in etwa so: „Als ich unseren Ort mit Kirchturm, Äckern, Streuobstwiesen und Hügeln sah, da ging mir das Herz auf. Wieder daheim!“ Und ‚Zugereiste‘, die hier wohnen, haben mir auch schon oft bestätigt, dass das gemütliche Mönchberg mit seiner historischen Bausubstanz etwas ganz Besonderes ist. Auch Touristen schwärmen von unserer schönen Ortsansicht egal aus welcher Richtung man kommt.
Orte mit den typischen Marktzonen, Parkplatzwüsten und Gewerbegebieten an den Orts-Ein- und Ausfahrten gibt es genügend in der Gegend. Wir sind anders! Die Ortseingänge sind gewissermaßen die Visitenkarten des Ortes, das sollten wir nicht einfach unwiederbringlich zerstören.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Mönchbergs?
Ich wünsche mir natürlich, dass wir weiterhin in allen Aspekten im Ort gut versorgt bleiben. Außerdem sollte die Attraktivität des Altortes nicht verloren gehen. Hierzu gehören gastronomische Angebote genauso wie kleine Läden, denn beides ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt in unserer noch so gut funktionierenden Dorfgemeinschaft.
Grundsätzlich lehne ich einen Markt zur Sicherstellung unserer Grundversorgung nicht ab, allerdings halte ich diesen Standort nicht für geeignet.
Zum Überleben der Gastronomie brauchen wir aber auch Touristen, und die kommen nur, wenn wir Leben im Ort haben. Bei den Orten ringsherum sieht es hier schon meist schlechter aus. Der Obstkeller bringt mit seinem Hochzeitsgeschäft viele Gäste, auch Übernachtungsgäste in den Ort. Davon profitieren viele Gewerbetreibenden ganz enorm und dies bringt rund ums Standesamt und die Kirche außerdem Leben in das Herz des Ortes. Es wäre schade, wenn das zurückgehen oder gar aufhören würde. So viele Feiern genießen doch den schönen Ausblick von der Wiese aus! Wer will schon auf einen Parkplatz und einen Marktklotz schauen?
Zur Person:
Der "Ur-Mönchberger" Wolfgang Schäfer ist der Vorsitzende Vorstand des Kultur- und Geschichtsvereines Mönchberg
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Autor:Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg aus Mönchberg |
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