Interview zum Netto Markt Projekt Mönchberg - T4
3 Fragen an die Gründerin der IG Lebendige Dorfmitte Martina Pletschke
Warum engagieren Sie sich für eine lebendige Dorfmitte in Mönchberg?
Es sind viele Themen, die mich hier antreiben. Die wichtigsten für mich sind:
Einsamkeit: Ein trauriges Ergebnis unserer Lebens- und Bauweise in den letzten Jahrzehnten sind einsame Menschen – mittlerweile auch in den Dörfern. Jeder Mensch will in erster Linie gesehen, gehört, verstanden und berührt werden. Lebendige Ortsmitten helfen!
Flächenverbrauch/-versiegelung: Immer neue „grüne Wiesen“ zupflastern ist leider einfach und dient nur denjenigen, die dadurch „Geld machen“. Bayern ist trauriger Spitzenreiter beim Flächenverbrauch in Deutschland. Gemeinsam finden wir auch in Mönchberg innerorts einen sinnvolleren Standort. Es gibt schon gute Ideen.
Wertschöpfung/Verantwortung für das Gemeinwohl: Das Geld, das ich als Verbraucher ausgebe, kann Menschen und Unternehmen vor Ort unterstützen und somit die Gemeinschaft, in der ich lebe oder an Großkonzerne abfließen. Dort dient es dann im Wesentlichen Investoren/Konzernen und ich gehe davon aus: Diese handeln selten nach den Werten einer Gemeinschaft vor Ort. Mein relevantester Wert hierzu ist: Immer zum Wohle aller (statt auf Kosten anderer)!
Lebensmittelverschwendung: Lt. Umweltbundesamt April 22 wird 1/3 aller Lebensmittel verschwendet = als Müll entsorgt! Gleichzeitig leiden weltweit Millionen von Menschen Hunger! Ein weiterer Discounter wird die Lebensmittel-Müllmenge in der Region vergrößern.
Qualität/Konsequenzen von Konsumartikeln: Dass Discountern die Herstellungsbedingungen, die Qualität und die Konsequenzen ihrer Produkte für Mensch und Umwelt im Sinne des Gemeinwohls am Herzen liegen, wage ich zu bezweifeln. Bei lokalen Inhaber-geführten Unternehmen habe ich hier wesentlich mehr Vertrauen und kann es auch besser hinterfragen.
Wandelzeit: Ich bin überzeugt, dass wir uns als Gemeinschaft gerade sehr verändern und unsere alte, zerstörerische Lebensweise (Konsum, Wachstum, Fokus auf eigenen Besitz usw.) mehr und mehr ablehnen und neue Lebensqualitäten (echte Menschlichkeit, Gemeinwohl, teilen/tauschen/schenken) für uns entdecken. Ein Discounter ist für mich längst überholt und passt nicht mehr in die Zeit. Dem Gemeinwohl dienende Ideen sind gefragt! Es gibt in unserer Nähe und weltweit unzählige erfolgreiche Beispiele, dass die bisher gelebten, lebensfeindlichen Strukturen eben nicht alternativlos sind. Ja, sie machen aktuell noch mehr Mühe in der Entstehung und brauchen Kreativität, Mut und Initiativkräfte. Es zeigt sich jetzt schon, dass diese Ressourcen in Mönchberg vorhanden sind und sich gerade vernetzen.
Auf den Punkt gebracht: Mönchberg mit seinen offenen und herzlichen Menschen ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich möchte in Mönchberg nicht die gleiche Entwicklung sehen wie in meinem Geburtsort.
Sie kommen ursprünglich aus Trennfurt, können Sie die beiden Ortschaften in punkto Lebendigkeit kurz vergleichen?
Ich stamme direkt aus der Ortsmitte, wo früher ein Haushaltswarengeschäft, 2 Metzger, 2 Bäcker sowie Kneipe/Restaurant waren. Nichts davon ist mehr übrig. Mittlerweile stehen mehrere leerstehende Hausruinen um mein Elternhaus herum. Lebendigkeit: Null. Dafür trotz Umgehungsstraße immer noch zu viel Durchgangsverkehr. Für mich sind die Einkaufsmärkte zwischen Wörth und Trennfurt maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt, die einem Ort das „Herzstück“ und somit das Lebenswerte nimmt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Mönchbergs?
Das darf unbedingt bleiben: Kleine Inhaber-geführte Geschäfte im Ortskern mit feiner Auswahl, Steffis Unverpackt, unsere vielen Kneipen, Restaurants und das Eismobil, der Jugendtreff und das Schwimmbad samt Rock im Bad, der offene Bücherschrank sowie weiterhin viele glückliche Hochzeitspaare im Alten Obstkeller, die „Kohle“ ins Ort und die Region bringen und Mönchberg weitläufig bekannt machen. Und vieles, was mir jetzt nicht einfällt ;)
Außerdem darf dazukommen: Angebote, die dem Gemeinwohl dienen: Tausch-, Leih-, Teil- und Schenkbörse (für Dinge aber auch für Fähigkeiten!), eine Reparatur-Werkstatt, einen offenen Treffpunkt im Ortskern an dem Mensch Mensch sein darf und gesehen/gehört wird mit allem, was ihn/sie ausmacht. Am besten mit Fahrdienst für weniger mobile Menschen. Ein Stück des gemeindeeigenen Waldes wird zum Naturwald. Noch mehr Sitz-/Treffmöglichkeiten an vielen Stellen. Und ja, ich bin bereit, mich dafür einzusetzen mit all meinen Möglichkeiten. Ich glaube an das, was noch nicht ist, damit es werden kann!
Zur Person:
Martina Pletschke, 53 Jahre, Bilanzbuchhalterin und Naturcoach, Mönchbergerin seit 2017
Interesse an der Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg? Mitmachen oder kreative Ideen? Gerne ! Email: dorfmitte-moenchberg@web.de
Autor:Interessensgemeinschaft Lebendige Dorfmitte Mönchberg aus Mönchberg |
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