Literaturkreis in Mönchberg weiter aktiv
Neue Wege für den Austausch von Leseeindrücken
Seit zwei Jahren gibt es im Rahmen des Katholischen Senioren-Forums der Diözese Würzburg das Angebot „Literatur und Gespräch“. Dabei treffen sich einmal im Monat im Pfarrheim Sankt Wendelin in Mönchberg literarisch interessierte Menschen und tauschen sich über ihre Leseerfahrungen eines literarischen Werkes aus. Man beleuchtet den Autor/die Autorin, den zeitlichen Hintergrund und das Thema. Die Buchauswahl erfolgt jeweils in Absprache mit den Teilnehmenden. Bisher standen u.a. die Romane „Trümmerkind“ von Mechthild Borrmann, „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells, „Der Apfelbaum“ von Christian Berkel auf dem Programm.
Seit März liegt nun wegen der Corona-Pandemie dieses Angebot leider „auf Eis“. Die strengen Hygiene-Vorschriften lassen die gewohnte gemütliche Atmosphäre bei den Treffen einfach nicht zu.
Rückmeldungen von Teilnehmenden zeigten aber, dass man den Gedankenaustausch über gemeinsame Leseerfahrungen gerade in dieser schwierigen Zeit vermisst. Und das obwohl man doch momentan viel mehr Zeit zum Lesen hätte. Was also tun? Welche anderen Wege für den Austausch unserer Leseeindrücke wären möglich? Und siehe da! Wir wurden fündig. Wir richteten zwei gemeinsame Kommunikations-Kanäle ein: einen E-Mail-Verteiler und eine WhatsApp-Gruppe. Auf diese Weise können wir uns seitdem virtuell kontaktieren und uns z. B. lohnenswerte Literaturtipps geben.
Zudem hatten wir zufällig ein besonderes gemeinsames Erlebnis. Denn im ZDF gab es einen Zweiteiler zu dem Roman „Altes Land“ von Dörte Hansen. Diesen Roman haben alle aus dem Literaturkreis gelesen und er war Thema bei einem unserer Treffen im letzten Jahr. Natürlich waren wir sofort sensibilisiert und sehr gespannt auf die Verfilmung des Romans. Nach den Sendungen haben wir es zwar bedauert, dass wir nicht in einem PERSÖNLICHEN Treffen darüber diskutieren konnten. Schließlich gab es zahlreiche Aspekte, über die man mit den anderen reden hätte können. Doch das ging ja aus bekannten Gründen nicht. So sind wir auf unsere neuen Wege der Kommunikation ausgewichen: per E-Mail, per Sprachnachricht, per Videonachricht und sogar in einer kleinen Telefonkonferenz haben wir digital über die Vorzüge und Nachteile der Verfilmung des Romans diskutiert. Letztlich standen sich zwei konträre Meinungen gegenüber: Sollte man eher dem Film, einem "wunderbaren Portrait einer zerrissenen Familie über mehrere Generationen hinweg ... mit atmosphärisch dichten Bildern und hervorragenden schauspielerischen Leistungen" (Main-Echo, 16.11.2020), oder vielmehr dem Buch, einem sehr anschaulich und einfühlsam erzählten Roman über die Bedeutung von Heimat für uns Menschen, den Vorzug geben? Die große Mehrheit im Literaturkreis entschied sich eindeutig für das BUCH, weil man die Figuren und die Thematik in der eigenen Phantasie ganz individuell zum Leben erwecken kann und nicht nur auf die spezielle Deutung der Filmemacher angewiesen ist. Jedenfalls holten alle noch einmal Dörte Hansens Roman aus dem Bücherregal und vertieften ihre bisherigen Eindrücke. Eine wirklich ‚nachhaltige Beschäftigung‘ mit einem modernen Roman und seinem Thema „Heimat“.
Alles in allem wurde mit unseren neuen Kommunikationswegen der Beweis erbracht, dass man auch in Zeiten der persönlichen Kontaktbeschränkungen durchaus miteinander in Verbindung bleiben und auch in der Bildungsarbeit mit älteren Menschen die Digitalisierung zum Vorteil aller genutzt werden kann.
Sieglinde Bauer, Mönchberg
Autor:Astrid Lurz aus Mönchberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.