Tradition und Individualität
Klappern und Ratschen in den Kartagen
Die stillen Kartage vor Ostern sind vor allem in den Dörfern eine besondere Zeit. Überall in den Kirchtürmen schweigen die Glocken. Als Kind wurde uns gesagt: Die Glocken und die Orgeln fliegen am Gründonnerstags nach Rom und kommen erst zur Auferstehungsmesse wieder. Damit die Katholiken jedoch die Gebetszeiten zum Engel des Herrn nicht verpassten liefen die Messdiener durch die Straßen. Frühs um 6 Uhr, mittags um 12 Uhr und abends, wieder um 6 Uhr, machten sie mit ihren hölzernen Klappern und Ratschen auf sich aufmerksam, um dann den englischen Gruß singend zu verkünden. In einigen Orten schließt sich die Bekanntmachung der Gottesdienstzeiten an.
Nach der Corona-bedingten Pause war dies in diesem Jahr wieder möglich. Die Messdiener der Pfarreiengemeinschaft St. Wendelin und St. Laurentius machten sich in kleinen und größeren Gruppen auf den Weg. Doch wie sich herausstellte, gibt es in jedem Ort eine eigene Tradition zu diesem besonderen Brauch. So lassen sich in den Orten Röllbach, Schmachtenberg, Mönchberg, Sommerau und Hobbach mindestens 11 unterschiedliche Ratschen und Klappern finden. Meist wurden sie schon vor langer Zeit liebevoll in heimischen Werkstätten der Großväter oder Mesner gefertigt. Manche zeigen deutliche Spuren der heftigen Beanspruchung. Doch es gibt auch neue Ratschen, vom ortsansässigen Schreiner solide gebaut. Die Handhabung der Modelle ist nicht ganz einfach, besonders wenn ein eigener Rhythmus eingehalten werden muss. Auch der Schwung für die Klappern erfordert Übung, zumal im Laufschritt! Und dann kommt noch das Singen dazu, was ebenfalls von Ortschaft zu Ortschaft variiert. Für Neulinge klebt auf der Unterseite der Ratsche ein Spickzettel mit den verschiedenen Texten.
Damit auch kein Kind die Termine verpasst, richteten sich die Mönchberger Ministranten für die Kartage im Pfarrheim ein. Mit verschiedenen Spielen, sowie dem Einüben der Dienste am Altar zur Osterzeit und mit einer guten Verpflegung durch eifrige Köchinnen und Bäckerinnen stellt das einen der Höhepunkte im Kirchenjahr dar. Für die Verantwortlichen ist das zwar ein großer Aufwand, doch das Erlebnis bleibt unvergesslich. Immerhin konnte heuer diese Gemeinschaft wenigstens tagsüber wieder gepflegt werden. Die anschließende Sammlung wird zugunsten der Ministrantenarbeit verwendet, teilweise auch zur Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine gespendet.
Autor:Astrid Lurz aus Mönchberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.