Ein Mann mit vielen Gesichtern
"Erich Kästner" von Katrin Penz in Mönchberg
„Aller guten Dinge sind drei“, so begrüßte Sieglinde Bauer vom Mönchberger Literaturkreis die zahlreich erschienenen Gäste im Bürgersaal zu einer Lesung von Katrin Penz. Und sie sollte Recht behalten: Nach den vergnüglichen Programmen zu „Schiller“ und „Fontane“ hatte die Künstlerin diesmal „Erich Kästner“ im Gepäck, und natürlich auch ihr Cello, das dem literarischen Abend eine musikalische Note verlieh.
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ - Mit diesem Epigramm von Erich Kästner eröffnete die Künstlerin den Abend, und schon hatten die Zuhörer das Gefühl: Wir kennen ihn!
Danach gab es Auszüge aus der Geschichte „Der 35. Mai“, ein Buch mit erstaunlichen Zukunftsvisionen: Es gibt sogar ein schnurloses Telefon, 1931! !
Es folgten Höhen und Tiefen aus Kästners Biographie: glückliche Kindheit, enges Verhältnis zur Mutter, vorbildlicher Schüler ohne (!) Fehltag, Abitur mit höchster Auszeichnung, Studium und erste literarische und journalistische Erfolge in Leipzig, glückliche und sehr produktive Zeit in Berlin: u.a. mit „Emil und die Detektive“ (millionenfach verkauft, in 59 Sprachen übersetzt, mehrmals verfilmt), Erfolge als Drehbuchautor und Kabarettist. Dann der tiefe Einschnitt 1933: Opfer der Bücherverbrennung als Dichter von „zersetzender Literatur“ und Erteilung eines absoluten Publikationsverbotes bei gleichzeitiger Inanspruchnahme des „Autors mit der vorzüglichen leichten Feder“ für den NS-Propagandafilm „Münchhausen“. Kästner emigriert dennoch nicht, was ihm Kritiker ankreiden. Er wollte „Zeuge sein, was dieses Volk erträgt und geschehen lässt.“
Im zweiten Teil kam dann die humorvolle Seite des „Gebrauchslyrikers“ Kästner zum Tragen, mit bekannten Gedichten, alle in verständlicher und klarer Sprache, mit scheinbar banalen Alltagsszenen, aber mit Überraschungen zum Nachdenken: z. B. „Die Hände einer Waschfrau“, „Tagebuch eines Herzpatienten“, „Mit dem Auto über Land“. Und Katrin Penz trug diese Gedichte in Mimik, Gestik und Stimme so ausdrucksstark vor, dass es ein wahres Vergnügen war.
Das gilt auch für ihr „Eintauchen“ in die Welt der Märchen! Mit Kästner? Ja, mit Kästner! So bot die Künstlerin einen amüsanten Textvergleich des Grimm‘schen Märchens „Der gestiefelte Kater“ mit Kästners liebevoll ausgeschmückter Version. Das „Märchen vom Glück“ mit den drei Wünschen rundete den Vortrag ab und erteilte die Lehre: „Wünsche sind nur gut, solange man sie noch vor sich hat.“ Bei den kurzweiligen lyrischen Zugaben aus dem Fundus des Lesekreises bewies Katrin Penz hohe Spontanität und Professionalität.
Sie skizzierte insgesamt Erich Kästner als „Mann mit vielen Gesichtern“ hervorragend und löste das Versprechen des Lesekreises in dessen Einladung ein.
Und auch richtig! Laut Künstlerin sind „aller guten Dinge NICHT nur drei …. Es können auch aller guten Dinge vier und fünf werden.“ Der lange Applaus am Ende signalisierte, dass sich alle schon darauf freuen!!
Autor:Sieglinde Bauer aus Mönchberg |
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