Buchempfehlung: Die Traumdiebe von Cherie Dimaline
Der kanadische Bestseller überzeugt auch in Deutschland
Kanada, irgendwo zwischen 2050 und 2080. Der Klimawandel ist fortgeschritten und die Menschheit musste einen hohen Tribut bezahlen. Nicht nur, dass vielerorts die Gewässer vergiftet sind und das Wetter sich katastrophal verschlechtert hat, nein, viel schlimmer ist, dass die Menschen nicht mehr in der Lage sind zu träumen. Das klingt banal, bedeutet aber eine starke Emotionslosigkeit und starke psychische Belastungen. Über diesen Aufhänger lässt sich sicher diskutieren, ich habe ihn zum Einstieg als sehr gelungen empfunden, denn lediglich die indigene Bevölkerung ist noch in der Lage zu träumen. Durch ihre Vorfahren und Rituale sind sie auf eine andere, eine gesündere Art mit dieser Welt verbunden.
Leider sind sämtliche Angehörige dieser Bevölkerungsgruppe dadurch in erheblicher Gefahr. Sie sollen dazu dienen, anderen ihre Träume wieder einzupflanzen. Auf grausame Weise wird Jagd auf sie gemacht.
Die Geschichte handelt von French, der sich nach dem Verlust seines Bruders einer Flüchtlingsgruppe anschließt, die bald seine Familie wird. Das Leben auf der Flucht und in der Wildnis ist hart, aber die Hoffnung, die Freundschaft und die Liebe sind es, die dafür sorgen, dass sich French auch ohne feste Bleibe Zuhause fühlt. Mit seiner neuen Familie muss er sich immer wieder Herausforderungen stellen, doch der feste Glaube an sich und die Gemeinschaft stärken ihn. Als sich die Ereignisse abermals überschlagen, regt sich Widerstand gegen die Obrigkeit.
Das Buch wurde von einer Angehörigen der indigenen Bevölkerung geschrieben und das merkt man. Sprache, Gefühle und Bräuche werden detailliert beschrieben und wirken sehr natürlich. Auch wenn uns diese Kultur fern zu sein scheint, rührte mich ihre Geschichte zutiefst. Obwohl der Roman in der Zukunft spielt, muss man sich schon heute fragen, wie man verhindern kann, dass es soweit kommt. Wie bewahren wir die Menschlichkeit? Was bedeuten Träume, Familie, die Liebe für uns?
"Die Traumdiebe" ist ein Buch, das ich sehr langsam gelesen habe, weil ich fürchtete, das es zu bald endet. Das Schicksal der Gruppe berührte mich sehr und ich war sehr froh, als ich gelesen habe, dass es möglicherweise eine Fortsetzung (und einen Film) geben soll.
Besonders hervorheben möchte ich zum einen das Cover, das ich als sehr ansprechend empfunden habe und zum anderen das große Geschick der Autorin bei der Entwicklung der Charaktere im Laufe des Buches. French fühlt viel und stark und so ist das Geschehen sehr greifbar. Und dazu noch die wunderbare Sprache "Cree", die zu einem kulturellen Tiefgang führt, den man sonst nicht oft hat.
Auf jeden Fall eine echte Empfehlung, die hoffentlich bald fortgesetzt wird und dann ihr ganzes Potenzial entfalten kann, denn ein bisschen Luft nach oben ist insgesamt, gerade, was die Spannung und den Konflikt mit den Nicht-Träumenden angeht, schon noch!
Das Buch ist bei heyne fliegt erschienen (ISBN: 978-3-453-27269-9) und kostet 15 Euro.
Autor:Gustav Teschner aus Mönchberg |
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