Buchtipp: In den Fängen des Löwen
Im winterlichen Schweden wird kaltblütig gemordet!
Ein neuer Fall für Zack Herry! Nach dem Fall ist vor dem Fall, Zack bangte eben noch um seinen Freund Abdula, der nun endlich aus dem Koma erwacht ist, da wird er schon zum nächsten, äußerst grausigen Tatort gerufen. Ein 11-jähriger Junge ist bestialisch zugerichtet auf einem Fabrikschornstein festgebunden. Selbst ohne die Verletzungen wäre er bei den Temperaturen definitiv erfroren. Sofort macht sich Zacks Sondereinheit auf die Suche nach dem Mörder. Anfangs gehen die Ermittlungen nur schleppend voran, aber nach und nach kommt Licht ins Dunkel und die Höhle des Löwen öffnet sich für die Polizisten.
Viele Krimis und Thriller kommen heutzutage kaum noch ohne Brutalität aus. Hier ist das auch so, aber die Brutalität gerät in den Hintergrund, denn das dominierende und wirklich beklemmende Thema ist, dass es sich bei den Opfern um Kinder handelt. Während die "Haupttat" Auswuchs eines sehr kranken Hirns ist, ist die "nebenbei" aufgedeckte Tat des falschen Löwen ähnlich grausam, aber deutlich kalkulierter. Die Autoren sind nicht nur sehr detailliert in der Beschreibung der Tatorte wie Krimiautoren das üblicherweise tun, sondern beziehen die Umgebung und die Charaktere ebenso mit ein. Manchmal fröstelt es mich selbst, wenn die Handlung mal wieder an der -24 Grad kalten schwedischen Luft spielt und wenn Zack nachts unruhig wird, fiebere ich umso mehr mit. Auch die kleine Ester weckt in mir einen ähnlichen Beschützerinstinkt wie bei Zack. Das Team von Zack ist wirklich spitze, leider aber nicht unantastbar.
Neben der sauberen Darstellung der Szenerie beginnen die Autoren für meinen Geschmack zu viele Nebenkriegsschauplätze. Es wird dadurch nicht undurchsichtig, aber der rote Faden zur eigentlichen Handlung geht dann und wann verloren. Die Perspektivwechsel sind spannend, aber zu häufig für meinen Geschmack. Auch die Sicht des Täters bei einer solchen Tat ist eigentlich kaum in Worte zu fassen. Zack selbst ist innerlich sehr zerrissen und bräuchte dringend alle möglichen Arten von Therapien. Besonders eine richtige Aussprache mit Deniz hätte ich mir gewünscht, da die beiden wie ein wirklich gutes Team wirken.
Ich habe den Krimi trotz der leichten Kritik sehr genossen. Für heutige Krimistandards hat er mich vor allem auf emotionaler Ebene sehr angesprochen und begeistert. Trotz der beklemmenden Thematik ein Buch für Fans von grauenhaften Kriminalfällen, obgleich die polizeiliche Komponente nur sehr sporadisch zum Vorschein kommt.
Das Buch ist im Klett Cotta Verlag erschienen (ISBN: 978-3-608-50372-2) und kostet 14,95 Euro.
Autor:Gustav Teschner aus Mönchberg |
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