Buchempfehlung: Long Bright River von Liz Moore
Eine emotionale Geschichte über das Schicksal zweier sehr unterschiedlicher Schwestern
m neuen Buch "Long Bright River" von Liz Moore begleiten wir als Leser die Streifenpolizistin Michaela Fitzpatrick, "Mickey", durch eines der düstersten Viertel von Philadelphia - Kensington, auch bekannt als "Kackstadt, USA". Das Zusammenspiel aus Familiendrama und Kriminalgeschichte hat mich schnell auf dieses Buch aufmerksam werden lassen. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, kann ich Euch schon jetzt sagen, dass mich seit Delia Owens "Der Gesang der Flusskrebse" kein Buch mehr so berührt hat wie dieses.
Die Geschichte beginnt wie ein echter Krimi. Eine tote Prostituierte wird gefunden und Mickey und ihr neuer Kollege Eddie sind die ersten am Tatort. Erstmal nur eine weitere Herointote? Mickey stößt sich an dieser simplen These und wird bald durch weitere ermordete Frauen bestätigt. Ein Serientäter scheint in diesem ohnehin schon gebeutelten Stadtteil von Philadelphia sein Unwesen zu treiben. Außer Mickey gibt es nur wenige bei der Polizei, die bei dem Gedanken an das Viertel nicht mit der Nase rümpfen. Zu heruntergekommen sind die Leute, zu erbärmlich, zu sehr vom Leben durchgekaut und wieder ausgespuckt. Doch unter all diesen Leuten ist Mickeys Schwester Kacey. Doch auch Kacey ist plötzlich verschwunden und für Mickey wird die Suche nach dem Mörder eine persönliche Angelegenheit. Ohne Rücksicht auf Verluste macht sie sich auf die Suche und lässt sich dabei nicht von falschen Freunden oder der Bürokratie aufhalten.
Ein wesentlicher Bestandteil des Buches ist dazu noch der Einblick in Mickeys Sozialleben. Mit dem 4-jährigen Thomas, der schrulligen Mrs. Mahon und dem treulosen Simon hat sie eigentlich schon genug Aufgaben zu bewältigen, aber sie kämpft für das, was ihr lieb ist!
Das Buch ist sehr emotional. Mitunter ist Mickeys Einsamkeit und Hilflosigkeit so eindrücklich, dass es beinahe körperliche Schmerzen verursacht. Nicht selten dachte ich mir beim Lesen "Wieviel soll denn ein Mensch noch aushalten?". Wenn es Karma geben sollte, war Mickey in ihrem vorherigen Leben sicher Hitler oder sonst wer Böses. Ihr Herz weigert sich ständig seine Position am rechten Fleck auch nur für einen Moment aufzugeben und das macht sie so liebenswürdig. Aber nicht nur sie ist ein toller Charakter - auch Truman, ihr langjähriger Partner oder eben doch die sich wandelnde Mrs. Mahon sind Lichtblicke in einem immerwährenden Tunnel. Thomas selbst ist nicht nur ein toller Charakter, er ist ein Wunder! So weise und clever, so einfühlsam und liebenswert!
Nichts in diesem Roman ist gekünstelt, unlogisch oder an den Haaren herbeigezogen. Es spinnt sich ein blutroter Faden durch das Buch, den man nicht loslassen möchte. Das Ende ist bewegend, die ungeschönte Wahrheit steckt noch in den letzten Worten.
Der Drogensumpf in Philadelphia wird mit viel Fingerspitzengefühl geschildert, ebenso die alles andere als positive Rolle der Polizei in der dortigen Situation. Machtmissbrauch, Korruption, Beschaffungskriminalität, Drogensucht, ... Das Buch findet einen Ausweg, zumindest im kleinen Kreis, aber die Realität entbehrt noch stets jeglicher Verbesserung.
Ein Buch, das man mit offen stehendem Mund liest und das man nicht so schnell wieder vergisst! Ganz klare Leseempfehlung!
Das Buch ist im C.H.Beck Verlag erschienen (ISBN: 978-3-406-74884-4) und kostet 24 Euro.
Autor:Gustav Teschner aus Mönchberg |
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