Buchvorstellung: Giovannis Zimmer von James Baldwin
Ein Meisterwerk der literarischen Liebe
Nun habe ich mein erstes Buch von James Baldwin beendet. Zwar sind es "nur" 194 Seiten, aber ich fand das Buch zu anspruchsvoll, um es einfach schnell wegzulesen. Wie meinen bisherigen Rezensionen unschwer zu entnehmen ist, bin ich kein großer Fan von Liebesgeschichten. Ich finde sie oft zu gestellt, zu perfekt oder zu klischeebehaftet. Giovannis Zimmer ist sicher keine Liebesgeschichte, aber in diesem dünnen Buch habe ich mehr über die literarische Liebe gelernt als in vielen Büchern.
Es ist die Geschichte von David und Giovanni. Mithilfe des Nachworts erfährt man dabei viel über Baldwins Beweggründe, so stellt David das prüde Amerika dar und wehrt sich vehement gegen seine eigene Homosexualität. Er sucht Ausreden und bringt sein Herz gewaltsam zum Schweigen. Der schöne Giovanni hingegen genießt sein Schwulsein, ist fordernd und doch verletzlich. Für ihn gibt es keinen Grund sich zu schämen.
Das Buch spielt Mitte des 20. Jahrhunderts in Paris und David ist eigentlich mit Hella zusammen, die aber eine Art Selbstfindungsreise nach Spanien unternimmt und ihn allein lässt. Hella möchte unbedingt auf den Trend der Emanzipation aufspringen und gerät dabei in einen inneren Konflikt.
David vernetzt sich immer mehr in der Szene in Paris und lernt Giovanni kennen. An sich ist diese Liebe einfach schön und echt, wenn David sich nicht ständig dagegen auflehnen würde.
Die Geschichte selbst ist für mich nur ein Teil des Erfolgs dieses Buches. Besonders die Umstände seiner Veröffentlichung sind so besonders. Baldwins Verlag riet ihm das Manuskript zu verbrennen, da Baldwin damit endgültig die ihm gesteckten Grenzen des Schreibens durchbrach.
Es ist kein Roman über Homosexuelle, es ist auch keine Love Story, aber es ist ein Buch über große Gefühle und darüber, was passiert, wenn wir dem gesellschaftlichen Druck nachgeben und unsere Gefühle unterdrücken.
Ganz kleine Abzüge gibt es, weil doch einige Sätze im Buch auf Französisch sind. Klar, die Sprache der Liebe, aber manche Sätze habe ich so dann leider nicht verstanden.
Große Literatur eines besonderen Menschen! Klare Leseempfehlung!
Das Buch ist im dtv-Verlag neu übersetzt worden und kostet 20 Euro (ISBN: 978-3-423-28217-8978-3-423-28217-8).
Autor:Gustav Teschner aus Mönchberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.