Buchvorstellung: Paradise City von Zoe Beck
Alle Macht den Maschinen

Foto: Suhrkamp Verlag

Große Teile meines Lebens habe ich in Frankfurt verbracht. Wenn es nicht gerade der Mainbook-Verlag ist, spielen allerdings nur wenige Bücher in Frankfurt. Hamburg, Berlin oder München sind da deutlich häufiger literarisch vertreten. Gerade deswegen hatte mich das neue Buch von Erfolgsautorin Zoe Beck angesprochen, die ja selbst in Berlin lebt und wirkt. Gleichzeitig ist eben auch das Genre - dystopischer Thriller - genau meins.

Ähnlich wie bei Transfusion von Jens Lubbadeh steht hier eine Investigativjournalistin im Fokus. Liina kommt durch einen vermeintlichen Unfall/Selbstmordversuch ihres Chefs auf die Spur einer tiefgreifenden Verschwörung. Nur ist Fragen stellen im Deutschland der Zukunft nicht wirklich gern gesehen, ist doch der Kreis der Mächtigen auf ein Minimum zurückgegangen und längst bestimmen Algorithmen das Leben der Bürger*innen. Die Bevölkerung reagiert auf weitere Updates zur maximalen Transparenz des Individuums bestenfalls lethargisch oder eben gar nicht mehr. Nur wenige Mutige stellen sich dem System entgegen und eben dazu gehören Liina, ihr Chef und der Rest ihres kleinen Zeitungsverlags. 

Die Dystopie, die skizziert wird, ist realistisch und dementsprechend beängstigend. Gänzlich neu ist sie dabei aber nicht bzw. fehlen dafür die Details. Das ist auch ein Punkt, den ich anmerken möchte. Bei unter 300 Seiten hätten dem Buch sicher noch 100 Seiten mehr gutgetan, um a) die Umstände in dieser Zukunftswelt herauszuarbeiten und b) den Charakteren mehr Tiefgang zu geben. Bis auf Liina sind die allermeisten doch eher blass und wecken wenig Anteilnahme. 
Gut gefallen hat mir das ambivalente Verhältnis zwischen Liina und ihrer Schulfreundin Simona, der jetzigen Gesundheitsministerin, das sich auf spannende Art und Weise entwickelt. Auch die Thematik rund um KOS, das intelligente, personalisierte Gesundheitssystem, das für gläserne Bürger*innen einerseits und optimale, gesundheitliche Versorgung andererseits sorgt. 
Auch der Kontakt zu den "Wilden" und ihre Integration in den Lauf der Geschichte waren willkommene Abwechslungen zu dem sehr gut in Worten dargestellten Grau der Städte. 
Wie oben gesagt, gibt es ein paar geografische Schmankerl für Rhein-Main-Fans, so ist beispielsweise Bad Vilbel nun einzig den Museen gewidmet. 

Zum Schreibstil bleibt nicht viel zu sagen, außer das Zoe Beck zu Recht mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Und das Ende gibt mir zumindest Hoffnung auf eine Fortsetzung, in der dann hoffentlich mehr Seiten dem Setting an sich gewidmet werden. 

Fazit: Eine gute Dystopie mit leichtem Allerweltscharakter aufgrund der geringen Details mit einer fabelhaften Protagonistin und einer spannenden Handlung. 

Das Buch ist im Suhrkamp-Verlag erschienen und kostet 16 Euro (ISBN: 978-3-518-47055-8).

Autor:

Gustav Teschner aus Mönchberg

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