3. Geologisch-kriminelle-Schlemmerwanderung
Mörderische Grube Berta

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Kurz gesagt, war sie, wie immer – sehr heiß! Aber diesmal nicht nur wegen der spannenden Handlung, sondern auch noch von außen. Extremes Wetter sind wir ja bereits gewohnt, weil wir von Anfang an, mit Schnee im April, Dauerregen und Matsch – auch im April - und nun noch mit knalliger Hitze zu kämpfen hatten. Wie die letzten Male, haben wir uns jedoch zu helfen gewusst und das Beste daraus gemacht. Mörder morden auch bei schlechtem Wetter und Ermittler können auch nicht auf ideale Bedingungen hoffen, wenn es gilt, einen Mörder zu fassen!
Diesmal war es eine große Gruppe, weil wir niemandem absagen wollten und keine Möglichkeit hatten, in absehbarer Zeit, einen Ausweichtermin anzubieten. Also dauerte es eine Weile, bis alle schließlich an unserer ehemaligen Grube Berta standen. Leider sieht man nicht mehr viel von ihr, nur noch Mulden und Erhebungen, die von verfüllten Schächten, aufgeschütteter Halde und möglicherweise eingestürzten Stollen stammen, aber wer weiß, ob nicht doch noch irgendwo ein Stück Schacht besteht - vielleicht ein Stück weit seitwärts - in dem ein heimtückischer Mörder, die eine, oder andere Leiche lagert!
Leon begrüßte unsere schwitzenden Wanderer, die sich mit Wasser und Grubenköpfchen aufrecht hielten und weihte sie in die Geheimnisse der mörderischen Berta ein, doch auch er hatte nicht herausfinden können, woher ihr schöner Name kommt. Dabei hatte er in mühseliger Recherchearbeit, sogar alte Sütterlin-Schriften studiert und Buchstabe für Buchstabe dechiffriert. Seine Erläuterungen waren sehr interessant, doch nun wollten wir endlich erfahren, was es mit der Absperrung, weiter unten, auf sich hatte. Ein rot-weißes Flatterband umspannte drei dicke Bäume, die um den Fundort der Leiche standen. Mit gelben Nummernschildern waren die Fundstücke markiert. Ein Totenschädel war auszumachen und noch ein paar andere Beweisstücke.
Birgid erzählte die mörderische Geschichte mit Begeisterung und die Zuhörer mussten an einigen makabren Stellen herzhaft lachen. Kaum zu glauben, dass eine steife Leiche derart für Heiterkeit sorgen kann, aber schließlich sind unsere Wanderungen nicht allzu ernst zu nehmen und stets mit Humor gewürzt. Der Grubenschnaps durfte natürlich nicht fehlen und wurde in roten Medikamentenbechern ausgeschenkt. Nun suchten die Teilnehmer noch ein paar Indizien, die sich zum Glück nicht weit weg, hinter einigen Bäumen befanden, so dass sich die Zeckengefahr in Grenzen hielt. Ein Praline-Heft von 1970, das damals 60 Pfennige gekostet hatte, sorgte besonders für Heiterkeit. Der Tatort und sämtliche Utensilien wurden eingepackt und an der Eichwaldhütte in den Bus geladen. Eine Fuhre Passagiere kutschierte unser Werner hinunter, der Rest marschierte in strammem Tempo bergab, der Tränke an der Wolfsschänke entgegen.
Dort gab es kühles Nass, das uns besänftigend die Kehle hinunterrann und den Durst stillte. Die Speisekarte das „Krimi-Dinner-Menü“ – wurde neugierig studiert. Sämtliche Gerichte von der Mutter und den Vorfahren unseres Koches Michael, ein halber Portugiese mit Migrationshintergrund, wie er lachend betonte, der die portugiesischen Köstlichkeiten mit Unterstützung seiner Mutter für uns zubereitet hatte. Michael begrüßte die Gäste und reichte Portwein dazu. Süffig war er, aber man sollte bei dieser Hitze nicht zu viel davon zu sich nehmen, um nicht die Kontrolle über sämtliche Körperteile zu verlieren, die für die Fortbewegung unerläßlich sind.
Die Verdächtigen wurden vorgestellt und ihre bemerkenswert attraktiven Konterfeis an die Pinnwand geheftet. Die Leiche, nur noch als Kopf vorhanden präsentierte sich davor. Durch die lange Lagerung war er vollkommen rein, nackt und appetitlich anzuschauen. Die Vorspeise nahte – „Südlicher Vorspeisenteller“ genannt - eine frittierte Fischfrikadelle, köstlicher Schinken, Tomate-Mozzarella, ein paar Knacksbohnen, sogenannten Tremoses, die man mit Knacksen aus der Schale lösen konnte, Radieschen und Oliven. Heiter knackten wir die Bohnen, die mancherorts Reißaus nahmen und durch die Gegend flogen und knabberten das knusprige Weißbrot dazu. Nun musste wieder etwas getan werden – die Verdächtigen wurden ermittelt. Drei durchtriebene Witwen stellten sich für die Ermittlungen zur Verfügung, zwei seltsame Männer, die ebenfalls Verdacht erregten.
Die grüne Suppe, das portugiesische Nationalgericht folgte und wurde entsprechend gewürdigt. In der Mitte krönte sie der portugiesische Schinken. Es war Zeit, die Verdächtigen in die Mangel zu nehmen. Magda Wild kannte keine Gnade und trieb sie in die Enge, doch die beiden Männer und drei Frauen wanden sich durchtrieben und ließen sich nicht festnageln. Nun nahte das Hauptgericht, Oma Joaquinas Bauerntopf, bunt und lecker. Für die Fleischesser mit Hähnchenschenkel, Fleisch und Dörrfleisch, garniert mit Mohrrüben, Kartoffeln und Reisnockerln. Nach diesem schmackhaften Mahl waren alle gut gesättigt und bereit für die Festnahme des Mörders, oder der Mörderin. Magda Wild hatte mit ihrem Team eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Das Ergebnis war ernüchternd. Alle drei Frauen hatten einen Zugang über eine Garage zum Haus. Zumindest vor drei Jahren gehabt. Eine hatte diesen Zugang nämlich zu dem Zeitpunkt zugemauert, was die Ermittler einigermaßen misstrauisch machte. Die Teilnehmer schrieben „ihre“ Verdächtigen auf und eine unabhängige Gastwirtschaftsbesucherin loste den Gewinner, der eine der lustigen Witwen als Täterin überführt hatte, aus den richtig geratenen Lösungen. Der stolze Ermittler bekam seine Urkunde ausgehändigt, als „GeoKrischLe-Ehrenkommissar“ und wurde damit ausgiebig fotografiert. Der letzte Gang, Schokocreme, Karamellpudding, Pasteis de Nata an frischen Früchten bildete den krönenden Abschluss des köstlichen Menüs, mit dem sich unser Michael selbst übertroffen hatte.
Trotz widriger Umstände (teils wetterbedingt) waren sich alle einig, dass es ein toller Nachmittag war und müde, aber zufrieden, verabschiedeten sich die Teilnehmer abends voneinander. Einige freuen sich schon aufs nächste Mal, wenn es heißt: „Auf zum Mimlinger Steinbruch, wo die Leiche schon auf uns wartet, auf dass wir ihren Mörder endlich zur Strecke bringen und ihm sein blutiges Handwerk legen!“

Autor:

Birgid Windisch aus Mömlingen

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