Multiple Sklerose: Nur ein aufgeklärter Patient ist ein guter Patient
Infoveranstaltung mit dem Neuro-Urologen Professor Rogenhofer stößt auf große Resonanz
Beim monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe MS aktiv im Business Sporthotel Großwallstadt hat der Neuro-Urologe Sebastian Rogenhofer vom Klinikum Aschaffenburg für seinen Vortrag den Titel »Tabu-Themen der MS: Miktions- und Erektionsstörungen« gewählt. Trotz heißer Außentemperaturen war der große Seminarraum am Mittwoch, 26. Juni 2019 mit mehr als hundert Besuchern nahezu restlos gefüllt.
Multiple Sklerose (MS) wird auch als Krankheit mit den tausend Gesichtern bezeichnet. Verlauf und Symptome sind bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Viele an MS Erkrankte sind gut therapiert und wissen mit ihrer Krankheit umzugehen. Maria Holzheid, Leiterin der MS-Selbsthilfegruppe, bietet seit Jahren Fachvorträge zu den verschiedensten Themen mit kompetenten Referenten an. Ihre These: »Nur ein aufgeklärter Patient ist ein guter Patient«.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Fachärzten
Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftspraxis des Facharztes für Neurologie und für Psychiatrie-Psychotherapie W. E. Hofmann in Aschaffenburg, der den Kontakt zu Rogenhofer hergestellt hatte und am Abend auch anwesend war. Beide Mediziner waren sich einig: eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachärzten unterschiedlicher Ausrichtung kann gemeinsam mit den Hausärzten eine optimale Therapie für Betroffene entwickeln.Für MS-Patienten sind Blasenprobleme mit Inkontinenz ein Thema, das neben vielen anderen Symptomen zu Beeinträchtigungen im Tagesablauf führt.
Miktionstagebuch empfohlen
Sebastian Rogenhofer zeigte an verschiedenen Schaubildern die Ursachen und riet, ein Miktionstagebuch zu führen, das Aufschluss für Unregelmäßigkeiten beim Harnlassen und einen Überblick über den Harnverlust gibt. Eine umfassende Diagnostik sei die Voraussetzung, um einer möglichen Schädigung der Niere nachzugehen. Als ganz »wichtigen Baustein« nannte er, die Niere zu schützen und höchst mögliche Lebensqualität zu erhalten.
Personalisierte Medizin
MS erfordere eine sehr individuelle Therapie. Rogenhofer nannte den Begriff »personalisierte Medizin«, ein Behandlungskonzept, das Patienten schneller zu einer für sie geeigneten Therapie verhelfen kann. Es gebe eine Vielzahl an Medikamenten, die bei Miktionsstörungen gut wirkten, auch aus der Naturheilkunde. Auf Nachfrage erklärte der Urologe, dass Apotheken entsprechende Beratung anböten. Bei der Gefahr eines Rückstaus von Harn in die Niere könnten technischen Hilfsmittel angewendet werden, wie beispielsweise ein Blasenkatheter, um den Abfluss zu erleichtern und eine hohe Restharnmenge zu vermeiden. Ein Selbstkatheder sei bei entsprechender Routine eine gute Lösung und einem Dauerkatheder vorzuziehen, wobei dies eher bei jüngeren Patienten eine Option sei.
Beckenbodentraining hilft
Weiterhin empfahl Rogenhofer ein Beckenbodentraining, um die Muskulatur zu stärken und der Blasenschwäche entgegenzuwirken. Auch die Sexualität muss bei Erektionsstörungen laut Rogenhofer nicht auf der Strecke bleiben. Es gebe neben der bekannten blauen Tablette verschiedene Möglichkeiten - auch mit Trainings und technischen Hilfsmitteln - dem Problem entgegenzuwirken.
Ein Video zum Beckenbodentraining für den Alltag:
Autor:Ruth Weitz aus Obernburg am Main |
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