WINDRÄDER IM KREIS MILTENBERG

GROßHEUBACH. Eine chinesische Weisheit lautet: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen hohe Mauern, die anderen Windmühlen". Auf die aktuelle Situation bezogen, erlaube ich mir folgende Abwandlung: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die Mönchberger und Röllbacher hohe Mauern in ihren Köpfen und die Großheubacher Windräder für die Energiewende" - Fehlanzeige!

Mit 10:5 (bei sechs entschuldigt fehlenden Gemeinderäten, darunter leider auch ich) wurde der notwendige städtebauliche Vertrag verweigert. Noch in einer vorherigen Sitzung war das Zonierungskonzept für Windräder mit überaus großer Mehrheit (bei nur einer Gegenstimme) gebilligt worden.

GEBALLTER, MASSIVER DRUCK AUS RÖLLBACH

Dem geballten, massiven Druck - auch parteipolitisch - aus Röllbach hat sich die Mehrheit im Gemeinderat gebeugt und das, obwohl die Gesamtzahl der Windkraftanlagen von acht auf vier vermindert wurde. Es ist sehr traurig, dass ein kleiner Beitrag zur dezentralen Energiewende in Großheubach zunächst gescheitert ist. Als Lichtblick empfinde ich allerdings die Tatsache, dass Bürgermeister Oettinger für die Installation der Windräder argumentierte und votierte.

FUNDAMENTALE GEFAHREN VON ATOM UND KOHLE

Dreißig Jahre nach Tschernobyl (Pressebericht vom 29.11.16: Sarkophag mit Fragezeichen / Tschernobyl bleibt eine Zeitbombe) und fünf Jahre nach Fukushima sind die Folgen der atomaren Kernschmelzen immer noch gegenwärtig. Und stündlich kann es zu neuen Kernkraftunfällen kommen. Die abgebrannten Kernstäbe strahlen eine Million Jahre und es gibt weltweit noch kein Endlager.
Der ökologische Fußabdruck bezüglich der Verbrennung von Kohle/Braunkohle, Öl und Erdgas ist für giftige Emissionen sowie den hohen Kohlendioxid-Ausstoß verantwortlich mit der Folge von Dürren, Stürmen, Überflutungen. Ganz aktuell: Bolivien. Das Auswärtige Amt in Berlin hat einen Reise- und Sicherheitshinweis aktualisiert: Bolivien hat am 21.11.16 wegen anhaltender Dürre und Wasserknappheit den nationalen Notstand ausgerufen ... . Reisenden wird empfohlen, vor Abreise die Hotels wegen Wasserknappheit zu kontaktieren. Zwei große Seen sind ausgetrocknet. In La Paz ist die öffentliche Wasserversorgung für 400 000 Menschen - mehr als die Hälfte der Einwohner - zusammengebrochen. DER KLIMAWANDEL LÄSST GRÜßEN!

Ist der Anblick von Windräder wirklich so belästigend? Für viele Menschen ist er eher angenehm, verspricht er doch die Hoffnung, dass eine umweltfreundliche Technik die fundamentalen Gefahren von Kohle und Atom überwindet.

PRO BÜRGERNAHE, DEZENTRALE, REGENERATIVE ENERGIEWENDE

Die Gegner der Windräder im Gemeinderat argumentieren mit "der tollen Landschaft und Natur, die nicht beeinträchtigt werden soll" und den relativ geringen Steuereinnahmen für den Markt Großheubach. So toll ist die Natur auf der Hochebene zwischen Großheubach und Röllbach nicht. Aufgrund der Flurbereinigung gibt es nur noch wenige alte Obstbäume, der Boden wird intensiv gedüngt (auch mit Klärschlamm?), was sich oft als Nitrat im Grundwasser niederschlägt. Auch der "Pflanzenschutz" mit dem Umweltgift Glyphosat macht der Natur zu schaffen.
Wegen fehlender Bäume konnte wenigstens der oft gebetsmühlenhaft vorgetragene Dreiklang von Schwarzstorch, Rotmilan und Mopsfledermaus nicht als Ablehnungsgrund von den neuen Umweltschützern herangezogen werden. Diese kümmern sich ansonsten wenig um die im Straßenverkehr zerfetzten Igel oder um die vielen Vögel, die nach ihrem Flug in die Fenster von (Hoch-)Häusern elend verenden.

Die Steuereinnahmen für die Gemeinde, mögen sie mehr oder weniger groß sein, können kein überzeugender Grund gegen ein lokales Handeln im Sinne der bürgernahen, dezentralen, regenerativen Energiewende sein. Apropos Finanzen: Obwohl die Gemeindevertreter von Collenberg und Dorfprozelten stark gegen den Windpark in Freudenberg intervenierten, zeigten ihre Bürger großes Interesse am Erwerb der Windsparbriefe.

VERSTOß GEGEN DIE GEMEINDEORDNUNG

Es ist sehr fraglich, ob der gewaltige überörtliche Druck, der vom Gemeinderat Röllbach ausging, zu einem gut nachbarschaftlichen Verhältnis führt. Es ist nichts gegen die große Besucherzahl von Röllbachern bei der Entscheidungsfindung in unserer Gemeinderatssitzung einzuwenden, dass aber eine Person den Augenblick der Stimmabgabe fotografierte, ist nicht zu billigen. Dieser Verstoß gegen die Gemeindordnung kann zu einer Wiederholung der Abstimmung führen.

WIE DENKT DIE MEHRHEIT DER BÜRGERINNEN UND BÜRGER?

Sehr interessant wäre es auch, Die Meinung der Einwohner des Marktes Großheubach kennenzulernen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde in einem Bürgerentscheid die Windräder auf den Höhen der "Tanne" befürworten würde.

DON QUIJOTES KAMPF GEGEN WINDMÜHLEN

In einem Leserbrief wird die Abstimmung im Gemeinderat Großheubach mit Don Quijote de la Manchas Kampf gegen Windmühlen verglichen, der hier gewonnen wurde. Der 1605 erschienene Roman von Miguel de Cervantes erzählt von einem Mann, der durch fortgesetzte Lektüre von idealisierenden Geschichten aus dem mittelalterlichen Rittertum seinen Verstand verliert. Er zieht aus und kämpft unter anderem gegen Windmühlen, die er für Riesen hält. Am Ende kehrt der Ritter von der traurigen Gestalt erfolglos und übel zugerichtet wieder heim.

Dieser zeitentrückte Kampf eines Irren soll ein anspornendes Leitbild für die Windkraftgegner sein?

Autor:

Werner J. Zöller aus Großheubach

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