Rathausneubau
Traum oder Trauma - Neues Rathaus in Großheubach?
In der Großheubacher Gemeinderatssitzung vom 9.3.21 bestätigte Bürgermeister Gernot Winter auf Anfrage einer Gemeinderätin, dass er mit dem Verwaltungsleiter die Bautätigkeit im Amorbacher Rathaus in Augenschein genommen hat.
Ist der Traum vom neuen Rathaus in Großheubach erneut oder immer noch aktuell?! Wie harmoniert ein solches Ansinnen mit unseren vorrangigen kommunalen Aufgaben und deren Finanzierung?
Nachdem gegenwärtigen Haushalt 2020 beliefen sich die Schulden der Gemeinde auf 9,4 Millionen €uro. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 1.850 €. Das ist das Dreifache vergleichbarer Kommunen in Bayern und wohl der höchste Schuldenstand im ganzen Landkreis Miltenberg. Und auch für Großheubach ist dies die höchste Verschuldung in seiner Geschichte! Eine solche Rekordverschuldung lähmt die kommunale Aktivität erheblich.
„Wenn wir kein Geld haben, dann brauchen wir wenigstens gute Ideen“ war ein Zitat des Bürgermeisters in der Haushaltssitzung. Doch eine Investition von fünf Millionen € oder mehr für den Bau eines neuen Rathauses anzustreben, ist wahrlich keine gute Idee. Man betrachte nur einige der aktuellen, kostspieligen Sanierungen - Gemeinschaftshaus + Grunderwerb 400.000 €; weitere noch nicht abgeschlossene Maßnahmen: Regenüberlaufbecken 350.000 €, Abendanz´sches Haus 305.000 €, Historisches Rathaus 110.000 €.
Ein besonderes Ärgernis in Großheubach sind die maroden Ortsstraßen und Gehsteige, beispielsweise Sudetenstraße, Kapellenstraße, Friedensstraße, Seegartenstraße, Hofwiese und v.a. In naher Zukunft sind dafür wohl Sanierungsaufwendungen im 10-Millionen-Bereich fällig.
Erschwerend für die Gemeindefinanzierung ist der Wegfall der ungerechten Ergänzungsabgaben für Straßenausbau sowie der pandemiebedingte Ausfall von Gewerbesteuer und Einkommensteuerbeteiligung. Trotz Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer zu Beginn dieses Jahres wird sich an der Finanzschwäche praktisch nichts ändern.
Unter Berücksichtigung all der kostenintensiven Sanierungsmaßnahmen ist es eine „gute Idee“, wenn man die Vorteile des gegenwärtigen Verwaltungszentrums mit Rathausgebäude, mit hoffentlich bald saniertem Abendanz´schem Haus sowie des vormaligen Post- bzw. Feuerwehrgebäudes mit seinen neu geschaffenen, ebenerdigen kommunalen Büroräumen betrachtet. Natürlich muss das in die Jahre gekommene Hauptgebäude (ehemalige Alte Schule) modernisiert werden – aber nicht zu künstlich hochstilisierten Neubaukosten. Diese drei Gebäude im Ortszentrum bieten große Flexibilität für die kommunale Nutzung!
Oft wird bei Neubaumaßnahmen übersehen, dass auch die nicht mehr benötigten Gebäude weiterhin Erhaltungsaufwendungen erfordern und den Gemeindehaushalt belasten. Beispiel: Die Neue/Alte Schule in der Vereinsstraße harrt schon Jahrzehnte auf ein neues Dach, für das bislang keine Mittel vorgesehen wurden.
Unter Abwägung der dargelegten Situation erscheint der Gedanke eines Rathausneubaus abwegig.Die Verantwortlichen im Markt Großheubach, die dem Traum vom neuen Rathaus nahestehen, sollten ihn möglich bald endgültig begraben. Denn dieser Traum kann leicht zum Trauma werden!
Autor:Werner J. Zöller aus Großheubach |
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