KLÄRSCHLAMMAUSBRINGUNG IM LANDKREIS MILTENBERG: GROßHEUBACH "SPITZENREITER"
GROßHEUBACH. Aufgrund einer Schriftlichen Anfrage durch MdL Dr. Fahn liegen mir Unterlagen des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zur Klärschlammausbringung im Landkreis Miltenberg vor.
Innerhalb der Jahre 2010 - 14 hat Großheubach die absoluten Spitzenwerte im Landkreis Miltenberg erzielt, was ich in der Gemeinderatssitzung vom 4.8.15 thematisierte. Der allergrößte Anteil der ausgebrachten Schlämme stammt aus dem Klärwerk Heimbuchenthal, das zudem im Landkreis Aschaffenburg liegt. Die Abwässer aus Großheubach hingegen gelangen in die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Main-Mud Miltenberg (vgl. den Artikel im Schaufenster vom 29.7.15 "So sauber geht´s beim Abwasser zu"). Nach der Reinigung und Methangasgewinnung wird der verbleibende Schlamm in vorbildlicher Weise entwässert, getrocknet und danach in Offenbach verbrannt, also ´thermisch verwertet´.
Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass Klärschlamm zu Beeinträchtigungen des Grund- und Trinkwassers, unseres landwirtschaftlichen Bodens, also unserer Lebensgrundlage, sowie der landwirtschaftlichen Produkte führen kann. In Baden-Württemberg ist daher der Ausstieg aus der Klärschlammausbringung fast vollständig vollzogen. Klärschlamm wird nur auf wenige Schadstoffe, hauptsächlich Schwermetalle, untersucht, bevor er zur landwirtschaftlichen Verwertung ausgebracht wird. "Ich habe es schon immer als fragwürdig und widersinnig empfunden, dass man in Kläranlagen mit einem hohen Aufwand und vielen Millionen Euro Investitionen Schadstoffe aus dem Abwasser entfernt und sie anschließend über den Klärschlamm wieder großflächig auf dem Böden verteilt, auf denen dann Nahrungs- und Futtermittel produziert werden. Energieerzeugung ist die deutlich umweltfreundlichere Verwertungsart für Klärschlamm" (Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, BW).
Was Großheubach betrifft, so wird die relativ umweltfreundliche Abwasserbeseitigungstechnik über den Fremdeintrag von Klärschlamm auf unserer Gemarkung ins Gegenteil verkehrt!
Im Landkreis Miltenberg hat die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm in den letzten fünf Jahren erfreulicherweise um etwa 50 Prozent abgenommen: von zirka 10.000 Kubikmeter in zehn Orten auf etwa 5.000 Kubikmeter in nur noch zwei Orten. Doch Großheubach hat mit 3.329 Kubikmeter Klärschlamm im Jahre 2010 (33,4 Prozent der Gesamtmenge) und 3.562 Kubikmeter im Jahr 2014 (71 Prozent der Gesamtmenge) seine "Spitzenstellung" gehalten und prozentual gesehen, erheblich erhöht!
Was können wir tun, damit die Klärschlammausbringung in Großheubach, wie in allen Kommunen des Kreises mit Ausnahme von Kirchzell, zum Stillstand kommt?
An die Grundstückseigentümer appellieren, bei Pachtverträgen den Klärschlammeintrag verbieten. Diese Maßnahme wird selbst vom Landwirtschaftsamt Karlstadt als gute Möglichkeit gesehen. Schließlich hat auch der Gemeinderat Großheubach schon vor Jahren für seine kommunalen Grundstücke ein Klärschlammverbot beschlossen, sicher aus ernsthafter Sorge um die Bodengesundheit und Reinhaltung von Grund- und Trinkwasser.
Allerdings wäre meines Erachtens Bürgermeister Günther Oettinger, der auch als Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes Main-Mud über fachliche Kompetenz verfügt, die richtige Person, um mit dem Landwirt, der den Transport und den Eintrag von Klärschlamm bewerkstelligt, über die Beendigung des Missstands zu verhandeln! Gewiss eine beispielhafte Initiative im Jahre 2015, dem Internationalen Jahr der Böden!
Autor:Werner J. Zöller aus Großheubach |
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