BESSER RADFAHREN IM LANDKREIS MILTENBERG: INNERÖRTLICHE MAßNAHMEN IN GROßHEUBACH
Großheubach. Der Abschluss der Straßenbaumaßnahmen in der Ortsdurchfahrt Großheubach sowie die Teilnahme an der Bürgerveranstaltung "Besser Radfahren im Landkreis Miltenberg“ veranlassten die Gemeinderäte Paul Berberich und Werner J. Zöller, den Antrag eines Gesamtverkehrskonzepts für die Durchfahrtsstraßen zu stellen.
Der Antrag umfasste drei Teile:
a) Einführung von Tempo 30, 24 h/Tag vom Südkreisel bis zum Nordkreisel, aber auch in der Röllbacher Straße,
b) Markierung von alternierenden (einseitig abwechselnden) Schutzstreifen für Radfahrer und
c) Geschwindigkeitsüberwachung durch eine Stationäre Lasersäule nach dem Südkreisel als Pilotprojekt sowie die Installation von Geschwindigkeitsanzeigern (Smileys) an den Ortseingängen im Bereich der beiden Kreisverkehrsanlagen.
Beeindruckende Zustimmung im Gemeinderat Großheubach
Die breite Zustimmung von 18:1 in der Gemeinderatssitzung vom 14.8.18 erfüllt die Antragsteller mit großer Zufriedenheit und beweist die Empathie des Gemeinderats für die Belange der Fußgänger, Radfahrer, Straßenanlieger und Gäste der Marktgemeinde.
Wirkung von Tempo 30 und Schutzstreifen
Tempo 30, 24 h/Tag beendet den unzumutbaren Geschwindigkeitswirrwarr in
Großheubach. Auch nach dem Neubau der Ortsdurchfahrt sind viele Gehsteigabschnitte sehr schmal oder fehlen gänzlich, sodass sich insbesondere die nichtmotorisierten, schwächeren Verkehrsteilnehmer als „gehetztes Wild“ empfinden. Diese Tempo-30-Regelung kann eine tatsächliche oder gefühlte Verkehrsunsicherheit mindern.
Neben Verkehrsgefahren wird durch die niedrigere Geschwindigkeit auch die Feinstaubbelastung sowie der Verkehrslärm verringert. So wird beispielsweise der Motorenlärm bei Geschwindigkeitserhöhung über 30 km/h durch das lautere Reifengeräusch übertönt. Eine umfassende Verkehrsberuhigung ist ebenso für die Touristen im Staatlich anerkannten Erholungsort ein Pluspunkt. Da neuerdings ein gesetzliches Entgegenkommen für die Einführung von T 30 im weiten Bereich von Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Alteneinrichtungen erfolgte, dürfte die behördliche Zustimmung für T 30 leichter fallen.
In der Gemeinderatsdebatte war die beantragte Erweiterung von T 30 in der Röllbacher Straße bis zur Einmündung Östernberg durch Gemeinderat und 2. Bürgermeister Gernot Winter besonders begrüßenswert.
In den Radwegkonzepten für Großheubach (2012) und für den Landkreis Miltenberg (2018) des Kölner Planungsbüros VIA e.G. ist Folgendes vorgesehen: “Um den (Alltags-)Radverkehr im Mischverkehr (Kfz und Rad) fahren zu lassen, muss generell T 30 auf der Ortsdurchfahrt gelten, ...“. Radverkehr im Mischverkehr ist in den stark frequentierten Hauptverkehrsadern Großheubachs nur mit Tempo 30 - aufgrund der geringen Geschwindigkeitsunterschiede – relativ gefahrlos! Im Konzept für Großheubach heißt es weiter, dass das Ziel unter anderem darin besteht, nicht notwendigen Kraftfahrzeugverkehr zu verdrängen, durch Benutzung der Bundesstraße B 469.
Kurze PKW-Wege „aufs Rad bringen“
Neben der Geschwindigkeitsreduktion spielt laut Andrea Fromberg, VIA e.G., Köln, die Markierung von Fahrradschutzstreifen zur Sicherung des Radfahrers im Mischverkehr eine wichtige Rolle. So gilt es, nach Auffassung der Referentin der Bürgerveranstaltung zum Radverkehrskonzept „Besser Radfahren im Kreis Miltenberg“, kurze PKW-Wege „aufs Rad zu bringen“. Denn 42 % all dieser Verkehrswege bleiben in der eigenen Kommune und weitere 42 % der Wege gehen nur in die nächste Kommune. Daher gibt es ein großes Potenzial für den Umstieg auf das Fahrrad (einschließlich Pedelec). Mit der Förderung des Alltagsverkehrs durch T 30 und Schutzstreifen kann sich der PKW-Verkehr verringern und damit auch Feinstaub, Lärm, Gefahr und CO2. Bundesweite Erkenntnisse zeigen, dass auf Straßen mit Schutzstreifen die Autofahrer grundsätzlich langsamer und rücksichtsvoller fahren.
Geschwindigkeitsbeschränkung braucht Kontrolle
Ohne wirksame Kontrolle ist Geschwindigkeitsbeschränkung sinnlos!
Im Maßnahmenkonzept wird u.a. daher eine Stationäre Lasersäule (PoliScan) als Pilotprojekt gefordert. Als solches ist es für die Gemeinde kostenfrei. Grundsätzlich kann eine Lasersäule auch gemietet werden, sodass eine größere Investition zu Lasten des Gemeindehaushaltes entfällt. Beobachtungen im badischen Freudenberg zeigen, wie sich selbst bayerische Autofahrer aus Collenberg und weiter mainaufwärts penibel an T 30 halten und so Gefahren und Lärm mindern.
Sehr erfreulich ist die argumentative Unterstützung eines solchen Pilotprojekts für Nordbayern (Großheubach) durch 1. Bürgermeister Günther Oettinger, nachdem in Südbayern (Bad Tölz) schon eines im Gange ist.
Radfahren hilft dem Klima
Die Begrüßungsworte unseres Landrats Jens Marco Scherf „Radfahren hilft dem Klima“ bei oben genannter Bürgerveranstaltung gilt es nun vor Ort mit der Praxis in Einklang zu bringen. In der Vergangenheit haben sich bei sogenannten Verkehrsschauen die Vertreter des Staatlichen Bauamts, der Polizei und des Landratsamts Miltenberg den heutigen Anforderungen des kommunalen Verkehrs gegenüber oft sehr restriktiv gezeigt. Doch mit dem beeindruckenden Gemeinderatsvotum für das gemeindliche Verkehrskonzept kann bei der nächsten Verkehrsschau und allen behördlichen Verhandlungen der Markt Großheubach selbstbewusst und standhaft auftreten.
Autor:Werner J. Zöller aus Großheubach |
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