Ausstellung "B3 analog" mit Elke Fieger, Sandra Wörner und Thea Nodes-Brand

22. September 2024
14:00 - 18:00 Uhr
Löw Haus, Hauptstraße 29, 63911 Klingenberg a.Main
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15. September 2024
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22. September 2024
14:00 - 18:00 Uhr
29. September 2024
14:00 - 18:00 Uhr

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7Bilder

Stärker denn je steht unsere Gesellschaft im Spannungsfeld zwischen digital und analog. Im Alltag sind digitale Abläufe für uns nahezu selbstverständlich. In künstlerischen Handlungen überlagern sich digitale und analoge Prozesse
zunehmend. So ist es nicht verwunderlich, dass Sandra einmal gefragt wurde, welches Computer-Zeichenprogramm sie als Vorlage für ihre Arbeit verwende.
Und tatsächlich, wir drei Künstlerinnen verwenden für unsere Kunst keine digitalen Hilfsmittel und haben uns zu einem Plädoyer der analogen Bilderschaffung entschlossen.
Analoge Mal- und Zeichentechniken bieten einzigartige, ästhetische und haptische Qualitäten, die digitale Medien nicht bieten können. Im Gegensatz zu der ständigen Korrekturmöglichkeit zwingt uns das analoge Malen und Zeichnen zu einer konzentrierteren und durchdachteren Arbeitsweise. Fehler werden integriert und kreativ genutzt, statt mit dem Drücken der Delet-Taste eliminiert. Kohle, Kreiden, Wasser, Farben, Papiere, die Strukturen der Malgründe, alles birgt
haptische Erfahrungen und lehrt uns ein ein tiefes Verständnis für diese Materialien.

Der Begriff analog hat eine vielseitige und vielschichtige Bedeutung und wird in den verschiedensten Bereichen angewendet. Einerseits steht er für gleichartig, ähnlich, identisch - nicht wie wir - aber auch für gleichwertig, gleichrangig, gleichberichtigt - hier finden wir uns wieder. Unsere erste Assoziation zum Begriff analog kam jedoch aus der Gegenüberstellung der analogen, realen, gleichzeitigen Welt, in der wir leben und der digitalen, virtuellen Welt des
Internets. In unserer realen, wirklichen Welt entstehen unsere Hand- und Gefühlswerke, unsere Zeichnungen, unsere Malerei, die analoges Denken, Kraft zur Fantasie und Assoziation voraussetzen. Die Wegbereiter zur Kunst!
Wir Menschen sind analoge Wesen. Wir sind greifbar, angreifbar, ein gutes Bilde entsteht über Reflexion. Unsere Ideen gehen über Kopf und Herz in die Hand auf Papier bzw. auf die Leinwand. Für uns fängt Kunst da an, wo geistige Haltung, Intuition und Hand zusammenkommen.
„Die Malerei verteidigt das Körpergedächtnis des Menschen gegen die globale Medialisierung.“, heißt es in einem Artikel der FAZ „Kunst unter Tränen - Warum die Malerei wieder wichtig wird“. Das gilt natürlich auch für die Zeichnung.
Für uns heißt das: Die gedankliche Auseinandersetzung und die Schulung der Sinne bilden dieses Gedächtnis und sind Voraussetzung für die Umsetzung in Malerei und Zeichnung. Drum seht, seht intensiv!
Hinzu kommt die Macht der inneren Bilder, die Imagination. Wir fügen das Unsichtbare hinzu. Edward Munch soll gesagt haben: „Ein Bild darf nicht falsch und ungefühlt gemacht werden.“ Und von Walter Gropius stammt die Aussage: „Für den künstlerischen Menschen ist nichts so wichtig, wie das innere Erleben.“ Das Eigentliche in der Kunst lebt vom diesem inneren Erleben, der sinnlichen Qualität und von der Aufforderung an die Betrachterin, den Betrachter,
sich einzudenken, einzufühlen. Kunst muss nicht schön sein, sie soll Assoziationen wecken in uns, die wir analoge Wesen sind. Unsere Bilder wollen bestmöglich bei den Menschen bleiben.

Sandra Wörner porträtiert Menschen, die ihr bekannt sind oder einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Oft fügt sie der Arbeit zusätzliche Gegenstände wie z.B. eine Krone, Hörner oder Elfenohren ect. hinzu und schafft so symbolisch eine Verbindung ihrer eigenen Erfahrung und Erlebnissen mit den Menschen auf ihren Bilden. Diese Herangehensweise ermöglicht ihr, nicht nur die äußere Erscheinung der Menschen fest zu halten, sondern auch deren innere Welten und Geschichten zu erforschen und darzustellen. Jede Zeichnung, an der sie arbeitet, ist ein Teil von ihr und ihren Erfahrungen und Erinnerungen. Erklärungen bleiben jedoch absichtlich sehr vage, denn der/die Betrachter/in hat ja eigene Geschichten und Erfahrungen, die mit den Bildern verknüpft werden können.
Ihre Arbeitsweise ist das Einbinden von Kohlepigmenten in die Papieroberfläche mittels Schleifpapier. So kann sie Tonabstufungen erreichen und die Lebendigkeit und Plastizität des Portraits erhöhen.
Der Großteil der Bilder von Elke Fieger stammt aus dem Zyklus „Where have all the flowers gone?“ Seit 2023 arbeitet sie an den Figuren, die ihren Eindrücken zu dem seit Februar 2022 katastrophalen Geschehnissen in der Ukraine einen Ausdruck geben wollen. Skizzen zu Körperausdruck und experimentelle Zeichnungen von Blüten gingen der Idee, dies thematisch zusammenzubringen, voraus.
Das Lied „Where have all the flowers gone?“, das vor allem durch Joan Baez bekannt wurde und aus der Zeit des Vietnamkriegs stammt, hat von seiner Aktualität nichts verloren, denn heute wie damals werden Menschen in eine unerträgliche Situation geschickt, die sie selbst nicht herbeigeführt haben. Es entsteht unendliches Leid, nicht für eine anonyme Masse, sondern für Individuen mit Träumen und Wünschen.
Die Welt ist im Wandel, unsere höchsten Güter Frieden, Freiheit und Menschlichkeit sind bedroht. Diese Tatsache stellt uns vor teils unerträgliche Herausforderungen, und wir müssen uns die Frage stellen, in welcher Welt wir leben wollen.
In den neuen großformatigen Arbeiten stehen einzelne Menschen im Mittelpunkt, die gezeichnet sind von Gewalt und Unfrieden, fern jedes Heldentums.
In der Reihe „Wunder Wald“ (2018-2022) entstanden noch in den „Coronajahren“ einige Arbeiten von Elke Fieger und auch eine kleine Auswahl daraus ist hier zu sehen. Der Wald war besonders in dieser Zeit Erholungsort und Rückzugsmöglichkeit für Viele.

Bei Thea Nodes ist es die immergleiche Vorgehensweise, egal welche Thematik sie in ihrer Malerei bearbeitet. Ihren Bildern geht eine lange analoge Reise voraus. Hier eine Reise durch Bücher, Wiesen und Gärten. Denn: Eine Blume ist nicht einfach eine Blume. So will die Vergänglichkeit der Pflanzen, die ihre Herbstwiese zeigen, erforscht sein. Die komplizierte Funktionsweise von Ökosysteme und das Wissen um jede Pflanze, ist Thea wichtig. Erst dann kann für sie
die Schönheit der Pflanze ihren Weg auf die Leinwand finden. Dabei greift sie das Thema„Vergänglichkeit“ auf, das jedem Lebewesen gleich ist.
Stellvertretend für all die Landstriche, Länder, Städte und ihre Lebewesen, deren Zukunft ungewiss ist, hat Thea für ihre Malerei Island ausgewählt. Nahe der Schönheit dieses Landes liegt die von Menschenhand gemachte Zerbrechlichkeit und Zerstörung. Die Islandbilder sind auch eine Hommage an die Farbe Indigo.
Was kann die Kunst? Ein Denkmal setzen? Schönheit aufzeigen? Über die Malerei zur Reflexion aufrufen, die dann vielleicht in aktives Engagement übergeht? Die amerikanische Fotografin Camille Seaman, deren analog erlebte Fotos Thea eine Inspirationsquelle sind, ruft in ihrem Buch Vom Ende der Ewigkeit zu aktivem Engagement gegen den Klimawandel auf. Jeder auf seine Art schreibt sie, jeder mit dem, was ihn froh macht. Theas Mittel, ihre Möglichkeit der
Reflexionen, ihre große Freude ist ihre Malerei, ihre analoge Malerei.

„Kunst erlaubt uns, Schönheit, Emotion und das Wunder der Natur auf eine Weise zu vermitteln, die Worte allein nicht
einfangen können. Sie spricht ins Herz, entfacht unsere Vorstellungskraft und fördert eine tiefe Verbindung zur Umwelt.“
Treffender könnten wir es nicht ausdrücken als der kanadische Kunstfotograf Paul Nickeln es getan hat.

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