Über 80 Zuhörer „ins Bockshorn gejagt“
Warum hatte Götz von Berlichingen das Bockshorn im Ahnenwappen? Und auch Fürstbischof Julius Echter? Wer waren eigentlich diese Ritter, die das Bockshorn im Wappen führten?
Im Hochmittelalter taucht dieses Wappen plötzlich aus dem Nichts auf. Etwa 10 Ritterfamilien, die teilweise nicht einmal verwandt sind, tragen alle dieses exakt gleiche Bockshorn in ihrem Schild. Wo kommt es her? Diesem Rätsel war Otto Reichert in seinem Vortrag am 24. März in der Mittelmühle Bürgstadt, auf der Spur. Bei diesem kurzweiligen und mit vielen Bildern hinterlegten Referat, zu dem der HGV Bürgstadt eingeladen hatte, kamen interessante Geschichten ans Tageslicht, die mit diesem Bockshorn zusammenhängen.
Nach einer 1976 von Adam F. Wolfert verfassten Hypothese, leitet sich das Wappen von der XXII. Römischen Legion ab, die den „Capricornus“, ein Fabelwesen (Steinbock mit Fischschwanz), im Feldzeichen führte. Diese Legion war auch im „Kastell Altstadt“, späteres Wallhausen, stationiert. Dieses Wallhausen, das als Siedlung nie völlig unterging und in dem dieses Feldzeichen sicher noch allgegenwärtig war, lässt Friedrich I. Barbarossa befestigten und als Brückenkopf ausbauen. Dazu wurden hier kaiserliche Beamte eingesetzt, die wohl ihr Wappen von daraus ableiteten.
Nach der Reichskrise, als das Erzstift Mainz wieder erstarkte, werden aus den ehemals kaiserlichen Beamten Mainzer Ministeriale, die wir im Odenwald als „von Dürn“, „von Adelsheim“, und im Spessart als „von Aulenbach“/„Kottwitz von Aulenbach“ und „von Fechenbach“ wiederfinden. Diese Familien beleuchtet Reichert jetzt intensiv, wobei er bei seinen Recherchen auch hinter verschlossene Türen schaute, wie z.B. in das für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Schloss Oberaulenbach. Dass der Schlossherr Georg Imhäuser bei diesem Vortrag persönlich anwesend war, wurde zu einem besonderen Highlight des Abends.
Keinesfalls fühlten sich die Zuhörer im negativen Sinne „ins Bockshorn gejagt“, sondern nahmen die Ausführungen des Referenten mit Interesse, aber auch mit Erstaunen über die im Vortrag verknüpften Parallelen des Bockshorns, als ein den Adelsstand aufwertendes Beiwerk in den Familienwappen.
Autor:Bernhard Stolz aus Bürgstadt |
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