Ehrungen am Kolpinggedenktag 2023
Kolpingsfamilie Bürgstadt feiert ihr 100-jähriges Bestehen
Fünf Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges war die erste Demokratie in Deutschland, die Weimarer Republik keineswegs gefestigt: Kriegsfolgen, starke Inflation bis hin zu Umsturz-versuchen brachten große Schwierigkeiten für die Bevölkerung und den Staat mit sich.
In diesem unruhigen Jahr 1923 wurde in Bürgstadt ein schon seit 1912 bestehender Burschenverein wegen der Aufnahme von Handwerksgesellen offiziell in Burschen- und Gesellenverein umbenannt und beim katholischen Gesellenverband in Köln angemeldet. Damit war in Bürgstadt ein Kolpingverein gegründet worden.
Ziele waren Geselligkeit, Gemeinschaft bis hin zur Weiterbildung für Gesellen und religiöser Halt, besonders durch Vorträge und Gespräche. Ab 1934 wurden diese Tätigkeiten durch die Nationalsozialisten eingeschränkt und kamen während des Krieges ganz zum Erliegen.
Im Jahr 1948 fand die Wiederbelebung von Kolping Bürgstadt statt. In das Jahr 1954 fiel der Bau der „Stutzkapelle“ am Waldrand. Ab 1960 führte man auch Wallfahrten u. a. nach Köln und nach Rom durch.
Heute ist die Aktivität der Kolpingsfamilie Bürgstadt wegen der Altersstruktur der Mitglieder und geringerer Bereitschaft zur Mitarbeit zurückgegangen.
Das 100-jährige Jubiläum wurde nun am 1. Adventsonntag mit einem Festgottesdienst, den Ehrungen von 21 Mitgliedern sowie mit einer Ansprache der Diözesanvorsitzenden Dorothea Schömig gefeiert.
Festpredigt von Pfarrer Jan Kölbel
Ausgehend vom Evangelientext vom Ende der Zeiten und der Tatsache, dass wegen der vielen gleich-zeitigen Krisen derzeit viele meinen, mit der Menschheit gehe es bald zu Ende, machte sich Pfr. Kölbel in seiner Predigt dazu seine Gedanken. Wenn man genauer in die Geschichte hineinschaue müsse man feststellen, dass eigentlich selten wirklich überall Friede war. Auch genug andere Probleme machten den Menschen das Leben schwer.
Er belegte dies genau für die Zeit vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis Mitte der zwanziger Jahre desvergangenen Jahrhunderts - just der Zeit, als die Bürgstadter ihren Kolpingverein gründeten.
So gab es im 19. Jahrhundert die Napoleonischen Kriege oder den Krim-Krieg oder auch den deutsch-französischen Krieg. Auch Naturereignisse brachten großen Schaden: So brach 1815 in Indonesien der Vulkan Tambora aus, was zu schrecklichen Missernten auf der ganzen Welt führte.
In diesem von Krisen gebeutelten Jahrhundert lebte Adolph Kolping. Er resignierte nicht vor den Problemen, sondern versuchte mutig gegen die Not der Zeit anzukämpfen: Durch die Sorge für wandernden Handwerker und die Gründung des Gesellenvereins.
In Bürgstadt war 1923 die Lage ähnlich schwierig. Deutschland war damals geprägt von Unruhen, Aufständen, Massenarbeitslosigkeit und Hyperinflation. Junge Männer ließen sich davon aber nicht entmutigen. Sie bauten eine Kolpingsfamilie auf, die lange Jahre zu einer tragenden Säule in der Pfarrei und der Gemeinde wurde.
Pfarrer Kölbel meinte, dass für depressive Untergangsstimmung kein Grund gegeben ist. Heute genauso wenig wie vor einhundert Jahren. Die Zeiten sind nicht leicht, aber das Gottvertrauen unserer Vorfahren kann uns auch heute noch Vorbild und Ansporn sein.
Nach dem Festgottesdienst wurden 21 Mitglieder vom Vorstandsteam geehrt.
Eine Ehrung für 65 Jahre aktive und engagierte Mitgliedschaft erhielten Josef Hofmann, Robert Kirchgessner und Alfred Reichert. Seit 50 Jahren unterstützen Leo Bucher, Martin Helmstetter und Hermann-Josef Peikert Kolpings Werk. Auf 40 Jahre engagierte Mitgliedschaft zurückschauen dürfen: Hildegard Bucher, Burkhard und Ursula Dick, Barbara Huss, Gudrun Karges, Monika Peikert, Paul Platz und Johanna Scharbert,
auf 25 Jahre Zugehörigkeit Nicole Glenz, Benedikt Grän, Franziska Grän, Andrea Hennig, Dr. Andreas Lelen, Gabriele Münig und Catharina Weiß. Alle Geehrten erhielten eine Urkunde und eine Spezialität vom „Centgrafenberg“. Die Vorstandschaft überraschte die Mitglieder mit einer gesegneten Jubiläumskerze.
Danach traf sich die Kolpingsgemeinschaft im „Adler“.
Hier verwies die Diözesanvorsitzende Dorothea Schömig in ihrer Ansprache auf das seit 2022 aktualisierte Leitbild des Verbandes: „Kolping ist offen für alle Menschen, die das Leitbild bejahen und Verantwortung in Gesellschaft, Politik und Kirche übernehmen wollen.“ Sie sieht die Herausforderungen der Gegenwart und sprach allen Kolpingern Mut zu Bürgermeister Thomas Grün überbrachte die Glückwünsche der Marktgemeinde. (Text: Berthold Ort)
Autor:Leo Bucher aus Bürgstadt |
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