Mit der Zeitmaschine in Wertheim auf Spurensuche
Herbstausflug des HGV Bürgstadt
Gewissermaßen in eine Zeitmaschine begaben sich 30 Mitglieder und Gäste des Heimat- und Geschichtsvereins Bürgstadt bei ihrem Herbstausflug nach Wertheim. Bei herrlichem Spätsommerwetter traf unsere Reisegruppe in dem malerischen Wertheim ein und wurde am Grafschaftsmuseum von dem Mitorganisator Eckhard Lenz und der Museumsführerin Monika Neft in Empfang genommen.
Eindrucksvoll wirkte auf uns der aus fünf denkmalgeschützten Gebäuden bestehende ehemalige Vierseitenhof, mit einer Ausstellungsfläche von 2.200 Quadratmetern und in 15 unterschiedlichen Themen gegliederten Ausstellungsabteilungen. Wir erfuhren, dass bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Handel und Transport in Wertheim fast ausschließlich über den Wasserweg erfolgten. Die Menschen waren geprägt vom Leben am Wasser – der Main und die Tauber brachten Nahrung und Arbeit. Das Museumsteam kümmert sich derzeit um ca. 22.000 Objekte, um sie für die Nachwelt zu erhalten.
So konnten die Besucher in den einzelnen Abteilungen ländliche Kleidungsstücke, Karikaturen der Brüder Futterer, sagenhafte Scherenschnitte, vielfältige Flechtprodukte, historische Puppen, ländliche Möbel sehen und dazu Hintergrundinformationen erhalten. Ein Highlight waren die in akribischer Kleinarbeit erstellten Modelle von Ludwig Weiser wie zum Beispiel das der Burg Wertheim. Besonders interessant waren auch Gemälde aus der umfangreichen Sammlung von Otto Modersohn und seiner dritten Frau Louise Modersohn-Breling, welche in wechselnder Zusammenstellung Ansichten aus Wertheim, Würzburg und Franken zeigen.
Nach dem Museumsbesuch begaben sich die Teilnehmer in Richtung Main und bestiegen am „Spitzen Turm“ das bereits wartende „Burgbähnchen“. Auch für die nicht Gehbehinderten war es ein Erlebnis, mit dem Gefährt den Burgberg zu „erklimmen“ und noch einige Details zum auf der Route entlangführenden englischen Landschaftspark zu erfahren. Um 1816 war die Burg in einen großen englischen Landschaftspark, den sogenannten „Birkenanlagen“ integriert worden. Dieser umfasste 50 ha und stand in Verbindung mit dem Eicheler Hofgarten.
Vor dem Portal der Burg begrüßte uns unser Burgführer, der ehemalige langjährige Museumsdirektor Dr. Jörg Paczkowski und erklärte dabei, dass das Portal der Burg einst zwischen den beiden Türmen den Zugang in der Form einer Zugbrücke bildete. Auf der Terrasse vor dem Burgrestaurant waren für uns Tische in ausreichender Zahl reserviert und so konnten sich die Teilnehmer bei Eiskaffee und Apfelstrudel laben, bevor die Zeitscheibe ein zweites Mal Fahrt in die Vergangenheit aufnahm. Unser Führer verstand es, uns nicht mit Jahreszahlen zu überhäufen, sondern beschränkte sich auf die wesentlichen Eckdaten. Die Ruine der Burg Wertheim, Wahrzeichen der Stadt und gleichzeitig eine der größten Steinburgen Süddeutschlands, erhebt sich auf einem Bergsporn zwischen dem Zusammenfluss von Main und Tauber. Durch die besondere topographische Lage scheinen Burg und Altstadt eine Einheit zu bilden. Die Wertheimer sprechen auch gerne von ihrem „Schloss“ und unterstreichen damit die Bedeutung der auch heute noch in sich geschlossen wirkenden Anlage. Der Baubeginn der Wertheimer Burg liegt in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bis ins 17. Jahrhundert wurde sie kontinuierlich ausgebaut; seit dem 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) ist sie eine Ruine. Die heutige Burg ist hauptsächlich geprägt vom Umbau von 1619. Im 16. Jahrhundert wird die Burg zu einem Schloss mit markanter Balustrade umgebaut. 2. Vorsitzender Otto Reichert bedankte sich bei den Eckhard Lenz, Dr. Jörg Paczkowski und zuvor schon bei Monika Neft für die Führungen bzw. die Organisation. Mit der abschließenden Rückfahrt mit dem „Bähnchen“ zum Mainparkplatz klang dieser informative und kurzweilige Herbstausflug des Heimat- und Geschichtsvereins Bürgstadt aus.
Peter Fürst
Autor:Brigitte Hartung-Bretz aus Bürgstadt |
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