100 JAHRE KOLPING BÜRGSTADT
Festgottesdienst zum hundertjährigen Jubiläum

Büste von Adolph Kolping | Foto: Leo Bucher
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Der erste Weltkrieg war gerade mal fünf Jahre vorüber und mit der Weimarer Republik bestand erstmalig eine Demokratie in Deutschland. Die Anfangsjahre der neuen Staatsform hatten jedoch mit den Kriegsfolgen, der Inflation und sogar Umsturzversuchen große Schwierigkeiten. Trotz dieser Turbulenzen gab es zu dieser Zeit eine aufstrebende Vereinsbewegung. Die Menschen, meist Männer suchten die Geselligkeit, Gemeinschaft und Zusammenkunft. Ablenkungen wie heute durch soziale Medien und insbesondere dem Rückzug ins „Ich“ waren damals unbekannt.
In Bürgstadt wurde 1912 von einem Schlossergesellen ein Verein im Sinne Adolph Kolpings gegründet. Das kann man daran erkennen, dass bei Zusammenkünften Kolpingslieder gesungen wurden. Weil aber die Mehrzahl Bauernburschen waren, nannte man sich Burschenverein.
Um aber auch die Handwerksgesellen vertreten zu können, wurde 1923 dieser Verein in Burschen- und Gesellenverein umbenannt und die Mitgliedschaft im Kath. Gesellenverband, dem Vorläufer des Kolpingwerkes angemeldet. Dieser Schritt gilt deshalb als Gründungsdatum für die Kolpingsfamilie Bürgstadt.
Der nun entstandene Kolpingsverein begann sogleich mit neuem Schwung seine Aktivitäten, wie Theateraufführungen, Vorträgen, auch Weiterbildungen für die Gesellen wie z.B. einem Buchführungskurs. Grundsätzlich feierte man den Josefstag mit Gottesdienst und anschließendem geselligen Beisammensein. Oft waren auch religiöse Vorträge angeboten worden, die meist von dem örtlichen Pfarrer gehalten wurden.
Es war zu dieser Zeit dann auch ein Bedürfnis aufgekommen, eine Fahne zu beschaffen. Mit Hilfe der Meister von der Innung gelang das auch und so konnte sie am Josefstag 1926 in Dienst gestellt werden.
Auch politische Themen im Angebot.
Zu Beginn der 30-iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde deutlich, dass sich die Vorträge durchaus mit der damaligen wirtschaftlichen und politischen Lage beschäftigten: so lauteten Themen z.B. „Die Reichstagswahl vom November 1932“, oder „Die allgemeine Wehrpflicht“ bis hin zur „Neue deutsche Regierung“ im April 1933.
Von 1934 an wurde durch das Reichsinnenministerium die Tätigkeit von Vereinen stark eingeschränkt, Veranstaltungen teilweise auch überwacht oder verboten. Während des Krieges kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen.
Neuanfang 1948
Im April 1948 fand gleichsam die Wiederbelebung von Kolping Bürgstadt statt. Neben den Vorträgen kamen jetzt viele Betriebsbesichtigungen ins feste Programm. Aber auch wieder Theateraufführungen, Wanderungen oder Weinproben wurden angeboten. Etliche Wallfahrten fanden nach Köln ab 1960 statt und mehrfach fuhr man auch nach Rom, u.a. zur Seligsprechung von Adolph Kolping im Jahr 1991.
1954 erbaute die Kolpingsfamilie in idyllischer Lage am Waldrand die sog. Stutzkapelle mit einem herrlichen Blick auf Bürgstadt und Miltenberg.
Ihr 75-jähriges Jubiläum feierte die Kolpingsfamilie mit Veranstaltungen wie z.B. dem Musical „Hildegard von Bingen“ von Peter Janssen, einer Rede des Sozialpolitikers Heiner Geißler sowie einem Besuch des Bundesvorsitzenden Schröder.
Seitdem hat sich nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in unserer Kolpingsfamilie viel verändert. Auf Grund der Altersstruktur der Mitglieder und fehlender Mitarbeit werden heute weniger Veranstaltungen angeboten als früher. Dennoch stellt sich gerade heute die Frage, ob Kolping nicht angesichts der vielen Krisen, Kriege und Probleme in der Welt den Menschen Sinn und Halt vermitteln könnte.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens zelebriert Pfarrer Kölbel am Sonntag, 3.Dezember um 10 Uhr den Festgottesdienst. Danach wird im Gasthof „Adler“ eine kleine Feier mit einer kurzen Ansprache der Diözesanvorsitzenden Dorothea Schömig stattfinden.
(Text: Berthold Ort)

Autor:

Leo Bucher aus Bürgstadt

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