Idyllische Waldkapelle oberhalb von Bürgstadt
70 Jahre Stutzkapelle
Von Autor Berthold Ort. 70 Jahre ist es schon her, dass am Waldrand oberhalb Bürgstadts die Stutzkapelle steht. Der Blick von dort ins Tal auf die im Südwesteck des Mainvierecks gelegene Gemeinde Bürgstadt und die Stadt Miltenberg ist schön und atemberaubend. Besonders die rot leuchtenden Bundsandsteinbrüche an den Spessartausläufern gegenüber, die dortigen Steillagen der Weinberge der Mainhölle und die vom Main steil aufsteigenden Waldhänge zeigen dem Betrachter die charakteristische Landschaft in diesem Teil Unterfrankens.
Vor 70 Jahren kam bei der Kolpingsfamilie Bürgstadt, vertreten durch den damaligen Vorsitzenden Georg Laub der Gedanke auf, eine religiöse Stätte zur Glaubensausübung und zum Beten in der Landschaft zu errichten.
Angedacht war zunächst ein Bildstock mit einem Marienbild. Aus heutiger Sicht muss man fragen, wieso eigentlich eine solche Idee aufkam. Ein Grund war das „Marianische Jahr“ 1953 /1954 sowie die in den Nachkriegsjahren in der Bevölkerung stark vorhandene Dankbarkeit, dass man den zweiten Weltkrieg überlebt hatte. Damals war es sicherlich eine im Vergleich zu heute andere, sprich ausgeprägtere Frömmigkeit, die sich in verschiedenen Formen der Glaubensausübung äußerte.
Oft findet man Kapellen oder Bildstöcke an schön gelegenen Plätzen wie in romantischen Tälern, an Quellen oder an exponierten Stellen auf Bergen mit erhabenem Blick auf die Landschaft. Solche Orte lassen Menschen Ruhe finden, regen zum Nachdenken über die Welt und zur Besinnung über das eigene Dasein an, und lassen beim Betrachten der Schöpfung Ehrfurchtsgefühle in der menschlichen Seele aufkommen.
Diese Aspekte waren auch in Bürgstadt bei der Suche nach einem passenden Platz in der Landschaft maßgebend. Entschieden wurde die Standortsuche schließlich bei einer „Wanderung durch die Flur“ von Albin Reichert, Georg Laub und Pfarrer Josef Bretz. Die dabei gefundene Stelle am Waldrand der Flurabteilung „Stutz“ gefiel dann so gut, dass beschlossen wurde, statt eines ursprünglich geplanten Marienbildstockes gleich eine kleine Kapelle zu errichten.
Nach diesem Grundsatzbeschluss erstellte der Bürgstadter Architekt Franz Umscheid einen Planentwurf, der schließlich genehmigt zur Ausführung gelangte.
Die Kolpingsfamilie versuchte den Bau in einer Mischung aus Eigenleistung von Handwerkern, die selbst Kolpingsmitglieder waren und ortsansässigen Firmen zu bewerkstelligen. Manchmal schritt der Bau nur langsam voran, was bei einer Sechstagewoche Arbeit und den zur Selbstversorgung der Familien notwendigen landwirtschaftlichen Nebenarbeiten aber auch verständlich war.
Die Madonnen Statue in der Kapelle schuf der Kriegskamerad von Pfarrer Bretz, der Holzbildhauer Hans Scheble aus Ellwangen. Im Oktober 1955 konnte die Waldkapelle am Stutz dann endlich feierlich eingeweiht werden.
70 Jahre später zeigt sich die Stutzkapelle weiterhin in ihrer faszinierend schönen Lage am Berghang in Bürgstadt. Im Vergleich zu damals ist die Bebauung der Gemeinde stark angewachsen, viele Häuser der neuen Baugebiete sind jetzt weit an die Kapelle herangerückt.
Dies hat aber keinen Einfluss auf die herrliche Aussicht auf Odenwald, Spessart und den Main.
Die Marienkapelle kann ab dem Stutzparkplatz vom Naturpark Bergstraße-Odenwald in nur 5 Minuten bergauf angelaufen oder auch von Gehbehinderten mit dem Auto direkt angefahren werden. So ist sie auch für Menschen mit Handicap gut erreichbar und bietet die Möglichkeit, dort zu beten und gleichzeitig bei diesem Naturerleben über sich selbst und die Mitmenschen nachzudenken. Dort ist es leicht: einfach Mensch zu sein. Text v. Berthold Ort
Zum Jubiläum findet am Samstag den 11. Mai 2024 um 18.30 Uhr eine Lichterprozession zum Stutz sowie ein Gottesdienst an der Kapelle statt. Nach der Rückkehr gibt es für alle am Pfarrsaal eine Stärkung mit Getränken und Bratwurst. Hierzu ergeht eine herzliche Einladung an alle Leser.
Autor:Leo Bucher aus Bürgstadt |
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