Weißt du, wo der Himmel ist?
Zum 70. Todestag von Prälat Dr. h.c. Kilian Josef Meisenzahl

Im Anschluss an den Gottesdienst zog Pfarrer Kölbel mit den Ministranten und einigen Gottesdienstbesuchern zum Grabdenkmal bei den Priestergräbern hinter dem Gotteshaus und segnete das Grab mit einem kurzen Gebet.  | Foto: Martin Scharbert
  • Im Anschluss an den Gottesdienst zog Pfarrer Kölbel mit den Ministranten und einigen Gottesdienstbesuchern zum Grabdenkmal bei den Priestergräbern hinter dem Gotteshaus und segnete das Grab mit einem kurzen Gebet.
  • Foto: Martin Scharbert
  • hochgeladen von Martin Scharbert

In einer Zeit, in der das Bild des Priesters durch Skandale überschattet und durch innerkirchliche Debatten massiv angefragt wird, sei es sicher lohnend, sich an einen vorbildlichen Priester und Pädagogen zu erinnern. In diesem Gedanken nahm Pfarrer Jan Kölbel im Sonntagsgottesdienst in Bürgstadt am 23.10.22 den 70 Todestag von Prälat Kilian Josef Meisenzahl (*19.10.1876; +15.10.1952) zum Anlass, auf das Leben und Wirken dieses zu den prominentesten Söhnen Bürgstadts im 20. Jahrhundert zählenden Menschen zurückzublicken. Das markante Grabmal auf dem Bürgstadter Friedhof veranlasste Pfr. Kölbel zu der einleitenden Frage seiner Predigt: „Weißt du, wo der Himmel ist?“. Der Grabstein legt nahe, was Meisenzahl auf diese Frage geantwortet hätte: „Direkt über Bürgstadt“! Dargestellt ist Meisenzahl als müder Wanderer vor einer Ortsansicht von Bürgstadt, darüber eine Leiter, die direkt „in den Himmel“ – zu Gott führt.
Das Grabdenkmal belegt seine tiefe Verbundenheit mit der Heimat und ist trotz der monumentalen Gestaltung ein Zeugnis seiner Demut, da er nicht in der Grablege der Würzburger Domkapitulare bestattet werden wollte, sondern in seinem Heimatort. Trotz Ehrendoktorwürde, weiterer Ehrungen und Orden, die man ihm verliehen hat, blieb er immer ein demütiger Mensch, der sich sicher mehr im Zöllner wiedergefunden hätte, als im selbstgerechten Pharisäer, von denen das Gleichnis des Tagesevangeliums (Lk 18,9-14) zum Thema Überheblichkeit und Bescheidenheit handelte.
1876 als Sohn einer Bürgstadter Landwirtsfamilie geboren, kam er ins Würzburger Kilianeum, um das Abitur zu machen. Danach studierte er zunächst frei, entschied sich dann aber gegen die Rechtswissenschaften zugunsten der Theologie und trat ins Würzburger Priesterseminar ein. Nach der Priesterweihe im Jahr 1900 verzichtete er auf eine akademische Karriere, um sich der Seelsorge zu widmen. Nach 10 Jahren Kaplanszeit wurde er als Seelsorger in das kleine thüringische Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen geschickt, das damals größtenteils zum Bistum Würzburg gehörte. Die unfreundliche Stimmung in der Diaspora war eine Herausforderung. Meisenzahl, der sich aber gerne als echten „Kreuzkopf“ bezeichnete, gelang es, der kleinen katholischen Minderheit Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Gesundheitlich angeschlagen, bat er 1920 um eine weniger anstrengende Stelle, deshalb ernannte ihn der Bischof zum Regens des Würzburger Kilianeums. Geschont hat er sich auf diesem Posten nie. Der wachsende Zustrom neuer Schüler war wesentlich auf seine Persönlichkeit zurückzuführen, das Kilianeum musste beständig erweitert werden. Dies führte zur Gründung des Kilianeums in Miltenberg wofür er von der Stadt Miltenberg zum Ehrenbürger ernannt wurde. Nach zehn Jahren seiner Regentschaft, die als die absolute Glanzzeit des Seminars gelten, musste er 1930 seinen Posten räumen. Bischof Matthias Ehrenfried befahl ihm, sich für eine frei gewordene Stelle als Domkapitular zu bewerben, eher unwillig, fügte er sich jedoch. 1945 wurde er beim Bombenangriff auf Würzburg schwer verletzt und war seitdem fast blind. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er im Kloster der Erlöserschwestern in Heidenfeld. Bis zu seinem Tod war er schriftstellerisch tätig.
Weißt du, wo der Himmel ist? Kölbel beantwortete am Ende seiner Predigt die Frage gemäß dem Liedtext von Wilhelm Wilms und Ludger Edelkötter so: „Weißt du, wo der Himmel ist, außen oder innen? Eine Handbreit rechts und links, du bist mitten drinnen“. – Da wo der Mensch Heimat hat, Heimat in Gott, das ist der Himmel.
Im Anschluss an den Gottesdienst zog Pfarrer Kölbel mit den Ministranten und einigen Gottesdienstbesuchern zum Grabdenkmal bei den Priestergräbern hinter dem Gotteshaus und segnete das Grab mit einem kurzen Gebet.

Autor:

Martin Scharbert aus Bürgstadt

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Angebote

Beruf & AusbildungAnzeige
2 Bilder

Wir suchen dich!
Schreiner (m/w/d) | SCHNEIDER INNEN.RAUM.DESIGN, Miltenberg

WIR SUCHEN VERSTÄRKUNG SCHREINER (m/w/d) Schneider.Innen.Raum.Design ist ein Schreinerei-Meisterbetrieb, der sich mit der Herstellung und Montage von Möbeln, Türen, Laden- und Objekteinrichtungen erfolgreich am Markt etabliert hat. Wir sind ein Team mit der Leidenschaft: Handwerk, Kunst und Präzision. DAS IST IHRE AUFGABE  Fertigung von Möbeln, Türen & Einrichtungen nach ZeichnungOberflächenbearbeitung inkl. VorbereitungsarbeitenUnterstützung bei der Montage der selbstgefertigten MöbelEinbau...

Hobby & FreizeitAnzeige
2 Bilder

ADVENTSKALENDER 2024
meine-news Adventskalender - Jeden Tag ein besonderes Angebot, eine Geschenkidee oder eine Aktion eines Geschäftes aus der Umgebung

Der Adventskalender von meine-news.de bietet 24 tolle Anregungen für den regionalen Weihnachtseinkauf. Vom 1. bis zum 24. Dezember verbirgt sich hinter jedem digitalen Türchen ein echtes Schnäppchen von Anbietern aus der Region.  adventskalender.news-verlag.de Die Kunden sind mit dabei: Friseur Wenzel Elsenfeld, Frischeinudeln Repp, SCHMUCK FILBERT,   DJK Wörth, Friseur Edeka Elsenfeld, Odenwälder Marzipan, MIA Ästhetik Miltenberg, Expert  Kleinheubach, Eggen Raumausstatter...

Auto & Co.Anzeige

#Teamvorstellung bei Stumpf
Das Herz unseres Empfangs – Silke stellt sich vor!

💬 Das Herz unseres Empfangs – Silke stellt sich vor! 💛 Wer bei uns in die Werkstatt kommt, wird zuerst von Silke begrüßt – und das mit einem Lächeln, das sofort gute Laune macht! 😊 🔹 Empfang & Kundenservice: Silke ist eure erste Ansprechpartnerin für alle Anliegen – ob Fragen, Termine oder einfach ein freundliches Gespräch. 💬 🔹 Organisationstalent: Sie sorgt dafür, dass hier alles reibungslos läuft – vom ersten Kontakt bis zur Abholung deines Fahrzeugs. 📂✨ 🔹 Immer für euch da: Mit ihrer...

KulturAnzeige

Wir, die Firma WIRL, haben dieses Jahr zu Weihnachten an MiL Unterfranken gespendet! 🎄

Als freier und nicht konfessioneller Träger sozialer Dienstleistungen setzt sich MiL für das Gemeinwohl ein – mit den Menschen stets im Mittelpunkt. Ihre Angebote wie Ambulant Betreutes Wohnen, das Zuverdienstprojekt, kreative Eigenprodukte im facettenReich-MiL-Shop und viele weitere Unterstützungsangebote helfen Menschen mit besonderem Hilfebedarf, am Leben und in der Gesellschaft teilzuhaben. Wir sind stolz, einen Beitrag zu dieser großartigen Arbeit leisten zu können! 🙌❤️ Du möchtest auch...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.