Sebastianusfest in Bürgstadt, 22.01.2023
Staat ohne Gott – Wollen wir das wirklich?
Domkapitular Clemens Bieber setzte sich in seiner Predigt am Hochfest des Hl. Sebastian in St. Margareta Bürgstadt mit dem Titel des Buches* von Horst Dreier auseinander. Dreier, ehemaliger Professor für Rechtsphilosophie an der Uni Würzburg, vertrete die These, dass in einigen skandinavischen Ländern ebenso wie in den neuen Bundesländern der Anteil an religiös gebundenen Menschen extrem niedrig sei, dennoch sei dort keine Anarchie ausgebrochen. Er verweise auf die Freiheit der Religions- und Weltanschauung und sei überzeugt, dass eine tragfähige Moral auch ohne Transzendenz auskomme, zitierte Bieber den Juristen.
Dieser Entwicklung, die Dreier beschreibt, dass es immer weniger Christen in Deutschland gibt, stellte Bieber die Zeit, in der die Bruderschaft entstand, gegenüber: Auch damals standen die Kirche und ihre Glaubensverkündigung in starker Kritik. Religiöse Volksbewegungen entstanden, bei aller Kritik am Papst gab es ein zunehmendes Interesse am Glauben und der Glaubensbotschaft. In Zeiten großer Verunsicherung und Gefahren durch Pest und Seuchen erwiesen sich die Bruderschaften vor allem auch als sehr konkrete Helfer in der Pflege von Alten und Kranken sowie in weiteren sozialen Problemen.
Das Fest der Bruderschaft bedeute also nicht, Vergangenheit zu feiern, sondern mitten in den aktuellen Herausforderungen zu feiern, dass wir Zuversicht aus dem Glauben haben dürften. Das sei die Botschaft Jesu: Entgegen dem Buchtitel „Staat ohne Gott“ können wir Vertrauen, das Gott uns in allem trägt und hält, auch in „nervösen Zeiten“ des Unfriedens, vieler Krisen und materieller Unsicherheit, in Zeiten in denen christliche Werte, „alte Gewissheiten“ sich in vielfältiger Weise auflösen.
Bieber beklagte hier unter anderem die alarmierend zunehmende Christenverfolgung weltweit, Reduzierung des Religionsunterrichts, mangelnde religiöse Erziehung und Praxis, schwindende Bedeutung religiöser Feiertage und Glaubensfeste bis hin zu einer neuen Bewertung des Schutzes des menschlichen Lebens an seinem Anfang und an seinem Ende.
„Staat ohne Gott? – Nein, denn ohne Gott ist kein Staat zu machen!“ – so Biebers Fazit. Auch den verstorbenen Papst Benedikt XVI zitierte er dazu: Auch in der gerechtesten Gesellschaft werde es materielle und menschliche Not geben, die Lösung liege nicht im Versorgungsstaat. Der Mensch brauche persönliche menschliche Zuwendung, die zum spezifischen Profil kirchlicher Hilfstätigkeit gehöre. Unmittelbare Nächstenliebe und Caritas blieben immer notwendig. Dieser Aufgabe widmet sich in Bürgstadt u.a. der Sozialfonds der Sebastianus-Bruderschaft.
Zusammen mit Bieber zelebrierten Diakon Florian Grimm (PG Lumen Christi) und Diakon Friedhelm Bundschuh (Bürgstadt) den Festgottesdienst, musikalisch gestaltet durch Michael Endres aus Kleinheubach an der Orgel. Am Ende des Hochamts wurde die Staute des Hl. Sebastian von der Freiwilligen Feuerwehr beim feierlichen Umgang durch das Gotteshaus getragen.
*Staat ohne Gott. Religion in der säkularen Moderne, C.H. Beck, München 2018 (lt. Wikipedia)
Autor:Martin Scharbert aus Bürgstadt |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.