Fränkische Rebläuse Bürgstadt
Jubelstürme beim Jubiläumskonzert in der Mittelmühle

Vom österreichischen Komponisten und Dirigenten Thomas Doss stammt eine schlüssige Definition: „Mir bedeutet sinfonische Blasmusik, dass ich unzählige Möglichkeiten habe Funktionen, Kombinationen und Mixturen aus Farben so kreativ auszuleben, dass genug Raum ist, die Hörer auf eine Reise mitzunehmen.“

Überzeugender kann man kaum erklären, warum seit langem Jahr für Jahr zahllose Musikfreunde – von Anhängern traditioneller Blasmusik bis zu anspruchsvollen Klassikfreunden - die Bürgstadter Mittelmühle bis auf den letzten Platz füllen, wenn die Rebläuse zu ihren Konzerten einladen. Das war am Wochenende nicht anders, als die aktuell 60 Musikerinnen und Musiker unter der bewähren und souveränen Leitung von Bernd Hofmann mit einem Festkonzert der Extraklasse ihr 60jähriges Jubiläum feierten - ein wunderbares Geschenk an alle Musikfreunde mit Geschmack. Sie alle kamen auf ihre Kosten, feierten nach zweieinhalb Stunden symphonischer Blasmusik vom Feinsten die Akteure des Orchesters und den Dirigenten mit minutenlangen Standing Ovations und einem Jubel, der jedem Rockkonzert Ehre gemacht hätte.

Bemerkenswert: Auf der Bühne standen Musikerinnen und Musiker von 16 bis deutlich über 70 Jahre bei einem Durchschnittsalter von knapp über 30 Jahren und einem Frauenanteil von etwa 40 Prozent. Kein Wunder, dass beim Konzert - wieder in schönster Rebläuse-Tradition – nachdem der Jubel verklungen war,
die schon übliche „dritte Hälfte“ folge: die Zugabe. Aber hier gab es eine Neuerung, mit der die Rebläuse hoffentlich eine neue Tradition einläuten: Blasmusik mit basisdemokratischen Elementen. Wer er schafft, Musikerinnen und Musiker 60 Jahre lang bei der Stange zu halten wie den Klarinettisten Burkhard Meisenzahl und Wendelin Meisenzahl mit seinem Waldhorn und zugleich Jahr für Jahr mit der exzellenten Jugendarbeit junge Talente in das große Orchester zu integrieren, der beherrscht die Hohe Schule der Musikvereinsarbeit aus dem ff, macht in der Vereinsführung Vieles goldrichtig und belohnt sich damit selbst für das Engagement zahlloser Mitglieder. Dass das Orchester unter Hofmanns „Stabführung“ aus rund 100 Kompositionen im Repertoire seine elf Favoriten für das Konzert auswählte und dass das Publikum aus einer klugen Auswahl seine Lieblingszugaben bestimmen durfte, bewies so ganz nebenbei, dass Demokratie funktioniert, wenn Sachkunde, Engagement und Interesse zusammenkommen. „Music was my first love“ von John Miles war der Sieger aus der Onlineabstimmung, die Konzertbesucher entschieden sich „analog“ vor Ort deutlich für das „Halleluja“ von Leonhard Cohen – beide Stücke wurden wieder euphorisch bejubelt, waren aber noch längst nicht der Schluss des Konzerts. Begeistert erklatschte weitere Zugaben des Orchesters bewiesen, dass auch nach knapp drei Stunden – inklusive Pause – die Euphorie der Zuhörer ungebrochen war.

Fehlt nur noch das Wichtigste: die Musik, die diese Begeisterung auslöste. Das Spektrum der elf Titel und der Zugaben war erfreulich breit und bot jedem Besucher mit Geschmack und Urteilsvermögen etwas. Die Rebläuse können sich so ein weitgefächertes Programm leisten, weil sie längst aus 60 guten Instrumen-talisten zu einer harmonischen Einheit zusammengewachsen sind – bei den zahllosen Proben und auch den
Probenwochenenden unter Hofmanns energischer, aber auch kreativen und sensiblen Führung. Der Dirigent hat in seinen 30 „Dienstjahren“ einen harmonischen Klangkörper geschaffen mit einer erfreulichen Transparenz der einzelnen Instrumentengruppen und immer wieder beeindruckenden Solopassagen. Dass die Dynamik einen hohen Stellenwert einnimmt, Pianissimopassagen in großer Klarheit erklingen und Crescendomomente mit spürbarer Spielfreude ausgelebt werden, zählt genauso zu den Vorzügen der Rebläuse wie die äußerst ungewöhnliche Qualität der sanften und bruchlosen Übergänge bei Medleys der
unterschiedlichsten Art. Kein Wunder, dass solche Kompositionen auch am Wochenende wieder zu den Publikumsrennern zählten.

Nicht zu vergessen ist die Rolle des Moderators, der bei vielen Orchestern oft zum zu wenig beachteten Schwachpunkt mutiert. Das ist in Bürgstadt ganz anders: Vielleicht noch nicht 30 Jahre wie der Dirigent, aber nicht viel weniger lang erfüllt diese Aufgabe Jürgen Fischar: wie Hofmann ohne jede störende Selbstdarstellung, charmant und vor allem sehr informativ sagt er zu den Stücken genau das, was das Publikum zum besseren Verständnis und zum genaueren Hinhören brauchen kann – Fakten mit wichtigen
Hintergrundinformationen und Insiderhinweisen, die auf musikalische Feinheiten abstellen.

Und jetzt zum Programm: Die mal grummelnde, mal mystische Fanfare des Richard Strauß „Also sprach Zarathustra“ war der ideale Einstieg in einen rundum mitreißenden Abend, Johann Sebastian Bach schaute und hörte wohlwollend von der Filmleinwand auf die Fassung des Johann de Haan des „Arioso“ von dem
Mann, von dem Beethoven gesagt hat: „Nicht Bach, Meer sollte er heißen!“ Für viele vielleicht das Highlight in einem glanzvollen Konzert: Sepp Tanzers „Suite Tirol 1809“, eine Originalkomposition von 1952 für Blasorchester, die ein beeindruckendes Gemälde in Tönen vom Tiroler Aufstand gegen die Besatzer
des Landes mit dem Höhepunkt der Schlacht am Berg Isel in den großen Saal zauberte. Mut, Glaubens-zuversicht und Sieg der Bauern wurden so überzeugend klanglich umgesetzt, dass die zeitgenössischen Stiche auf der Leinwand ein schönes Beiwerk waren und den Eindruck der Musik noch vertieften. Ein schöner Beweis, dass durchaus traditionelle Originalkompositionen auch sieben Jahrzehnte später nichts von ihrem Reiz verloren haben. Ebenfalls Programmmusik vom Feinsten, aber mit viel mehr Schwung, mit viel mehr Tempo und auch mit zeitgemäßer Hektik, bot die Reise des Jules Verne „In 80 Tagen um die Welt“ in den filmmusikalischen Klängen des Otto M. Schwarz, eine Weltreise aus dem Jahr 2008, bei der die Spezialität der Rebläuse, hier rund 20 klug gewählten Einblendungen, auch zur Orientierung beitrugen. Und dann glänzte das Orchester immer wieder mit Medleys, bei denen es seine große Qualität in den „sahnigen“ Übergängen voll und ganz ausspielen konnte. Das galt für die Filmszenen des „Dschungelbuchs“ – eine musikalische und bilderreiche Kombination aus Filmmusik und Bildern des abendfüllenden Zeichentrickfilms von Walt Disney aus dem Jahr 1967. Vermutlich werden sich viele Besucher nach dem Konzert mit dem Findelkind Mogli, dem Panther Baghira, der Schlange Kaa, dem Bären Balu oder dem Tiger Shir Khan und dem Affenkönig Louie beschäftigen, weil in ihnen Kindheitserinnerungen wach geworden sind. Die Klänge des Colonel Hathi und der Elefantenpatrouille riefen im Publikum jedenfalls spürbar euphorische Reaktionen hervor. Ebenfalls tief beeindruckend wirkten die Melodien aus Leonhard Bernsteins „West Side Story“ mit der motivierenden Lichtshow auf der Bühne und das Medley „Coldplay in Symphony“, bei dem einige leise mitsummten und es ähnlich euphorisch bejubelten wie das „letzte Stück des offiziellen Programms“, die „Bohemian Rhapsody“ in der attraktiven Bearbeitung von Steven Walker.

Rund 600 Zuhörer am Samstag und dazu die Besucher am Sonntagabend: Fast 1000 Musikfreunde haben die Rebläuse an diesem Wochenende wieder glücklich gemacht. Nicht nur für die lohnt sich in den nächsten Wochen ein Besuch im Museum ganz besonders, weil dort die 60jährige Erfolgsgeschichte des Musik-vereins aus Bürgstadt anschaulich und gut nachvollziehbar präsentiert wird.

Autor:

Jürgen Fischar aus Bürgstadt

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