Simone Fischer: Es lohnt sich immer, zu kämpfen
Grüner Neujahrsempfang in Buchener Stadthalle

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Appell an Landrat mit Merkel-Zitat

Als die Grünen im Januar 2020 ihren Neujahrsempfang letztmals in Buchen, im Gasthaus Schwanen, abhielten, schrieb die Presse von einem “gut gefüllten Nebenraum” und Amelie Pfeiffer berichtete stolz von nahezu 100 Mitgliedern im Kreisverband. Damalige Hauptrednerin war Franziska Brantner. 5 Jahre später ist vieles anders – Brantner inzwischen Staatssekretärin und Bundesvorsitzende der Grünen, der Neujahrsempfang in die gut besuchte Buchener Stadthalle umgezogen und als dessen Schlusspunkt begrüßte Kreisvorsitzender Andreas Klaffke mit Iris Hellmuth-Gurka das 150. von inzwischen 152 Mitgliedern der Neckar-Odenwald Grünen.

Zuvor erlebten die Besucher*innen ein ausgewogenes Programm aus Musik und Reden, eröffnet mit einem Potpourri vom grünen Projektchor „Grün-Kehlchen”, bevor Mathias Berberich, mit Klavierbegleitung von Horst Berger, “wir ziehen in den Frieden“ von Udo Lindenberg interpretierte.

Klaffke begrüßte namentlich Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister-Stellvertreter Markus Dosch, Adelsheims Bürgermeister Wolfram Bernhardt, Lukas Weber vom Grünen Landesvorstand, Kreistags-Fraktionsvorsitzende Simone Heitz, Bundestagskandidat Horst Berger und als Gastrednerin Simone Fischer, die aus Stuttgart in die alte Heimat gekommen war.

Für die Buchener Grünen hieß Kreisrätin Amelie Pfeiffer an Stelle der erkrankten Gemeinderätin Anika Berberich die Gäste willkommen. “Buchen grünt!“ stellte sie fest, nicht nur im Stadtwappen. Seit der letzten Kommunalwahl habe man nicht nur eine mit Magnus Balles, Anika Berberich und Horst Berger bestens besetzte Gemeinderatsfraktion, auch der “Grüne Stammtisch” finde Zulauf. Buchen und Grün – das passe zusammen, “denn in BCH – im Besonders Christlichen Hinterland – stecken ja auch die ureigenen Werte der Grünen: Schöpfungserhalt und Nächstenliebe.”

Das Grußwort von Landrat Dr. Achim Brötel wurde nach den Veröffentlichungen der vergangenen Tage mit Spannung erwartet. Und Andreas Klaffke bekannte in seiner Anmoderation: “Tatsächlich tickt es sozusagen seit Tagen in meinem Kopf, wie ich den Elefanten beim Namen nenne, der auch heute hier im Raum steht”.
Die Betitelung psychiatrisch erkrankter Geflüchteter als “tickende Zeitbomben” hatte viele kontroverse Diskussionen erzeugt und Klaffke bat Brötel, dem er für seine klare Abgrenzung dankte “gegen alle, die die Krisen der Zeit für ihr mieses Spiel gegen unsere freiheitliche Verfassungsordnung zu nutzen versuchen”, um Sensibilität in der Wortwahl. Man müsse als Demokratinnen und Demokraten über Parteigrenzen hinweg über die wichtigen Problemfragen unserer Zeit sprechen: Klimakrise, Generationengerechtigkeit, Wirtschaftswachstum, Bildungskrise, die Probleme des Ländlichen Raums, Infrastrukturprobleme, Krankenhausfinanzierung und natürlich auch über Fragen von Migration und Integration. Das könne aber nur gelingen, “wenn wir dabei sprachlich bei der Sache bleiben, denn sonst dienen wir der Sache derjenigen, der wir alle hier nicht dienen wollen“. Klaffke schlug vor ein Zitat von Angela Merkel zur Richtschnur zu machen: “Achtet auf die Sprache. Denn die Sprache ist sozusagen die Vorform des Handelns“.

Achim Brötel dankte für die Einladung, lobte die konstruktive Arbeit der Grünen Kreistagsfraktion und das Engagement des Grünen Kreisverbands. Herzlich hieß er Simone Fischer bei ihrer Rückkehr im „gelobten Land” willkommen, sei sie doch im ersten Halbjahr 2016 Mitarbeiterin des Landkreises gewesen, bevor sie ihren Karriereweg in Stuttgart fortsetzte. Der Landrat betonte die große Übereinstimmung in den Zielstellungen und der demokratischen Grundhaltung. Haltung sei jetzt gefragt, alle seien gefordert: “Haltung für eine offene, eine bunte, eine vielfältige und vor allem eine demokratische Gesellschaft in Mosbach, in Buchen, im Neckar-Odenwald-Kreis und in ganz Deutschland”. Und Einsatz “gegen antidemokratische, radikale und menschenverachtende Positionen”. Die offene, bunte, vielfältige und vor allem demokratische Gesellschaft sei nämlich eine tägliche Abstimmung derer, die für sie eintreten. Zum “weißen Elefanten” machte er, da ein Neujahrsempfang keine Wahlveranstaltung sei, nur eine Anmerkung. Die “Gemeinschaft der Demokraten“ müsse sich ehrlich machen und die Fehlentwicklungen, die die Menschen sehr wohl wahrnähmen und die täglich auf das Konto der Radikalen einzahlten, konsequent angehen, auch wenn es im einen oder anderen Fall weh tue.

Bundestagskandidat Horst Berger schilderte in seiner Rede zunächst die Beweggründe für seine Kandidatur und arbeitete die Themen des Wahlkampfes ab. Er bedankte sich für den ”unglaublichen Support”, den er von den Kreis-Grünen und den Buchenern erhalte. In persönlichen Worten wandte er sich an “den lieben Achim”, mit dem er auch nachbarschaftlich verbunden sei. Dieser möge doch, gerade da er über eine brillante Redekunst und große mediale Reichweite verfüge, polarisierende und polemische Äußerungen, wie sie Berger in drei Beispielen sah, unterlassen. An die gesamte Versammlung gerichtet fragte Berger: “Sollten nicht auch wir mit der Art, wie wir formulieren, wieder deutlich achtsamer sein?” Dafür erhielt er großen Beifall.

Zu Hauptrednerin Simone Fischer schickte Andreas Klaffke vorweg, dass die Stuttgarter Stadträtin dort antrete, das bisher von Cem Özdemir gewonnene Bundestags-Direktmandat zu verteidigen. “Nämlich weil der ja nächstes Jahr Minischderpräsident wird”. Der gebürtigen Buchenerin merkte man die Freude an in der alten Heimat vor solch großen Publikum, darunter ihre Eltern, sprechen zu können. In Bofsheim sei sie aufgewachsen, stellte sie der Präzision halber klar. “Mein Herzensthema ist soziale Gerechtigkeit, was tief in meiner Biografie verwurzelt ist”. Wegen ihrer Körperbehinderung war es nicht selbstverständlich, eine Regelschule zu besuchen. Ursprünglich sollte sie auf eine Sonderschule gehen – 90 Kilometer entfernt von Familie und Freund*innen. Der Schulweg durch Regel- und weiterführende Schulen sei für Menschen wie sie damals nicht vorgesehen gewesen – der Hartnäckigkeit ihrer Eltern und unterstützender Lehrer wie Grundschulrektor Hans Müller und Heide Lochmann habe sie es zu verdanken, das sie ihren Schul- und Berufsweg durch Realschule und Gymnasium habe gehen können. “Ohne diese Menschen stünde ich heute nicht hier!”

Nach Ausbildung und Studium in Osterburken und Kehl habe ihr Weg sie nach Stuttgart geführt, wo sie seit 2021 als Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen tätig sei. “Ich habe früh gelernt und es ist meine tiefe Überzeugung: Es lohnt sich immer, zu kämpfen. Barrieren können überwunden werden – gerade dann, wenn wir uns gemeinsam dafür stark machen.” Ihre Erfahrungen und ihre erworbenen Kompetenzen wolle sie nutzen, um besonders den Bereich Gesundheit und Pflege politisch zu stärken. Diese Bereiche seien lebensnotwendiges Fundament und Grundlage einer generationengerechten Gesellschaft. Sie setze sich für eine gute Pflege ein, die innovativ, modern und im Sozialraum verankert sei – und für ein Gesundheitssystem, das für alle zugänglich ist – in Stadt und Land. Unter dem Druck des Personalmangels im Gesundheitswesen brauche es klare Weichenstellungen aus dem Bund. Dafür setze sie sich ein: Für eine bedarfsgerechte und patientenzentrierte Gesundheitsversorgung vor Ort. Sie freue sich, dass sie mit den hiesigen Grünen und auch Landrat Dr. Brötel Verbündete in diesem Engagement habe. Und sie wolle sich auch in Berlin für ihre alte Heimat einsetzen, wofür sie großen Applaus erntete.

Bei Getränken und Buffet fanden die Reden noch lange Nachhall.

Autor:

Michael Hitzelberger aus Aglasterhausen

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