Amorbach nur knapp einer Katastrophe entgangen
Gelobter Feiertag: Dank zur Errettung aus Kriegsgefahr vor 80 Jahren mit Festgottesdienst und Film

- Stadtpfarrer Rohner war eine der zentralen Gestalten die den NS-Schergen in der Karwoche 1945 mit bedachtem und mutigem Handeln Widerstand leistete
- hochgeladen von Stadt Amorbach
AMORBACH. Liest man die Aufzeichnungen des damaligen Stadtpfarrers Karl Rohner, so durchlebten Gottesdienstbesucher der Frühmesse in St. Gangolf dramatische Minuten. Am 25. März 1945, einem Palmsonntag, überflogen erneut amerikanische Jagdbomber Amorbach und hatten den Frühzug am Bahnhof zum Ziel. Die Detonationen waren in der unweit gelegenen Stadtpfarrkirche spürbar, sogar Scheiben splitterten. „In diesem Moment hat jeder sein Testament gemacht“, so eine Amorbacherin, die damals die Messe besuchte. Wie durch ein Wunder kam niemand zu Schaden. Doch sollten sich die Ereignisse in der beginnenden Karwoche noch überschlagen. Am Gründonnerstag spitzte sich die Lage erneut zu: In der Zehntscheuer in der Kellereigasse trafen Parteifunktionäre und Männer des „Volkssturms“ aufeinander. Hier fand die sogenannte „Kinorevolte“ statt. Laut den Erinnerungen von Stadtpfarrer Rohner eröffnete Ortsgruppenleiter Pickardt den Anwesenden, dass Amorbach sofort zu evakuieren sei. Seine Begründung hierfür war, dass zur bevorstehenden Verteidigung Amorbachs eine neue Waffe eingesetzt werde, deren Wirkung niemand überleben würde. „Frauen, Kinder Kranke und Greise“ müssten unmittelbar „in Richtung Mergentheim und Ochsenfurter Gau“ geführt werden. Der Volkssturm weigerte sich jedoch, den Anweisungen Folge zu leisten. Der inzwischen informierte Pfarrer eilte zum Kino und warf Pickardt vor, dass die von ihm angekündigte Waffe nur ein Bluff sei. Dank des mutigen Einschreitens von Karl Rohner und Amorbacher Bürgern suchten die Parteifunktionäre fluchtartig das Weite. In der Nacht entgingen Rohner und einige Männer nur durch eine glückliche Fügung ihrer Verhaftung im Pfarrhaus. Am darauffolgenden Karfreitag rollten die ersten amerikanischen Panzer von Boxbrunn kommend Richtung Amorbach. Die Lage spitzte sich erneut zu, da rund um die Odenwaldstadt im Wald SS-Abwehr verschanzt war. Der mutigen Vermittlung und dem bedachten Handeln einiger Amorbacher Bürger und Angehörigen des Volkssturms ist es zu verdanken, dass die SS- Angehörigen sich ergaben und Amorbach in den letzten Kriegswochen nicht noch in Schutt und Asche gelegt wurde, denn seitens der Amerikaner kam die Order: „ Abwehrfeuer ist sofort einzustellen, andernfalls wird das Feuer erwidert und für die Schonung der Stadt nicht garantiert.“ 1946 beschlossen daher Stadtrat und katholische Kirchenverwaltung als Dank zur Errettung aus Kriegsgefahr alljährlich am 25. März einen „Gelobten Feiertag“ zu begehen. Am kommenden Sonntag, 23. März, findet um 10 Uhr der Festgottesdienst statt, bei dem sich Bürgermeister, Stadtrat und Kirchenverwaltung um den Altar versammeln und vom Pfarrer unter festlichem Glockengeläut das Gelöbnis verlesen wird. Im Anschluss zeigen im Pfarrheim ehemalige Mittelschüler einen Film über das Kriegsende in Amorbach, in dem sie vor 20 Jahren Zeitzeugen von damals befragten.
Autor:Stadt Amorbach aus Amorbach |
Kommentare