Freibad Adelsheim

Ruhestand Thomas Ehrler

Der Herr des Beckens sagt „Tschüss“ - Thomas Ehrler verlässt das Adelsheimer Freibad in den wohlverdienten Ruhestand

Im Jahr 1962 wurde das Adelsheimer Schwimmbad im idyllischen Brünnbachtal eröffnet, und seitdem hat es sich gerade an heißen Sommertagen zu einem wahren Lieblingsort für Menschen aus nah und fern entwickelt – von jung bis alt zieht es die Leute hierher. Doch es gibt wohl kaum jemanden, für den dieses Freibad so viel bedeutet wie Thomas Ehrler, der selber sagt, dass es keinen anderen Ort in Adelsheim gibt, wo er so viel Zeit in seinem Leben verbracht hat. Mit dem Ende der diesjährigen Freibadsaison 2024 geht auch der langjährige Bademeister Thomas Ehrler und mit ihm geht eine Ära zu Ende, dessen früheste Aufzeichnungen in das Jahr 1970 zurückreichen.
Bei den Aufräumarbeiten, die mit dem kommenden Ruhestand einhergehen, fand sich ein alter Stundenaufschrieb. Dieser dokumentiert, dass Thomas im Juni 1970 als Jugendlicher bereits 38 Stunden damit verbrachte, abends Papier und anderen Müll im Freibad aufzusammeln und so dafür sorgte, dass die Besucherinnen und Besucher am nächsten Morgen sich wieder über ein ordentliches und sauberes Freibad freuen konnten. Zudem war er in jener Zeit auch regelmäßig als Freibadbesucher und engagiertes DLRG-Mitglied vor Ort anzutreffen.
Doch bevor Thomas Ehrler im Jahr 1994 offiziell seinen Dienst im Freibad Adelsheim für die Stadt Adelsheim antrat, floss noch viel Wasser die Seckach hinunter. Nehmen wir uns also einen Moment Zeit und werfen einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Freibads – eine Geschichte, die alles andere als gewöhnlich ist. Ganz genau lässt sich nicht mehr sagen, wann in Adelsheim die Idee zur Errichtung eines Freibads geboren wurde. Schließlich gab es schon lange vorher mehr oder weniger offizielle Badestellen an der Seckach und der Kirnau. Doch die Idee, diese Badestellen irgendwann in eine richtige Badeanstalt zu überführen, lag auf der Hand. Konkret wurde es dann im Jahr 1949, als man beschloss, „dass der Volksfest-Gewinn nicht zur Füllung der Gemeindekasse, sondern der Gründung eines Fonds zur Errichtung eines Schwimmbades diene, dessen Bau in den nächsten Jahren in Angriff genommen werden soll.“ Ab dem Jahr 1950 stand das Adelsheimer Volksfest dann ganz im Zeichen dieses Projektes, was dadurch deutlich wurde, dass das Volksfest die Parole trug „Alles für das Freibad!“
In den folgenden 12 Jahren flossen nicht nur sämtliche Erlöse aus den Volksfesten in den Schwimmbad-Fonds, sondern es gab auch zahlreiche andere Aktionen, die zeigten, mit welchem Engagement die Adelsheimer Bürgerinnen und Bürger sich für das Freibad einsetzten. Ein Spenden-Thermometer am Adelsheimer Rathaus zeigte immer an, wie weit man noch vom Ziel „Baubeginn“ entfernt war. Die Spendenbereitschaft war enorm: Ob in Form von Geld, einem Damenfahrrad von der Firma Schimmel, 10.000 Bierbons der Bilettfabrik oder 60 Bonbonbeuteln der Firma Lichdi Lebensmittel für die Tombola – die Unterstützung war überwältigend. Fakt ist, dass das Adelsheimer Schwimmbad am Pfingstsonntag 1962 offiziell eingeweiht werden konnte, unter der Leitung von Reinhold Merkle, der auch als Begründer der DLRG Ortsgruppe gilt.
Knapp 30 Jahre später, nämlich im Jahr 1994 war man wieder auf der Suche nach einem Verantwortlichen für das Adelsheimer Freibad. Es war der damalige Kämmerer Günther Wörner, der Thomas Ehrler fragte, ob er sich vorstellen könne, die Verantwortung für das Freibad zu übernehmen. Obwohl Herr Ehrler gelernter Koch war, zögerte er nicht lange und trat am 1. März 1994 seinen Dienst im Freibad an. Doch bevor es an die netten Dinge gehen konnte – Eisverkauf, Badeaufsicht etc. – musste zunächst das Bad komplett gereinigt werden, denn das Jahrhunderthochwasser aus dem Dezember 1993 hatte auch dem Bad arg zugesetzt. Auch diese Aufgabe, nicht ganz zu vergleichen mit dem Ausmisten der Rinderställe des Augias, die der griechische Held Herkules zu bewältigen hatte, schreckte Thomas Ehrler nicht ab.
In den folgenden Jahren wurde er gewissermaßen zum „Mr. Freibad“ und das Freibad quasi sein Wohnzimmer, das er in den Sommermonaten nur zum Schlafen verließ. Denn neben der Badeaufsicht und der Betreuung der Technik kümmerte er sich auch um den Kiosk sowie die Reinigung der Umkleiden und Duschen. Außerdem war er ständiges Bindeglied zwischen Freibad und dem DLRG, die nicht nur die Schwimmausbildung im Freibad vornimmt, sondern auch bei der Badeaufsicht unterstützt. Während der Umbauphase 2001 bis 2004 war er zudem bei allen Planungen und Aktivitäten permanent eingebunden und sorgte dafür, dass nicht an der Praxis vorbei geplant und gebaut wurde.
Thomas Ehrler war der Fels in der Brandung, auf den sich das Freibad- Team und die Badegäste immer verlassen konnten. Seine freundliche und zugewandte Art, vor allem bei einem netten Pläuschchen am Beckenrand, wird vielen unvergesslich bleiben. Mit seinem Abschied verlieren wir mehr als nur einen engagierten Bademeister. Wir sagen von ganzem Herzen Danke und wünschen ihm einen wohlverdienten Ruhestand!
Text und Bild: Kevin Retlich