da war doch was - und Merkel war unsere Königin
„Wer von Euch weiß eigentlich was Ostern ist?“

- hochgeladen von Stefanie Baronin von Sachsen

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Es kam wie es kommen musste. Ich wurde unfreiwillig Zeuge einer kleinen Konversation zwischen einem netten älteren Herrn und drei Jugendlichen.
Die drei luden sich den gemeinsamen Einkaufswagen voll, als gäbe es kein Morgen, denn anscheinend hatten sie heute einen Freifahrtschein. Es ging zu wie in einem Gefechtsstand und ich dachte schon, die drei schmeißen gleich mit vollen Kartons um sich.
Es landete mit Windeseile alles im Wagen, was irgendwie mit Ostern zu tun hatte, selbst bei größtmöglichem Interpretationsspielraum. Der war gar nicht nötig, denn irgendwie ist um die Osterzeit überall ein Hase, mit einem Lächeln als stünde er permanent unter Drogen, draufgeklebt oder ähnliches.
Viel, viel zu viel, trotzdem gut – und auch schön - es gehört halt dazu, es ist Osterzeit!
Schokoladeneier, Süßigkeiten aller Couleur, kunterbunt, knallig leuchtend, silbrig glänzend, in Cellophan eingepackt und in überdimensionierten Kartons gepackt, mit dem erwähnten Hasen oder aufgedruckten niedlichen, lustig lachenden Hasengesichtchen und bunt angemalten Oster-Eiern.
Schrill, bunt, laut.
Nun entbrannte zwischen den dreien - passend hierzu - eine ebensolche Diskussion, wem denn genau was, vom zur Verfügung stehenden Etat, eigentlich dann gehören wird.
Der Berg war mittlerweile so groß, dass gerade etwas laut klatschend auf den Boden fiel.
Die drei schauten auf, als sie die, mit ruhiger tiefmännlicher freundlicher Stimme, gestellte Frage hörten:
Wer von Euch weiß eigentlich was Ostern ist?
Autsch. Gute Frage! Oder eher doch nicht? Weiß doch jeder, oder etwa nicht? Ich dachte mir schon, oha, jetzt kommt es! Ich stellte mich schon auf Schnappatmung um.
Es wurde noch verheerender.
Der eine sagte: „Ist mir doch egal, es gibt Osterferien! Hauptsache, ich muss nicht in Schule. Und ja, Jesus wurde enthauptet!“.
Der andere erwiderte stolz: „Quatsch, der wurde an Ostern geboren, du Blödel, Mann! In jedem Fall kommt Oma an Ostern immer zu Besuch und es gibt Geschenke“.
Der dritte im Bunde, mit auffällig schwarzen dichten Locken, sagte ganz ruhig: „Bei uns zuhause wird das nicht gefeiert, aber ich finde es schön“.
Tja, so einfach und treffend kann doch auch eine Antwort sein.
Ich bin weitergelaufen und dachte nur: „Oha – ist das jetzt die Ausnahme?
Haben sich die drei Bengel gerade eben einen Scherz erlaubt, zur eigenen Belustigung?“, denn clever sahen die drei schon aus.
Oder wollten sie als Dreierpack einen Beitrag für die Unterhaltung der kleinen Allgemeinheit leisten, die an den umstehenden Regalen etwas suchten, um es dann herauszupicken und gemächlich und langsam in den Einkaufswagen zu legen.
Ich traute mich nicht frontal zu erforschen, was bei den anderen umstehenden sich gerade im Gesicht abspielte, aber ich meinte, ich habe etwas im Augenwinkel erhaschen können, das wie ein Kopfschütteln aussah.
Eine andere Dame gluckste und stieß, stoßartig wie ein wütender Puma, einen Luftstrom aus.
Ein anderer Herr, den ich trotzdem als solchen bezeichnen will, war unberührt, wahrscheinlich verstand er gar nichts.
Der ältere Herr lief mir danach nochmal über den Weg und ich meinte den Hauch eines zufriedenen Lächelns zu sehen, anscheinend hat ihn an diesem Tag nichts belastet, weder, dass es heute draußen für die Osterzeit noch kalt war und auch nicht, dass er auf seine Osterfrage keine Osterantwort bekommen hat.
Oder hat er die vielleicht bekommen. Was war gleich nochmal an Ostern?
Ich umreiße jetzt absichtlich weder die christlichen oder jüdischen Ursprünge mit germanisch-keltischen, oder babylonisch-assyrischen und anderen altorientalischen Einflüssen oder die heidnischen oder römischen Bräuche oder die allgemein geschichtlichen Hintergründe, auf denen Ostern beruht.
Ostern ist für viele etwas Besonderes, etwas was behütet, geschützt und gelebt werden will und genau als das, soll es auch respektiert werden.
An Ostern wird es wieder warm und es blühen die letzten traumhaft schönen cherry blossoms, sakura, diese winzig kleinen weißen Kirschblüten, die auf der ganzen Welt bekannt sind und sich oftmals gerne als Dekor auf einer schönen Teetasse finden.
Die erhabenen prachtvollen Magnolien sind voll erblüht und dominieren jede stolze Wohnstraße oder wunderbaren Garten, wenn Sie dort das tun dürfen, für das sie anscheinend geboren sind, schön zu sein und Freude zu schenken. Ein Innehalten. Zumindest für den Moment.
An gefühlt fast jedem Strauch hängen die bunten Ostereier vom Vorjahr, nachhaltig, die überdauern wahrscheinlich Jahrhunderte.
Farbige Ostergestecke oder hölzerne anmutige Osterinterpretationen stehen vor den Haustüren und man geht auf den Friedhof. Kinder suchen Ostereier im Garten. Halberwachsene und so mancher Großer bekommt immer noch ein liebevoll, mit allerlei Leckereien vollgestopftes Osterkörbchen.
Es gibt nur jetzt die kleinen flachen Fondant-Eier, die kühlschmelzend und so irrsinnig süß, jedem schon beim Hinsehen, ein weiteres Pfund auf die Hüften zaubern.
Gründonnerstag gibt es Spinat und Spiegeleier, am Karfreitag gibt es Fisch aus dem Sud mit Kartöffelchen und zerlassener Butter. In Holland, das sei erwähnt, sagt man zum Karfreitag „goede vrijdag“ („Guter Freitag“) und hier isst man holländisch-traditionell natürlich auch Fisch, wie übrigens an jedem Freitag, das ganze Jahr über.
An den Osterfeiertagen gibt es Lamm oder sonst etwas festliches, denn es kommt die Familie zusammen oder Freunde treffen sich. Oder man geht alleine, oder zu zweit oder sonst wie, auf die völlig überfüllten Ostermärkte, die von fleißigen Händlern jedes Jahr aufgebaut werden.
Alle sehen sich und freuen sich miteinander, dass man gemeinsame Werte und Familientraditionen und eben Ostern hat, und dass man sich eben einfach wieder sieht und zusammen ist.
Wie jedes Jahr. Solange man denken kann, das gehört dazu.
Mancher geht fleißig in die Kirche, so oft wie das ganze Jahr nicht, mancher schaut sich schöne Jesusfilme an, die immer an Ostern kommen, mancher mäht am Samstag noch schnell den Rasen, andere machen gar nichts.
Und alles ist völlig in Ordnung.
Egal, was genau Ostern in mancher Augen ist oder eben nicht, egal, ob man es schätzt oder nicht, das Osterfest gehört hier zu uns und das ist auch gut so.
Ostern ist gefühlt seit Kindertagen schon immer da und so soll es auch sein, mit völlig überteuerten Goldosterhasen, die gefühlt auch schon immer da waren. Und jeder weiß, dass diese Dinger mit Ihren roten Bändchen, aus den nicht verkauften Schokoladenmännern von Weihnachten produziert werden.
Das ist natürlich völliger Unsinn, aber das Gerücht hält sich eisern.
Hoffentlich so eisern, wie wir an unseren Traditionen, Brauchtümern und unserem Glauben festhalten.
Denn diese gehören nun mal zu uns, und sie sind und bleiben durch uns lebendig, dürfen von jedem mitgefeiert werden, auch wenn mancher keine Ahnung hat, woher sie eigentlich kommen oder was Ostern ist. Auch das spielt keine Rolle, solange sie einfach sein dürfen.
Das ist der Punkt.
Ohne Erläuterung, Erklärung oder gar langatmiger Rechtfertigungsarien. Wem es nicht passt, der soll wegschauen. Ostern - mit allem drum und dran - ist für die, die Ostern lieben, ganz einfach.
An einem Gemüsestand beschwere ich mich auch nicht, dass da irgendwelche fremdartigen Gemüse angeboten werden und fühle mich auch nicht diskriminiert, nur weil ich die knorrige komisch aussehende Knolle nicht kenne oder zuhause nicht verwenden kann. Kein Gemüsehändler käme auf die Idee, das ein oder andere wegzuräumen, nur weil es manchen nicht passt oder gar verdrängt werden soll, weil es in deren Weltbild nicht, oder noch nicht, vorhanden ist.
Die Freiheit eines eigenen Weltbildes steht jedem einzelnen Bürger zu, jedem.
Friedlich nebeneinander, gerne mit einem offenen Auge für andere Kulturen und Brauchtümer, um vielleicht sogar Gefallen daran zu finden und zu erkennen, dass es Spaß und Freude oder stille Einkehr und Reflektion bringt – und das gilt für beide Seiten.
Das ist unsere Verantwortung, von jedem einzelnen von uns. Wie er mit Ostern und dem dazugehörigen Schokoladenkoma umgeht, vor allem, wenn er unsere kleinen und großen Kultur- und Glaubens-Schätze bewahren und lebendig erhalten will.
Wir selbst sind dafür zuständig und das ist doch wundervoll.
Ja, Wunder geschehen immer wieder. Und richtig, wo genau stand das nochmal geschrieben? Oder war das nur ein Schlagertitel oder ist es ein Hauch von Wissen und Urvertrauen, welche tief in uns verwurzelt sind?
Ob man nun glaubt oder nicht, ob man alles sicher weiß - abgesehen vom Wunsch, der ungekrönte König des Allgemeinwissens zu werden - ist in erster Linie völlig egal, es spielt keine Rolle.
Denn hinter dieser Größe steht Liebe und Urvertrauen in die Welt und sein eigenes kleines Universum, das hoffentlich viel Raum und Platz für Traditionen aus allen Herrenländern hat, und selbstverständlich unverrückbar und diskussionslos – und so sollte es vornehm sein – für die eigenen.
Autor:Stefanie Baronin von Sachsen aus Wertheim |
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