Von quirligen Gänseküken, tagaktiven Katzen und Brennholz sammelnden Hunden am Hochwasser führenden Main
Zugegeben der Tag zuvor war schöner, sonniger und fast vorfrühlingshaft.
Am Mittwoch(14.01.2015) dagegen präsentierte sich der Odenwald-Himmel bewölkt und zeitweise goss es minutenlang in Strömen, so am späten Nachmittag in Wertheim zwischen Tauber und Main.
Das kleine Städtchen im Norden Baden-Württembergs hatte an einem unscheinbaren Januar-Nachmittag aber dennoch so manche Überraschung parat.
An der evangelischen Stiftskirche wurden die Christbäume entsorgt - dies war ein Beispiel unter vielen Szenen, dass gerade ein Übergang stattfindet - ein deutlicher Hinweis auf die nachweihnachtliche Zeit zwischen Dreikönig (06.01.) und Märiä Lichtmess (02.02), aber auch ein Indiz für den heuer kürzeren Fasching.
In der Innenstadt gab es Sonderangebote bei Kleider-, Schuh- und Schmuckgeschäften. "Sale" war überall zu lesen. Zum Verweilen luden die attraktiven Waren und reduzierten Preise aber noch nicht so recht ein. Schuld daran wäre sicherlich das Wetter, wie eine Ladenbesitzerin betonte.
Denn zum Stadtbummeln brauche es bekanntlich auch Sonne und Wärme als Kaufanreiz. Auch eine ausreichende Zeit zum Shopping schienen viele Stadtbesucher nicht so recht zu haben.
Anrückendes Hochwasser
Am Main selbst verwiesen Absperrungen auf das allmähliche anrückende Hochwasser.
Ein Nilgänse-Paar ließ sich mit seinen drei kleinen, wohl erst eine Woche alten Küken nicht davon abhalten, im Uferbereich nach Gras und anderen angeschwemmten, fressbaren Dingen Ausschau zu halten. Schon ein wenig bedrohlich sah es in der Tat aus, wie das junge Küken-Trio so auf dem Rasengrün am vorbeieilenden Hochwasser vorbei promenierte.
Der aufkommende, kalte Januar-Wind veranlasste so manche Besucher wieder in die Innenstadt flüchten. Doch auch hier pfiff die eine oder andere fast eisige Böe durch Winkel und Gassen. Manche Frisur war nicht mehr so wie vorher: vom Winde verweht und zersaust zeigte sich die einstige Haarpracht von Stadtbesuchern.
Ein Hunde-Herrchen kam gerade mit seinem Begleiter vom Main zurück und hatte eine kleine Ausbeute dabei: angeschwemmte Holzästchen trug der muntere Vierbeiner im Mund eingezwängt, sein Herrchen strahlte und meinte: "Das macht er immer so, wenn wir unterwegs sind!"
Geheimtipp Café
Ein kleiner Andrang herschte in Steh- und Altstadtcafés. Faschingskrapfen und andere "süße Versuchungen" lockten Kaffee-und Kuchen-Liebhaber an. "Schnell hinein und weg von Kälte und Lärm in der Fußgängerzone!" - das werden sich manche Stadtbesucher gedacht haben. Denn heftiger Baulärm ertönte immer wieder von einem, mit einem Kran bestückten und mit grünen Planen verhüllten Sanierungs-Ensemble.
Hoffnungsschimmer
Kleine Farbtupfer leuchteten in Form von jungen Primeln oder gepflanzten Stiefmütterchen von Schaufenster-Auslagen oder aus Park-Rabatten. "Wann kommt die Sonne zurück? Wann wird es endlich Frühling?" Das waren Gedanken im Vorbeigehen und beim Betrachten der rot-gelb-blauen Frühblüher-Pflanzen.
Eine Katze versteckte sich ungetarnt in einem Hagebutten-Strauchwerk und gab alsbald - nach wenigen Minuten - ihre Jagdversuche auf Mäuse oder Vögel auf. Ob sie von Passanten bei ihrem Vorhaben gestört worden war?
Bald heimwärts
Vom einsetzenden Regen ließ sich dagegen ein städtischer Mitarbeiter nicht stören und mähte altes Gras auf einer Mauer.
Zielstrebig zogen die Passanten, mit Regenschirmen bestückt, von der Innenstadt kommend, am Rathaus vorbei, über die schwingende Tauber-Fußgängerbrücke heimwärts in warme Wohnungen.
Unermüdlich jedoch waren noch Enten und Gänse an der ruhig dahin fließenden Tauber zugange und fischten nach vitaminreichem, angeschwemmtem Grünzeug.
Binnen weniger Minuten rückte die kühl-feuchte Januardämmerung heran, die nicht so imposant war wie am Tag zuvor und eine kommende kalte Nacht ankündigte.
Autor:Roland Schönmüller aus Miltenberg |
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