Der vierte Advent in Wertheim
Unser mittelalterlicher Weihnachtsmarkt

An alle Leser,

Anbei eine Geschichte, die ich diese Woche geschrieben habe, kurz vor dem schrecklichen Attentat in Magdeburg. Dazu unser aufrichtiges Beileid an alle Betroffenen und an der Stadt Magdeburg.

Nun habe ich gezweifelt ob ich diese lustige Geschichte veröffentlichen sollte. Dann habe ich mir aber überlegt, dass wir uns unsere Kultur und unsere Freude nicht nehmen lassen dürfen. Weihnachten ist ein Fest der Freude und der Besinnung, aber auch ein Fest wo man das Licht und den Humor genießen darf. Es wäre nicht richtig, wenn wir uns unser Licht, unser Lachen und unsere Liebe nehmen lassen würden. Daher meine Entscheidung diese Geschichte heute trotzdem zu veröffentlichen. Meine Frau Stefanie und ich wünschen allen frohe Weihnachten. Lasst uns zusammen halten und der Dunkelheit mit unserem gemeinsamen Licht entgegentreten. 

Der vierte Advent.

Das Wetter? Grau.
Der Main? Kalt wie eine Schwiegermutter.
Der Baron? Hochmotiviert.
Die Baronin? Mäßig begeistert.
„Gerardus“, sagt sie scharf wie ein Skalpell,
„du wirst dich benehmen, sonst sägst du nächstes Jahr den Baum mit deinen Zähnen.“
„Mein Engel“, antwortet der Baron,
„Ich bin Holländer. Benehmen fließt in meinem Blut.“

Und so marschieren sie los.
Hinab vom noblen Hofgarten,
der wie eine Burg über der Wertheimer Mainschleife thront,
die Baronin edel wie eine Burggräfin,
der Baron wie ein fröhlich wankender Grizzly,
ein Bierfass auf zwei Beinen,
im wild zerknitterten Pelzmantel,
bereit, das Mittelalter zu erobern.

Der Markt – Willkommen im Chaos

Kaum sind sie unten am Mainvorplatz,
öffnet sich ein Portal in eine andere Zeit.
Fackeln flackern, der Rauch von Fleischspießen
tanzt mit dem Glühwein-Dunst,
ein Schmied hämmert,
Kinder kreischen, ein Gaukler jongliert mit Messern.

„Heimat!“ ruft Gerardus.
„Ich fühle mich wie zu Hause!“
Stefanie rollt die Augen so weit,
sie könnte damit Kieselsteine schleifen.
„Gerardus, wir sind hier, um zu GUCKEN. Nur gucken!“

Doch der Baron hört nichts mehr.
Der Schmied schlägt einen Hammer auf das glühende Eisen.
Gerardus prescht los.
„Meister! Gib mir den Hammer!“
„Nein!“ schreit der Schmied.
Zu spät.
Der Baron, ein Herz aus Gusseisen und Rotwein,
greift das Werkzeug und beginnt zu „helfen.“
„ICH SCHMIED EUCH EIN SCHWERT, WERTHEIM!“ brüllt er.
Funken sprühen. Der Schmied weint.

Der Schwertkampf – Ein Drama in drei Akten

Der nächste Halt:
Die Schwertkämpfer-Arena.
„Gerardus, NEIN!“ ruft Stefanie.
Zu spät.
Der Baron reißt einem Ritter das Holzschwert aus der Hand.
„Komm, du Lump, kämpfe mit mir!“
Der Ritter zögert.
Der Baron taumelt.
Ein Kind schreit: „Mama, der Mann ist besoffen!“
„Halt dein Maul, kleiner Prinz! Ich rette hier die Ehre des Hauses Sachsen!“
Er schwankt nach vorn,
stolpert,
und rammt das Schwert in den Schlamm.
„Treffer!“ ruft er stolz,
als hätte er Excalibur erobert.

Stefanie zieht ihn weg.
„Noch EIN Chaos, Gerardus, und ich kauf dir ein Zimmer im Kerker!“
„Dann bring Glühwein mit“, murmelt er.

Die Met-Taverne – Der Abstieg in den Wahnsinn

„Nur ein Becher Met“, fleht er.
„Und dann benehme ich mich, ich schwöre auf meine Vorfahren.“
Stefanie lässt ihn.
Fehler.
Der Baron trinkt wie ein ausgehungertes Rentier.
Ein Becher. Zwei. Drei.
Die Barden singen,
der Baron tanzt.
„KOMMT HER, MINNESÄNGER, ICH BIN EUER HERR!“ brüllt er.
Ein Gaukler schaut irritiert,
Stefanie sinkt in sich zusammen.
„Das ist kein Baron, das ist ein Tollwütiger“, murmelt sie.

Das Armbrust-Massaker

Natürlich – der Armbruststand.
Der Baron grinst breit wie eine alte Scheune.
„Stefanie, ich zeige dir, was es heißt,
ein wahrer Mann zu sein.“
Er wankt, lädt die Armbrust und…
„SCHUSS!“
Der Pfeil fliegt,
zielt,
und trifft die Fackel eines unschuldigen Würstchenverkäufers.
Sie kippt. Ein Tisch brennt.
Gerardus streckt die Arme aus:
„ICH BIN ROBIN HOOD!“

Stefanie schnappt nach Luft.
„Du bist der verdammte Feuerteufel!“

Das Geschenk-Drama

Nach dem vierten Becher Met und zwölf „Ermahnungen“
bemerkt Gerardus plötzlich:
„Stefanie! Ich habe KEIN Geschenk für meine Stefanie!“
Er denkt kurz nach,
die Synapsen zünden mühsam wie ein Ofen voller kalter Kohle.
„Ich lenk sie ab“, murmelt er,
schaut zum Gaukler.
„DU! Bring sie zum Lachen, oder zaubere sie weg!“
Der Gaukler nickt. Stefanie wird belagert von Jonglierbällen und blöden Witzen.

Gerardus rennt davon und stürzt sich
auf einen Schmuckstand.
„SCHMUCK, FRAU! WAS SCHÖNES, und nicht so billig!“
Die Verkäuferin zuckt zusammen.
„Das hier“, sagt sie,
und schiebt ihm einen rostigen Anhänger rüber.
„Fantastisch!“ brüllt der Baron.
„Kunst! Ein reines Kunstwerk!“

Das große Finale – Liebe im Chaos

Er findet Stefanie wieder,
die ihm misstrauisch in die Augen blickt.
„Gerardus, was hast du getan, wo bist du gewesen?”
Er überreicht ihr das „Geschenk“.
Ein Anhänger fällt zu Boden und zerbricht.
„Es ist… ein Symbol unserer Ehe“,
nuschelt er stolz.
Stefanie starrt ihn an,
dann lacht sie.
Sie lacht so sehr,
dass ein Ritter vor Schreck vom Pferd fällt.

„Gerardus“, sagt sie schließlich,
„du bist ein Desaster. Aber du bist MEIN Desaster.“
Der Baron hebt seinen Becher.
„Auf uns, Stefanie. Auf den vierten Advent,
und auf Wertheim – das ich heute offiziell
ins Chaos gestürzt habe.“

Und so stehen sie da,
ein Baron mit Met auf dem Mantel,
eine Baronin mit einem rostigen Anhänger,
und irgendwo im Hintergrund heult der Würstchenverkäufer,
weil sein Tisch immer noch raucht.

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