Der Wertheimer Weihnachtsmarkt
Eine Glühwein-Operette in drei Akten
Akt I: Die Ankunft
Wertheim leuchtet,
Lichterketten wie Discokugeln im Advent –
der perfekte Ort für Gerardus Baron von Sachsen,
den Meister der feinen Klinge
und des noch feineren Glühweins.
„Stefanie, pack die Handtasche!
Es wird Zeit, diesem Markt zu zeigen,
wie Holländer feiern.“
Die Baronin nickt,
schon leicht misstrauisch,
denn sie kennt ihn,
diesen Mann,
dieses wandelnde Chaos im Samtmantel.
Der Markt –
vollgestopft wie ein Rudel Pinguine.
Kinder schreien,
Erwachsene trinken,
und irgendwo heult ein Hund.
„Gerardus, lass uns die Atmosphäre genießen!“
Doch der Baron?
Schon auf der Jagd,
direkt zum ersten Glühweinstand:
„Zwei mit Schuss, bitte,
einen für mich,
und einen für meine göttliche Liebe,
die singt wie ein Engel,
sobald sie Rum im Blut hat.“
Er grinst,
die Baronin seufzt,
und das Chaos beginnt.
Akt II: Die Eskalation
Eine Stunde später –
Gerardus,
ein Philosoph des Pegels,
hat schon die halbe Karte durchprobiert:
Apfel-Zimt, Kirsche, Feuerzangenbowle,
und irgendwas mit Chili,
das ihn kurz glauben lässt,
er könne fliegen.
„Stefanie!“ ruft er,
mit dem Stolz eines Mannes,
der alles verlieren könnte –
außer seinen Humor.
„Lass uns die Karussells erobern!
Ich bin bereit, König der Kinder zu werden!“
„Du bist doch kein Kind!“
„Aber betrunken wie ein Baby auf Glühwein!
Und das zählt!“
Und bevor die Baronin reagieren kann,
steht er schon in der Schlange
für das altehrwürdige Holzpferd-Karussell,
einen Glühwein in jeder Hand,
und der Hut schief wie seine Moral.
Die Kinder?
Schreien.
Die Eltern?
Fassungslos.
Gerardus?
Strahlt wie ein Weihnachtsbaum:
„Los geht’s, ihr Lümmel,
ich zeig euch, wie man das Leben genießt!“
Akt III: Der Absturz
Der Abend dunkler,
die Stimmung heller.
Stefanie, mittlerweile
blau wie die Weihnachtsdeko,
lacht so laut,
dass selbst der Weihnachtsmann
eine Augenbraue hebt.
„Gerardus, hör auf mit dem Unsinn!“
„Unsinn? Unsinn??? Das ist Kunst!
Sieh dir diesen Stand an,
er verkauft Kerzen,
die nach Wurst riechen.
Wurstkerzen!
Das ist Poesie, Stefanie, reine Poesie!“
Ein paar Stunden später,
nach fünf weiteren Glühwein,
drei Tüten gebrannten Mandeln
und einem kurzen Streit
mit dem Lebkuchenmann,
ist der Baron auf einer Mission:
„Stefanie, wir brauchen Souvenirs!
Ich kauf diesen ganzen Stand leer,
und morgen sind wir Millionäre!
Vertrau mir!“
Doch der Standbesitzer,
ein Veteran der Marktsaison,
lässt sich nicht beeindrucken:
„Hören Sie, Baron,
Sie können hier nicht einfach
mit Glühwein bezahlen.“
„Was? Kein Glühwein?
Das ist doch die Währung der Seele!“
Epilog: Der Kater
Die Uhr schlägt 11.
Der Baron und die Baronin,
wie zwei gefallene Engel,
finden sich vor einem Stand wieder,
auf dem ein Schild prangt:
„Katertee – Nur 2 Euro.“
„Gerardus,“ flüstert Stefanie,
„was ist passiert?“
„Ich glaube, wir haben Weihnachten
neu definiert.“
„Und wo ist unser Auto?“
„Vielleicht bei der Wurstkerze.“
Sie trinken den Tee,
blicken auf die leeren Glühweinbecher,
und Gerardus flüstert:
„Das war Kunst.
Und Morgen machen wir’s wieder.“
Autor:Gerardus Wilhelmus Theodorus Cornielje Baron von Sachsen aus Wertheim |
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