Weihnachtsmarkt und Männerschnupfen
50 Grad Fieber aus meiner Sicht
Es kam wie es kommen musste!
Zu viel gefeiert, zu viel Glühwein und zu viel „ Hans-Dampf-durch-alle-Gassen“! Aber egal, schließlich ist Wertheimer Weihnachtsmarkt, schillernd bunt und klirrend kalt. Das am Abend liebevoll gehauchte, fast schon hellseherische „Schatz, mach Deinen Schal besser zu“, verhallte ungehört im Dunst von dampfendem köstlichen Glühwein, lachen, treiben, tun und in allerlei Köstlichkeiten, welche, ach so verlockend an wirklich jeder Ecke des Wertheimer Weihnachtsmarktes förmlich auf den Baron und sein ungestümes Wesen warten, nein, geradezu nach ihm lechzen.
Das war mehr als eine Erwartung, das war heute eine Mission, die gewissenhaft und pflichtbewusst und voller Inbrunst erfüllt werden musste!
Der Morgen danach.
Es fing schon an, mit dem bekannten - ungewohnt leise - fast schon krächzenden „Guten Morgen Schatz, wie geht’s dir?“
Ich wusste, das war das Signal. „Wie geht es denn dir, mein Schatz?“ Ohne mir anmerken zu lassen, dass ich die Reaktion natürlich kenne und seine Antwort so glasklar sein wird, wie die brillanteste Skulptur aus unserem Glasmuseum und es mir nicht mal ein zartes verräterisches Zucken abverlangen würde, hörte ich: „Ich glaube, ich werde krank!“
Ach so, na, das ist ja mal wieder was ganz überraschendes.
Obwohl ich es kommen sah, schaltete ich sofort um auf den „HILFE-MEIN-MANN-IST-KRANK-MODUS“. Die Posaunenchöre frohlockten schon vorm Himmelstor, der Himmel verdunkelt sich und ich fange sofort an alle Sterbe-Sakramente zusammen zu klauben: Vitamin C, Ingwerdrops und heißen Tee.
„Schau mal, mein armer Schatz, das tut dir gut, guck mal, ob du das schon trinken kannst, warte ich puste noch ein wenig“.
Er sieht eigentlich ganz putzig aus, wenn er so daliegt und sicher ist, dass der Sensenmann ihn gleich holt, aber bei 37.6 Temperatur und ein klein wenig verschnupfter Nase ist wohl eher etwas anders angesagt, in jedem Fall kein chillen, für mich!
Ich renne den ganzen Tag hin und her, um immer dafür zu sorgen, dass die letzte Ölung sofort geschehen könnte und um ihm, in nie müde werdender fast schon hypnotischer Wiederholung beizupflichten, wie krank er doch sei und wie unendlich er leidet und meiner Liebe sicher sein kann.
Er bekommt alles was er wünscht an diesem Tag, wird gehegt und gepflegt, dass selbst die Englein, die sich schon am Fußende seines Bettes niedergelassen haben anfangen zu grinsen. Und ich? Ich bin zufrieden, wie einfach das Lebens-Rezept „Wie-mache-ich-meinen-Mann-gesund-und-glücklich“ funktioniert.
In großer Demut und Dankbarkeit, dass es „nur“ ein Männerschnupfen war, räume ich die Schüssel mit dem letzten Tropfen frisch gekochter Hühnersuppe weg und frage mich, wie lange es wohl dauert, bis er fragt, ob ich meine, dass er wieder stark genug werden könnte, das kommende Wochenende nochmal auf den Weihnachtmarkt zu gehen.
Da höre ich schon von weiter Ferne: Schaaaatz, ….was meinst Du….?
Autor:Stefanie Baronin von Sachsen aus Wertheim |
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